21.11.2023 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Der Breitband-Anbieter HeLi NET ist gerettet

!oo Prozent Quote für Insolvenzgläubiger der HeLi NET

Insolvenz in Eigenverwaltung gelungen, alle Gläubiger schadlos


Die HeLi NET aus Hamm hat ihre Insolvenz in Eigenverwaltung erfolgreich hinter sich gebracht. Das regional führende Unternehmen für den Internet-Breitbandausbau kehrt nun erfolgreich saniert und wirtschaftlich sicher aufgestellt zum regulären Geschäftsbetrieb zurück. Alle Gläubiger gingen verlustfrei aus dem Verfahren. Der notwendige Abbau von Stellen gelang ohne eine Entlassungswelle.

Bereits am 15. November hat das Amtsgericht Dortmund das seit Februar 2022 laufende Verfahren der Insolvenz in Eigenverwaltung der HeLi Net Telekommunikation GmbH & Co. KG mit Sitz in Hamm aufgehoben und den Beschluss dann am 21. November zugestellt.

Zu den wichtigsten Aufgaben des Unternehmens zählt der laufende Breitbandausbau von Telekommunikationsnetzen in der Region rund um Hamm, vor allem mit Glasfasertechnologie (FTTH, Fiber To The Home). Das Vorhaben war in der Sache schon vor Beginn des Verfahrens sehr gut vorangekommen, aber bis dahin finanziell nicht aufgegangen. Auch während der sogenannten Planinsolvenz trieb das Unternehmen den Breitbandausbau mit Nachdruck voran. Die

HeLi NET Telekommunikation GmbH & Co. KG hatte die Aufhebung des über ihr Vermögen bei dem Amtsgericht Dortmund geführten Insolvenzverfahrens beantragt, da ein Insolvenzgrund nicht mehr gegeben war.

Gesellschafterinnen bleiben mit je 50 Prozent die Stadtwerke Hamm und die Gemeinschaftsstadtwerke (GSW) Kamen, Bönen und Bergkamen. Die jeweiligen Stadtwerke Ahlen und Soest hatten den Gesellschafterinnenkreis Ende 2022 verlassen.

Das Rechtsinstrument der Insolvenz in Eigenverwaltung zielt grundsätzlich auf den Erhalt und die langfristige Fortführung von Unternehmen, somit gerade nicht auf deren Zerschlagung, die mitunter am Ende einer sogenannten Regelinsolvenz steht. Das Verfahren, das auch als „Planinsolvenz“ bekannt ist, kennt deshalb keinen Insolvenzverwalter. Stattdessen bleibt die alte Geschäftsführung im Amt und führt den Betrieb in vollem Umfang weiter, muss aber durch einen Sanierungsexperten unterstützt werden. Die HeLi NET hatte deswegen den Fachanwalt für Insolvenzrecht Dr. Yorck Tilman Streitbörger von der überregionalen Wirtschaftskanzlei Streitbörger PartGmbH aus Bielefeld zum Generalbevollmächtigten bestellt. Dieser steuerte als „Sanierungsgeschäftsführer“ das Verfahren und stand während dessen Dauer der Geschäftsführung auch im Management zur Seite. Als „Sachwalter“, wie ihn das Gesetz ebenfalls für die Insolvenz in Eigenverwaltung vorschreibt, überwachte der Rechtsanwalt Dr. Christoph SchulteKaubrügger von der Anwalts- und Insolvenzverwalterkanzlei White&Case aus Dortmund vor allem im Interesse der Gläubiger das Verfahren.

Der Geschäftsführer Dr. Thomas Vollert leitete die HeLi NET bereits vor und während der Planinsolvenz, wie er das Unternehmen auch zukünftig führen wird. Die von ihm veranlasste Insolvenz in Eigenverwaltung wendete rechtzeitig die damals drohende Zahlungsunfähigkeit ab, solange dafür noch Zeit war und ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung standen.

In seinem Bemühen, das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu bringen, führte der Sanierungsgeschäftsführer Streitbörger intensive Gespräche mit den Gesellschafterinnen und dem Betriebsrat, die er als „teilweise hart“ erinnert, dabei aber allen Beteiligten „sehr konstruktive Zusammenarbeit“ bescheinigt.

Nachdem Jahresverluste von zuletzt 932.000 Euro im Jahr 2020 und 846.000 Euro im Jahr 2021 aufgelaufen waren, standen sämtliche Ausgaben auf dem Prüfstand. „Herr Dr. Vollert hatte es sicherlich nicht leicht mit mir, denn ich habe jeden Euro umgedreht“, sagt Streitbörger. Auch die Personalkosten mussten sinken, ohne aber dabei den Ausbau des Breitbandnetzes zu bremsen. „Das hat Dr. Vollert perfekt bewerkstelligt.“ Die Zahl der Mitarbeitenden musste von ehemals 93 auf nun 54 sinken. Dies gelang durch die Optimierung vieler Arbeitsprozesse.„Im guten Zusammenwirken mit dem Betriebsrat konnten wir den Personalabbau sozialverträglich gestalten“, erklärt Streitbörger. So habe es „keine Entlassungswelle gegeben, sondern wir haben nach und nach die Zahl der Stellen verringert, sodass es für niemanden zu allzu großen Härten kam.“ 

Neben der Restrukturierung hat Streitbörger einen Investorenprozess eingeleitet. Hinzugezogen wurden die Spezialisten für Investorensuche Saxenhammer & Co. Corporate Finance GmbH aus Berlin, deren Partner Matthias Grau das „Mergers & Acquisitions“-Verfahren geführt hat. Nach seinen Gesprächen mit mehreren ernst zu nehmenden Interessenten kristallisiert sich die Deutsche GigaNetz GmbH als besonders interessanter Partner heraus: nicht nur für die HeLi NET, sondern auch für die Region Hamm, KamenBergkamen, Bönen und darüber hinaus im Interesse des weiterhin zügigen Breitbandausbaus. Damit würde die rechtzeitig eingeleitete Planinsolvenz nicht nur zur Rettung der HeLi NET, sondern zusätzlich zum beschleunigten Ausbau der Glasfasernetze geführt haben. Die Abstimmungen dazu laufen noch. 

Mit der Restrukturierung können die Gläubiger der HeLi NET Telekommunikation GmbH & Co. KG vollständig befriedigt werden. „Dies bedeutet, dass kein Gläubiger auf Geld verzichten muss, sondern jeder die volle Forderungssumme erhält“, erklärt Streitbörger. „Dies ist ein ausgesprochen seltener Erfolgsfall und auch in Planinsolvenzen alles andere als selbstverständlich.“

Die Stadtwerke Hamm und die Gemeinschaftsstadtwerke Kamen, Bönen und Bergkamen – als verbleibende Gesellschafter – und die Stadtwerke Ahlen/Ahlencom sowie die Stadtwerke Soest – als ausscheidende Gesellschafter – haben einvernehmlich eine Sanierung der Gesellschaft ermöglicht.


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