11.07.2023 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

DIE DIAKONIE aus Lübbecke saniert sich in Eigenverwaltung

DIE DIAKONIE – Pflege- und Gesundheitsdienst aus Lübbecke ist insolvent

DIE DIAKONIE – Pflege- und Gesundheitsdienst aus Lübbecke saniert sich in Eigenverwaltung


DIE DIAKONIE – Pflege und Gesundheitsdienst gGmbH aus Lübbecke befindet sich in einem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Den entsprechenden Antrag aufgrund einer drohenden Zahlungsunfähigkeit hat das Amtsgericht Bielefeld genehmigt und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet.

Die Gesellschaft unterhält zwei ambulante Pflegedienste sowie ein Alten- und Pflegezentrum mit derzeit 86 Bewohnern am Kirchplatz in Lübbecke. Diese Einrichtung verfügt über vier Wohnbereiche mit insgesamt 100 Plätzen, wovon sechs Kurzzeitpflegeplätze zur Verfügung stehen.

Eine hundertprozentige Tochtergesellschaft, die Matthäus Seniorenzentrum gGmbH, betreibt zudem mit 99 Mitarbeitern ein Seniorenzentrum nebst Tagespflege in Lübbecke mit insgesamt 65 Wohneinheiten und 25 Tagespflegeplätzen. Die Matthäus Seniorenzentrum gGmbH ist von der Einleitung des Sanierungsverfahrens nicht betroffen und wird ohne jedwede Einschränkung ihre Tätigkeit fortsetzen und den anvertrauten Bewohnern und Klienten ihre hochwertigen Leistungen weiter anbieten.  

Geschäftsbetrieb läuft weiter
DIE DIAKONIE – Pflege und Gesundheitsdienst gGmbH beschäftigt 181 Mitarbeiter. Deren Gehälter sind für drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert. Auch über diesen Zeitraum hinaus ist die Gesellschaft durchfinanziert und sämtliche Kosten inkl. Lohn- und Gehaltskosten sind gedeckt.  Die Beschäftigten wurden im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung über den aktuellen Stand und den detailliert ausgearbeiteten Sanierungsplan informiert, um ihnen in der aktuellen Situation die erforderliche Sicherheit zu vermitteln.

Der Geschäftsbetrieb wird ebenfalls auf der Basis valider und detaillierter langfristiger Planungen uneingeschränkt fortgeführt. Das bedeutet, dass alle Pflegepatienten der beiden Pflegedienste und die Bewohner des Evangelischen Alten- und Pflegeheims am Kirchplatz unverändert gut und verlässlich versorgt sind und weiterhin von den Mitarbeitern wie gewohnt und auf ungemindert hohem Qualitätsniveau betreut werden.

Bezug einer anderen Immobilie geplant

Hauptursache der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der DIE DIAKONIE – Pflege- und Gesundheitsdienst gGmbH sind Brandschutzauflagen in der Einrichtung am Kirchplatz in Lübbecke, die mit kurzfristigen Investitionskosten in Höhe von mind. 7-8 Mio. € über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren verbunden sind. Das haben die tiefgreifenden Untersuchungen, Analysen und sachverständigen Berechnungen der vergangenen Monate ergeben. Die Verantwortlichen hatten zunächst alles versucht, eine Kostenbeteiligung durch Dritte zu erreichen, was allerdings letztendlich im Ergebnis nicht umzusetzen war. Die Kirchengemeinde Lübbecke als Gesellschafterin und Eigentümerin der Immobile sieht sich ebenso wie die DIAKONIE außerstande diese aufgrund behördlicher Anordnung dringend umzusetzenden Brandschutzmaßnahmen zu übernehmen und zu refinanzieren. Die derzeitigen Interimsmaßnahmen zur Sicherheit der Bewohner, wie provisorische Fluchttreppen (Gerüstbau) und Brandwachen in den Nachtstunden führen zu monatlich hohen fünfstelligen Belastungen, die finanziell nicht länger getragen werden können und bei längerem Zuwarten unweigerlich zu einer Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft geführt hätten. Um Bewohner- und Arbeitsplätze zu sichern und im Rahmen des Sanierungsverfahrens selbige zu erhalten, bleibt der gemeinnützigen GmbH schließlich nur die jetzt eingeleitete Option, sich im Rahmen des angeordneten Eigenverwaltungsverfahrens von den Verpflichtungen zu befreien.

Die Gesellschaft strebt daher eine Restrukturierung in einem Eigenverwaltungsverfahren an, mit dem unvermeidlichen Ziel den kosten- und investitionsintensiven Standort am Kirchplatz zu verlassen und die Pflegeeinrichtung in einer anderen geeigneten und zeitgerechten Immobilie nahtlos fortzusetzen. Die ambulanten Pflegedienste werden auch in Zukunft uneingeschränkt ihre Dienstleistungen erbringen und sind insoweit von den Sanierungsmaßnahmen nicht unmittelbar betroffen. Die ebenfalls nicht betroffene Einrichtung der selbstständigen Tochter Matthäus Seniorenzentrum gGmbH, für die kein Sanierungsverfahren eingeleitet wurde und für die ein solches auch nicht geplant ist, wird am bisherigen, modernen Standort in Lübbecke verbleiben.

