08.06.2018 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Erzgebirgsunternehmen Bodet & Horst nutzt modernes Restrukturierungsverfahren

Bodet & Horst: Insolvenz in Eigenverwaltung

Vorläufige Eigenverwaltung angeordnet


Auf einen entsprechenden Eigenantrag hin, hat das Amtsgericht Chemnitz am 18. Mai 2018  die vorläufige Eigenverwaltung über das Vermögen der Bodet & Horst GmbH & Co. KG angeordnet. Rechtsanwalt Dr. Dirk Herzig wurde zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Gleichzeitig wurde ein vorläufiger Gläubigerausschuss eingesetzt, der seine Arbeit bereits aufgenommen hat. Das mittelständische Unternehmen mit Sitz im erzgebirgischen Elterlein ist Dienstleister der internationalen Matratzenindustrie und weltführender Hersteller gestrickter Matratzenbezugsstoffe. Bodet & Horst gehört zur gleichnamigen Unternehmensgruppe, einem mittelständisch geprägten Konzern mit Geschäftsfeldern im textilen Produktionssektor und Firmen im In- und Ausland. Die Produktionsstätten befinden sich in der Slowakei, in Rumänien und China.

 

Ziel: Fortbestand sichern und Arbeitsplätze erhalten

Im Rahmen eines modernen Restrukturierungsverfahrens in Eigenverwaltung soll das Unternehmen langfristig saniert und Arbeitsplätze erhalten werden. Bei dieser Form des Verfahrens führt der Geschäftsführer Gerd-Hermann Horst das operative Geschäft selbst fort. Er wird dabei unterstützt von einem Team um den Sanierungsberater Rechtsanwalt Stefan Ettelt von der Kanzlei Kulitzscher & Ettelt aus Dresden. Dem Unternehmen zur Seite steht der vorläufige Sachwalter Dr. Dirk Herzig, Kanzlei Schultze & Braun. Dieser prüft derzeit die wirtschaftliche Lage des Betriebs, der Geschäftsbetrieb läuft momentan weiter. Bei der Bodet & Horst GmbH & Co. KG sind 93 Mitarbeiter tätig. Sie sind bereits umfassend informiert und stehen hinter dem Unternehmen. Ihr Gehalt ist über das Insolvenzausfallgeld der Agentur für Arbeit bis Ende Juli 2018 abgesichert.

 

Ursache: Schwierigkeiten in ausländischer Produktionsstätte

„Bodet & Horst ist insbesondere aufgrund von Produktionsschwierigkeiten und Unterschlagungsvorfällen bei der Schwestergesellschaft in der Slowakei in eine wirtschaftliche Schieflage geraten“, informiert Geschäftsführer Gerd-Hermann Horst. Hintergrund: Ein Teil der Produktion wurde vor einigen Jahren in die Slowakei verlagert und entsprechende Kapazitäten immens aufgestockt. Ein zunehmender Mangel an Fachkräften vor Ort einige Zeit später führte allerdings zu verzögerten Lieferzeiten, Qualitätsproblemen und letzten Endes zum Wegfall von Kunden. Erschwerend kamen unnötige und erhöhte Zusatzkosten hinzu, die in der Slowakei verursacht wurden. „Aufgrund der hieraus entstandenen finanziellen Engpässe und Zahlungsschwierigkeiten bei den Lieferanten stellten diese zudem vermehrt auf Vorkasse um. Im Ergebnis sah sich der Geschäftsführer mit einer angespannten Liquiditätslage konfrontiert, sodass die Antragstellung am 17. Mai 2018 unausweichlich war“, so der vorläufige Sachwalter Dr. Herzig. Zwischenzeitlich hat der Geschäftsführer Gerd-Hermann Horst auch für das Schwesterunternehmen in der Slowakei einen Insolvenzantrag stellen müssen. Die Produktion ist dort eingestellt worden.

