11.11.2014 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Attendorner Spezialarmaturen GmbH stellt den Geschäftsbetrieb ein

Attendorner Spezialarmaturen stellt Geschäftsbetrieb ein

Der Gläubigerausschuss im Insolvenzverfahren der Fa. Attendorner Spezialarmaturen GmbH hat die Einstellung des Geschäftsbetriebes zum 30.11.2014 beschlossen.


Den ursprünglich ca. 120 Mitarbeitern wird der Übergang in eine Transfergesellschaft angeboten.

 

Das Insolvenzverfahren der Fa. Attendorner Spezialarmaturen GmbH war aufgrund eines Eigenantrages am 18.06.2014 in Gang gekommen und am 1.8.2014 durch Beschluss des AG Siegen eröffnet worden. Rechtsanwalt Klaus Siemon wurde zum Insolvenzverwalter bestellt. Der Geschäftsbetrieb wurde seit dem 18.06.2014 durch den Insolvenzverwalter fortgeführt und zwar im Insolvenzantragsverfahren mit den 120 Mitarbeitern und ab Eröffnung des Insolvenzverfahrens mit ca. 80 Mitarbeitern. Nach Überwindung der anfänglichen Liquiditätsengpässe lief der Geschäftsbetrieb störungsfrei und war ausgezeichnet finanziert. RA Klaus Siemon: „ Wir haben uns unter Ausnutzung insolvenzspezifischer Instrumentarien nach einer kurzen Anlaufphase, in der ein Massekredit zur Verfügung stand, vollständig aus Eigenmitteln finanziert“. 


Wichtige Kunden standen in dieser Phase zum Unternehmen und es wurden Umsätze bis zu 500 T€ im Monat erzielt, wobei die Monate Juli und August am stärksten verliefen und zu insolvenzspezifischen Überschüssen für die Insolvenzmasse beitrugen. Der Insolvenzverwalter dazu: „ Die Kunden versuchten in den Monaten Juli und August 2014 ihr Belieferungsrisiko, welches durch die Insolvenzsituation bei ASA entstand, zu decken. Dies führte zu Vorzieheffekten, weil die Kunden Waren auch in größeren Stückzahlen bestellten, die den Bedarf der Kunden zT bereits für das Jahr 2015 und darüber hinaus abdeckten“.


In den Folgemonaten ließ dieser Effekt nach und die monatlichen Umsätze sanken auf ein Niveau, welches negative Ergebnisse  zur Folge hatte. In diesen Monaten wurden die Ursachen der Insolvenz sichtbar, die letztendlich auch die Einstellung des Geschäftsbetriebes zum 30.11.2014 zur Folge hatten. RA Siemon: „Die Auftragsvolumina sind deutlich zu kleinteilig. ASA wäre aufgrund der vorhandenen Kapazitäten in der Lage in industrieller Massenproduktion zu fertigen, aber die Losgrößen liegen bei wichtigen Kunden auf dem Niveau eines Handwerksbetriebes. Damit lassen sich die enormen Fixkosten nicht erwirtschaften und die Führung des Geschäftsbetriebes ist unrentabel. In der Vergangenheit wurde es versäumt, die Produktionskapazitäten diesen Gegebenheiten anzupassen oder alternativ neue, ertragreichere Kundenpotenziale zu erschließen“. Der Insolvenzverwalter verwies noch darauf, dass diese Kundenpotenziale vielfach in Schwellenländer abgewandert sind.

 

Im Auftrag des Insolvenzverwalters wurde seit Juni 2014 eine Investorensuche geführt, die jedoch nicht zu einem einzigen Übernahmeangebot für die ASA kam. RA Siemon: „Wir haben über 6 Monate hinweg durch sehr versierte M&A Experten insgesamt 54 strategische Investoren und 64 Finanzinvestoren angesprochen, um Übernahmeinteressenten an die ASA heranzuführen. Das Ergebnis ist ernüchternd. Es gab nicht ein einziges Angebot“. RA Siemon zu den Ursachen für diese Entwicklung: „ Die mit dem Kundenstamm erzielbaren Umsätze lassen es nicht zu, die Übernahme der vorhandenen Produktionskapazitäten zu finanzieren. Das Missverhältnis ist gravierend, so dass sich kein Interessent gefunden hat“. Auch kleinere Lösungen wurden geprüft und mit einzelnen Interessenten erörtert. Als tragfähig erwiesen sich diese nicht.

 

Zur Situation der Arbeitnehmer sagte Siemon: „ Die Schließung ist für die Arbeitnehmer sehr bedauerlich. Die Arbeitnehmer haben sich sehr positiv eingebracht und zu ihrem Unternehmen gestanden. Uns blieb leider nur die Möglichkeit durch Einrichtung einer Transfergesellschaft, den Arbeitnehmern beim Übergang in andere Beschäftigungsverhältnisse eine kleine Hilfestellung zu geben“.

 

Der Insolvenzverwalter äußerte aber die Erwartung, dass durch eine sachgerechte Verwertung der Immobilie andere, neue Arbeitsplätze am Standort in Attendorn entstehen werden. Die Immobilie weist eine Fläche von ca. 45.000 qm auf und ist in bester Lage in einem Industriegebiet in Attendorn gelegen. Mehrere große Industrieunternehmen, die in ihren Bereichen Weltmarktführer sind, liegen in unmittelbarer Nachbarschaft. Es hat bereits ein sehr reges Interesse an der Immobilie gegeben und zwar von strategischen Investoren, aber auch von Finanzinvestoren. Siemon: „ Wir werden national und international nach geeigneten Interessenten suchen und erwarten, dass dort in Attendorn neue Arbeitsplätze entstehen werden“.

 

Als Interimsmanager ist für den Insolvenzverwalter Herr York Eymelt, Rechtsanwälte Alpmann Fröhlich, Emsdetten, im Unternehmen tätig gewesen. Die Begleitung des Insolvenzverwalters in den rechtlichen und steuerrechtlichen Angelegenheiten des M&A Prozesses und zur Vorbereitung der Immobilientransaktion erfolgt durch das Team der P+P Pöllath + Partners, Rechtsanwälte und Steuerberater, Frankfurt/Main, federführend durch Frau Rechtsanwältin Katharina Reuther (Corporate/M&A). Den Investorenprozess haben im Auftrag des Insolvenzverwalters die K & H Business Partner GmbH, Stuttgart, die Herren Kunz und Piscol, geführt. Die arbeitsrechtlichen Angelegenheiten hat die Anwaltskanzlei Siemon, die Rechtsanwälte Thomas Jahn und Jürgen Börner, betreut.


Bild: © M. Rice

Wollen Sie umgehend informiert werden, wenn es Neuigkeiten zu diesem Verfahren gibt?


Testen Sie kostenfrei und unverbindlich 3 Tage lang diese Funktionalität - zum Beispiel über unser "Risk-Paket" - und wir benachrichtigen Sie, sobald zum Verfahren neue Nachrichten oder neue Beschlüsse vorliegen.


Jetzt zur Paketauswahl