In den vergangenen Wochen haben die Verantwortlichen zahlreiche Gespräche geführt, um eine geeignete und den eigenen hohen Ansprüchen gerecht werdende Immobilie als Ersatz für den Kirchplatz zu finden. Hierbei gelang es in den letzten Tagen eine vertragliche Einigung über ein neues Mietverhältnis zu erzielen. Der Pflege- und Gesundheitsdienst hat die Möglichkeit, die Einrichtung Kastanienhof im Luftkurort Bad Holzhausen zu beziehen, die rund 60 Bewohnern Platz bietet und nur ca. acht Kilometer vom bisherigen Standort entfernt ist.

Voraussetzung für den Umzug ist die Refinanzierbarkeit der Kosten, was wiederum Vereinbarungen mit den Kostenträgern und Zustimmungen der zuständigen Aufsichtsbehörden bedingt. Der Mietvertrag steht daher in enger Abstimmung mit dem zukünftigen Vermieter unter der aufschiebenden Bedingung, dass alle Voraussetzungen erfüllt werden können. Die Geschäftsführung und die Sanierungsberater gehen auf Basis der bisherigen Vorprüfungen, Gespräche und Verhandlungen davon aus, dass alle Bedingungen in den nächsten Wochen erfüllt und umgesetzt werden können und der Umzug ab voraussichtlich November 2023 planmäßig stattfinden wird.

Bestmögliche Lösung für alle Beteiligten
Geschäftsführer Lutz Schäfer von der DIE DIAKONIE – Pflege und Gesundheitsdienst gGmbH sagt: „Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, aber es gibt leider keine Alternative. Uns ist bewusst, dass ein Umzug für unsere Bewohner eine hohe Belastung darstellt. Wir können aber am Kirchplatz nicht verbleiben, da die durch die Brandschutzauflagen erforderlichen Investitionen nicht finanzierbare Kosten verursachen. Es gibt aktuell ein absolut verlässliches, mit allen öffentlichen Stellen abgestimmtes Interimskonzept zum Schutz der Bewohner. Aber für eine Sanierung und dauerhafte Weiternutzung des Gebäudes sind Investitionen in Millionenhöhe erforderlich. Das können wir finanziell einfach nicht stemmen. Der neue Standort ist eine gute Wahl und die bestmögliche Lösung für alle Beteiligten.“

Für den Aufsichtsrat der DIE DIAKONIE gGmbH äußert sich der Superintendent Dr. Uwe Gryczan wie folgt: „Auch seitens der Aufsichtsorgane, der Kirchengemeinde Lübbecke und des Kirchenkreises Lübbecke sind alle Hebel in Bewegung gesetzt worden, um eine Finanzierung der durch die Brandschutzauflagen hervorgerufenen Investitionen in das Alten- und Pflegeheim am Kirchplatz darstellen zu können. Das ist leider aufgrund der enormen Kosten in Millionenhöhe nicht möglich. Wir werden den Sanierungsprozess mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten unterstützen. Dabei liegen uns die Bewohner und Mitarbeitenden ganz besonders am Herzen.“

Sanierungsexperten unterstützen im Verfahren
Die Fachanwälte für Insolvenz- und Sanierungsrecht Stefan Meyer und Torsten Gutmann von der PLUTA Rechtanwalts GmbH unterstützten das Unternehmen in der Eigenverwaltung. Die beiden Rechtsanwälte wurden zu Generalhandlungsbevollmächtigten der DIAKONIE – Pflege und Gesundheitsdienst gGmbH für die Dauer der Eigenverwaltung bestellt und verantworten als solche alle Maßnahmen, die mit dem Sanierungsverfahren im Zusammenhang stehen. Der Geschäftsführer Lutz Schäfer wird weiterhin gemeinsam mit seinem Team hochqualifizierter Mitarbeiter die operative Geschäftsführung des Pflege- und Gesundheitsdienstes in den Einrichtungen und in der ambulanten Pflege verantworten.

Die Generalhandlungsbevollmächtigten Gutmann und Meyer betonen: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das Verfahren in Eigenverwaltung kurzfristig erfolgreich durchführen können, um den Geschäftsbetrieb der Gesellschaft und seine Arbeitsplätze dauerhaft zu sichern. Die Bewohner und ihre Angehörigen müssen sich keine Sorgen um ihre in die Obhut der DIAKONIE gegebenen Bewohner der Einrichtungen machen; ebenso wenig hinsichtlich der ambulanten Pflege.“ Meyer ergänzt: „In den nächsten Wochen werden wir allen Bewohnern in dem Alten- und Pflegeheim am Kirchplatz ein attraktives Angebot zum Umzug nach Bad Holzhausen unterbreiten. Diejenigen, die in dem neuen Altenwohnheim mit leider geringerer Kapazität keinen Platz finden können oder wollen, werden mit unserer Unterstützung und uneingeschränkten Hilfe ebenfalls eine neue und geeignete Heimat finden.“

Die Eigenverwaltung ist ein gerichtliches Sanierungsverfahren zum Erhalt von Unternehmen. Das Unternehmen führt unter Aufsicht eines Sachwalters und unterstützt durch erfahrene Sanierungsexperten die Gesellschaft selbst durch das Verfahren. In den kommenden Wochen werden die Verantwortlichen an einem Sanierungsplan arbeiten. Neben den Generalhandlungsbevollmächtigten Stefan Meyer und Torsten Gutmann arbeiten im PLUTA-Team zudem u.a. Rechtsanwältin Veronique Hoffmann und der Betriebswirt Jürgen Schendel.

