Coface erwartet mehr Insolvenzen in Europa
Das Wachstum des Welthandels verlangsamt sich: Laut einer Prognose des internationalen Kreditversicherers Coface auf 2,3 Prozent gegenüber 3 Prozent im Jahr 2018.
Christiane von Berg konstatiert eine gegenläufige Entwicklung in der deutschen Wirtschaft. "Während die Wirtschaftsaktivität im Verarbeitenden Gewerbe deutlich abgenommen hat, wächst der Dienstleistungssektor anhaltend weiter. Die Frage ist, ob sich beide Wirtschaftssektoren gegenseitig ausgleichen können. Unser neuer Coface-Konjunkturfrühindikator sagt ja, so gerade." Gegenüber anderen Indikatoren gehen in das Prognosemodell der Coface die eigenen Berechnungen zur Insolvenzentwicklung ein. "Hier muss man sagen: Die guten Zeiten sind vorbei. Auch wenn wir keine Rezession prognostizieren, wird das Umfeld für Unternehmen deutlich anspruchsvoller. Wir waren in den letzten acht Jahren immer sinkende Insolvenzzahlen gewöhnt. Für einige Unternehmen wird es 2019 dahingehend ein böses Erwachen geben", erwartet Christiane von Berg.
Deutschland liegt bei der Insolvenzprognose mit plus 2 Prozent noch leicht unter der Prognose für den Euroraum. Insgesamt zeigen sich die Länder Nordeuropas noch recht stabil. Wenig verwunderlich ist die Situation von Großbritannien mit erhöhten Insolvenzen (plus 7,5 Prozent) aufgrund des Brexits und der damit verbundenen politischen Unsicherheit. Ähnlich ergeht es Italien, wo das Wachstum mehr oder weniger zum Erliegen gekommen ist und sich die Regierungskoalition intern bekämpft. Hier dürften die Pleiten um 7 Prozent zunehmen.
Mit einigen Sorgen blickt Coface auf bestimmte Branchen. Nach dem Automobilsektor, dessen Bewertung in Europa, Nordamerika und Lateinamerika Anfang des Jahres herabgestuft wurde, spüren nun die Zulieferer die Folgen des sinkenden Automobilabsatzes. Besonders betroffen ist der Chemiesektor. Die petrochemischen Unternehmen reagieren zudem empfindlich auf die steigenden Öl- und Ethanpreise sowie auf Änderungen des regulatorischen Rahmens und des Verhaltens der Verbraucher. Diese Entwicklung veranlasst Coface, den Chemiesektor in den Vereinigten Staaten, Deutschland und den Niederlanden auf mittleres Risiko und auf hohes Risiko in Frankreich, Großbritannien und Italien herabzustufen.
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