Automobilzulieferer Boryszew startet Neuaufstellung für zwei deutsche Gesellschaften
Boryszew Oberflächentechnik Deutschland aus Prenzlau und Boryszew Formenbau Deutschland aus Doberschau beantragen Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung
Die Boryszew Oberflächentechnik Deutschland GmbH aus Prenzlau stellt sich im
Rahmen eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung neu auf. Die
Schwestergesellschaft, die Firma Boryszew Formenbau Deutschland GmbH mit Sitz
in Doberschau, hat ebenfalls einen Antrag gestellt. Das Amtsgericht Neuruppin
hat beiden Anträgen heute entsprochen und die vorläufige Eigenverwaltung
angeordnet. Ingo Thurm und Dr. Oliver Liersch von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH
verantworten als Sanierungsgeschäftsführer (CRO) die Neuaufstellung.
Zusammen mit dem Sanierungsteam werden die beiden Rechtsanwälte die
Restrukturierung der beiden Gesellschaften umfassend operativ und strategisch
begleiten sowie rechtlich beraten. Im Rahmen der Betriebsfortführung wird das
Sanierungsteam von der MESTA Consulting GmbH unterstützt. Rechtsanwalt Silvio
Höfer von der Anchor Rechtsanwaltsgesellschaft mbH wurde vom Amtsgericht
Neuruppin für beide Gesellschaften zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Er
übernimmt die gerichtliche Aufsicht des Restrukturierungsprozesses, um die
Interessen der Gläubiger zu wahren.
Weitere Unternehmen der international tätigen Gruppe haben keine
Insolvenzanträge gestellt, das gilt insbesondere für die Muttergesellschaft,
die Boryszew Kunststofftechnik Deutschland GmbH.
Die Eigenverwaltung ist ein gerichtliches Sanierungsverfahren zum Erhalt von
Unternehmen. Die Geschäftsführung bleibt dabei im Amt, führt die Gesellschaft
selbst durch das Verfahren und wird von Restrukturierungsexperten unterstützt.
Geschäftsbetrieb wird fortgeführt
Der Geschäftsbetrieb beider Unternehmen läuft nahtlos weiter. Bestehende und
neue Aufträge werden wie gewohnt bearbeitet. Die Gehälter der insgesamt mehr
als 265 Mitarbeiter werden ebenfalls weiter ausbezahlt. Das sogenannte
Insolvenzgeld sichert die Ansprüche für drei Monate.
Die beiden Betriebe sind als Zulieferer in der Herstellung von
Kunststofftechnik und dem Formenbau für zahlreiche Automobilhersteller tätig
und von den derzeitig schwierigen Branchenentwicklungen betroffen.
PLUTA-Sanierungsexperte Ingo Thurm erklärt: „Die gesamte Zuliefererbranche
steht vor großen Herausforderungen. Hohe Kosten und veränderte technologische
Kundenanforderungen sind nur zwei Themen, die zahlreiche Betriebe derzeit
beschäftigen. Die Boryszew Oberflächentechnik und die Boryszew Formenbau stehen
ebenfalls vor diesen strukturellen Fragestellungen. Sie machen eine
Neuaufstellung unumgänglich. Dieser wollen wir uns im Sanierungsverfahren nun
gemeinsam widmen und beide Betriebe zukunftsfähig aufstellen.“
In den kommenden Monaten werden Sanierungsmaßnahmen umgesetzt, um die Betriebe
an die aktuelle Situation anzupassen. Die Verantwortlichen werden die internen
operativen Prozesse umfassend prüfen. Außerdem sollen unter anderem
Verbesserungen der Produktionsprozesse umgesetzt werden und Kosten- und
Umsatzpositionen analysiert und optimiert werden. Rechtsanwalt Dr. Oliver
Liersch ergänzt: „Durch gezielte Maßnahmen und operativen Verbesserungen
streben wir an, beide Unternehmen wieder auf einen stabilen und nachhaltigen
Erfolgspfad zu bringen."
Zeitgleich wird das Sanierungsteam für beide Gesellschaften Zukunftsoptionen
erarbeiten. Dazu wird unter anderem ein M&A-Prozess eingeleitet, um einen
möglichen Investor für die beiden Zulieferer zu finden. Eine weitere
Lösungsmöglichkeit ist ein Insolvenzplan, also ein Vergleich mit den
Gläubigern.
Veränderte Kundenanforderungen
Die Boryszew Oberflächentechnik Deutschland GmbH aus Prenzlau produziert
galvanisch beschichtete Kunststoffteile und Systeme für die Automobilindustrie.
Die qualifizierten Fachkräfte bieten sämtliche Dienstleistungen rund um die
Entwicklung, Herstellung, Oberflächenbehandlung und den Vertrieb von
Spritzguss- und Druckgusselementen und entsprechenden Systemen. Die
Gesellschaft beschäftigt derzeit rund 190 Mitarbeiter.
Die Boryszew Formenbau Deutschland GmbH mit Sitz in Doberschau ist auf die
Herstellung und den Vertrieb von Spritzgieß- und Pressformen sowie
Extruderformen für die Kunststoffverarbeitung sowie die Erstellung von
Kunststoffteilen spezialisiert. Sie konstruiert und produziert für die
Werkzeugentwicklung, den Werkzeugbau und die Werkzeugoptimierung
Spritzgusswerkzeuge bis zu einer Gesamtmasse von 15 Tonnen sowie Serienteile.
Die Gesellschaft beschäftigt aktuell 75 Mitarbeiter.
Beide Betriebe sehen sich der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung sowie in
den vergangenen Jahren stark veränderten Kundenanforderungen ausgesetzt. Diese
machen eine Anpassung der Produktion unumgänglich. Die aktuell hohen Kosten,
beispielsweise für Rohstoffe, erschweren zudem den Wettbewerb mit asiatischen
Konkurrenten.
Der vorläufige Sachwalter Rechtsanwalt Silvio Höfer von der Anchor
Rechtsanwaltsgesellschaft mbH erklärt: „Das gerichtliche Verfahren der
Eigenverwaltung eröffnet den Betrieben die Möglichkeit, notwendige
Veränderungen konsequent durchzuführen. Es geht nun darum, die Unternehmen für
eine erfolgreiche Zukunft neu auszurichten."
Weltweit tätige Industriegruppe
Beide Unternehmen gehören zur Industriegruppe Boryszew mit Hauptsitz in Warschau. Boryszew gehört zu den größten privaten Industriegruppen in Polen und ist ein weltweit tätiger Hersteller von Komponenten für die Automobilindustrie, die Nichteisenmetall- und Stahlverarbeitung sowie die Industriechemie. Die Gruppe verfügt über 34 Produktionsstätten und sechs F&E-Zentren in Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika. Sie beschäftigt rund 9.000 Mitarbeiter in elf Ländern.
Sanierungsteam PLUTA:
Rechtsanwalt Ingo Thurm
Rechtsanwalt Dr. Oliver Liersch
Rechtsanwalt Günter Hahn
Rechtsanwalt Sören Werhahn
Diplom-Ökonom Jürgen Schendel
Über PLUTA:
Über Anchor:
Anchor ist ein Hybrid aus Anwaltskanzlei und Unternehmensberatung. Mit 14 Standorten und rund 150 Mitarbeitern in den Bereichen Sanierung und Insolvenz gehört Anchor deutschlandweit zu den großen Restrukturierungseinheiten. Anchor Management ist für seine betriebswirtschaftliche Restrukturierungsberatung und sein Interim Management bekannt. In Beratungsmandaten verbindet Anchor betriebswirtschaftliches Know-how mit rechtlicher Kompetenz.
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