 

Erste Sanierungsmaßnahmen werden geprüft

Kaufmännische, leistungs- und finanzwirtschaftliche Sanierungsmaßnahmen für die kommende Zeit werden bereits vom Sanierungsteam um Dr. Dirk Herzig, dem Sanierungsberater Stefan Ettelt, Kanzlei Kulitzscher & Ettelt, sowie Ronny Baar von der ABG Consulting-Partner GmbH & Co KG, geprüft. Diese sehen unter anderem eine Standortkonzentration sowie eine Anpassung von Kapazitäten, Kostenstrukturen und Abläufen vor. Vorrangiges Ziel ist derzeit die Stabilisierung des Geschäftsbetriebs. Dafür ist Voraussetzung, dass die weggefallenen Fertigungskapazitäten vor allem im Bereich der Ausrüstung zu auskömmlichen Preisen substituiert werden können. Zahlreiche Gespräche mit Ausrüstern haben in den letzten Tagen seit Einleitung des Restrukturierungsverfahrens stattgefunden. Auch werden bereits erste Investorengespräche durchgeführt. Dr. Dirk Herzig berichtet: „Alle Geschäftspartner und Kunden sind unterdessen informiert – das Unternehmen erfährt eine breite Unterstützung. Dennoch sind die Voraussetzungen nicht einfach.“

 




Über Bodet & Horst GmbH & Co. KG

Die Firma wurde 1959 gegründet und gehört zur gleichnamigen Unternehmensgruppe. Diese Gruppe ist ein mittelständisch geprägter Konzern mit Geschäftsfeldern im textilen Produktionssektor und Firmen im In- und Ausland. Durch die innovativen Technologie-Produkte und die sehr hohen Qualitätsstandards ist die Unternehmensgruppe zu einem der Marktführer im Bereich der Matratzenbezugsstoffe geworden. Bodet & Horst fertigt mit Unterstützung der Schwestergesellschaften in den Produktionsstätten China und Osteuropa Matratzenstoffe, Matratzen- und Kissenbezüge, Trikothüllen sowie Accessoires wie Klimabänder, Border, Reißverschlüsse – auch nach Kundenwunsch. Zudem gehören alle Arten von gestrickten Matratzenbezugsstoffen zum Portfolio, wie zum Beispiel Single-Jersey, Frottees, Premium-Verbundstoffe und hochwertige Veloursqualitäten. Wesentlich zum Innovationscharakter und zur Qualität der Produkte trägt die weltweite Zusammenarbeit mit Designern, Textilforschungsinstituten, Garn- und Faserlieferanten sowie Herstellern von Strickautomaten bei.

 

Über Schultze & Braun
Schultze & Braun ist ein führender Dienstleister für Insolvenzverwaltung und Beratung von Unternehmen in der Krise. Mit rund 650 Mitarbeitern an mehr als 40 Standorten in Deutschland und im europäischen Ausland vereint Schultze & Braun als einer der wenigen Anbieter juristischen und betriebswirtschaftlichen Sachverstand unter einem Dach. Schultze & Braun unterstützt Unternehmen regional, national und international in allen Sanierungs- und Restrukturierungsfragen, führt sie durch Krise und Insolvenz oder zeigt, wie sich Insolvenzen vermeiden lassen. Darüber hinaus berät und vertritt Schultze & Braun Mandanten in Fragen der klassischen Unternehmens-, Rechts- und Steuerberatung.

 

Über Kulitzscher & Ettelt
Die Sozietät der Rechtsanwälte Kulitzscher & Ettelt wurde bereits im Jahr 1968 gegründet und verfügt über Standorte in Dresden sowie Döbeln. In der Sozietät arbeiten zurzeit acht anwaltliche Berufsträger. Mit dem Standort Dresden hat sich die Kanzlei bundesweit auf Sanierungsprozesse spezialisiert. Die Sanierungsabteilung leitet der geschäftsführende Partner der Kanzlei Herr Rechtsanwalt Stefan Ettelt. Er wird dabei unterstützt von drei weiteren Rechtsanwältinnen. Mit mehr als 167 eingeleiteten Insolvenzverfahren, der Mitwirkung in insgesamt 34 Gläubigerausschüssen und der Durchführung von mittlerweile 15 sog. Schutzschirmverfahren und 29 Eigenverwaltungsverfahren ist die Kanzlei Kulitzscher & Ettelt deutschlandweit führend im Sanierungsbereich. Die Kanzlei wurde im März 2015 vom Finance Magazine als eine der Top 5 Beraterkanzleien in Deutschland für ESUG-Verfahren ermittelt.


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