Zum vorläufigen Sachwalter wurde Rechtsanwalt Axel Geese von der Kanzlei StangeWesthoff aus Bielefeld bestellt. Er sagt: „Dieses Eigenverwaltungsverfahren ist von den Beratern sehr gut vorbereitet worden. Ich werde dieses Verfahren im Interesse der Gläubiger begleiten und die Sanierung nach Kräften unterstützen.“

Hochwertige Pflegedienstleistungen

Kranken- und Altenpflege hat eine lange Tradition als diakonisches Arbeitsfeld im Kirchenkreis in Lübbecke. Das evangelische Alten- und Pflegeheim Lübbecke wurde 1935 gegründet. Diese lange Erfahrung in der stationären Altenpflege versetzt die gemeinnützige Gesellschaft in die Lage, fundierte Kenntnisse in neue innovative Konzepte der Altenpflege umzusetzen. Im Arbeitsfeld der häuslichen Krankenpflege hat das Diakonische Werk des Kirchenkreises Lübbecke 1973 die erste Diakoniestation im ländlichen Bereich in Westfalen gegründet. Dieses breite Wissen in der ambulanten Pflege wurde konsequent in gezielte Erweiterungen der pflegerischen Leistungen umgesetzt. Das breite Spektrum an pflegerischer Kompetenz schafft Vertrauen. Um die stationären und ambulanten Dienste in der heutigen Zeit wirtschaftlich führen zu können, wurde mit der DIAKONIE – Gesundheits- und Pflegedienst gGmbH ein gemeinsames Dach für die beiden Bereiche geschaffen.





Über PLUTA

PLUTA hilft Unternehmen in rechtlich und wirtschaftlich schwierigen Situationen. Seit der Gründung 1982 ist PLUTA stetig gewachsen und beschäftigt heute rund 500 Mitarbeiter in Deutschland, Spanien und Italien. Mehr als 290 Kaufleute, Betriebswirte, Rechtsanwälte, Wirtschaftsjuristen, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, vereidigte Buchprüfer, Ökonomen, Bankfachwirte, Buchhalter, Ingenieure und Fachkräfte für Insolvenzverwaltung, darunter viele mit Mehrfachqualifikationen, sorgen für praktikable, wirtschaftlich sinnvolle Lösungen. PLUTA unterstützt insbesondere bei der Sanierung und Fortführung von Unternehmen in Krisen oder Insolvenzsituationen und entsendet bei Bedarf auch Sanierungsexperten in die Organstellung. PLUTA gehört zur Spitzengruppe der Sanierungs- und Restrukturierungsgesellschaften, was Rankings und Auszeichnungen von INDat, JUVE, The Legal 500, Who’s Who Legal, brandeins und Focus belegen. Weitere Informationen unter www.pluta.net

 

Über StangeWesthoff

StangeWesthoff ist mit drei bestellten Insolvenzverwaltern, einem Diplom-Kaufmann, einer Betriebswirtin (B.A.) sowie zahlreichen Spezialisten in den Bereichen Finanzbuchhaltung, Insolvenzgeld/Lohnabrechnung/Personal, Insolvenztabelle und Forderungsmanagement sowie durch die enge Verbindung zu der überregionalen Wirtschaftskanzlei Streitbörger mit deren über 200 Mitarbeitern an sechs Standorten in der Lage, Insolvenzverfahren sowie Eigenverwaltungen von Unternehmen kompetent zu begleiten. Beide Sozietäten im Verbund verfügen über vielfach bewiesene betriebswirtschaftliche Fähigkeiten und außerordentlich hohe rechtliche Expertise in allen Bereichen des Wirtschaftsrechts. Diese Kombination aus unternehmerischer und rechtlicher Kompetenz bildet die Grundlage für erfolgreiche Unternehmensfortführungen, Sanierungen und Restrukturierung seit über 40 Jahren.

StangeWesthoff und Streitbörger beraten Geschäftsführer, Gesellschafter sowie Gläubiger in allen Bereichen des Insolvenz- und Gesellschaftsrechtes. Ziel ist es, Unternehmen und Unternehmer zu wirtschaftlichem Erfolg zurückzuführen. Dabei werden die vielfältigen Möglichkeiten des Insolvenzrechtes wie z. B. der Restrukturierungsplan (StaRUG), das Schutzschirmverfahren, die Insolvenz in Eigenverwaltung oder das Insolvenzplanverfahren genutzt, um die Unternehmen zu stärken.

 



Bild: © Mizkit / AdobeStock

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