Geschäftsbetrieb des insolventen Dachboxen-Herstellers Kamei läuft vorerst weiter
Justus von Buchwaldt von der Restrukturierungskanzlei BBL zum vorläufigen Insolvenzverwalter über das Vermögen der Gesellschaft bestellt.
Nach dem Insolvenzantrag der Geschäftsführung der KAMEI GmbH und Co. KG am 16. August 2023 hat das Amtsgericht Wolfsburg Justus von Buchwaldt von der Restrukturierungskanzlei BBL zum vorläufigen Insolvenzverwalter über das Vermögen der Gesellschaft bestellt. Von Buchwaldt und sein Team-Kollege Nikolas Ottohaben sofort mit der Analyse der aktuellen Situation des traditionsreichen Herstellers von Dachboxen begonnen und die Vorfinanzierung des Insolvenzgelds für die Mitarbeiter in die Wege geleitet.
„Der Geschäftsbetrieb geht
auch im vorläufigen Insolvenzverfahren vollumfänglich weiter“, betonte von
Buchwaldt. „Alle Aufträge werden wie gewohnt weiterbearbeitet, es wird weiter
gefertigt und ausgeliefert.“ Von Buchwaldt und sein Verwalterkollege Nikolas
Otto haben gestern auf einer Mitarbeiterversammlung die Beschäftigten über die
Situation informiert, die Löhne und Gehälter sind über das Insolvenzgeld für die
nächsten 3 Monate gesichert. Damit diese auch pünktlich ausgezahlt werden
können, hat der vorläufige Insolvenzverwalter deren Vorfinanzierung bei der
Bundesagentur für Arbeit beantragt.
Bereits
gestern haben sich von Buchwaldt und Otto in enger Abstimmung mit der
Geschäftsführung einen Überblick über die wirtschaftliche Situation verschaffen
und die Sanierungsmöglichkeiten skizziert. Zunächst gilt es den
Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und in den nächsten Tagen und Wochen eine
tiefergehende Analyse zu erstellen und genaue Sanierungsmöglichkeiten zu
erarbeiten. Denkbar sind etwa der Einstieg eines Investors oder ein sog.
„Insolvenzplan“, also eine Art Vergleich mit den Gläubigern. Welcher Weg
erfolgversprechend ist, wird sich erst in den kommenden Monaten
herauskristallisieren. „Unser Ziel ist ganz klar eine Sanierung“, betonte der
vorläufige Insolvenzverwalter.
Der
Wolfsburger Familienbetrieb in dritter Generation wurde 1952 von Karl Meier,
ehemals Konstrukteur für Innenausstattung bei der VW AG, gegründet. Derzeit
wird die 4. Generation in den Familienbetrieb eingearbeitet. Im Jahr 1955
brachte der Firmengründer die
erste „flatterfreie Schutzhülle mit Gepäckträger“ auf den Markt und schaffte so
den Vorgänger der heutigen Dachbox. Die späteren festen Boxen von Kamei wurden
vielfach ausgezeichnet und die Marke erfreut sich entsprechender Bekanntheit.
Zuletzt erzielte das Unternehmen mit 42 Mitarbeitern rund sechs Millionen Euro
Umsatz, der größte Kunde ist der Volkswagen Konzern.
Gründe
für die aktuelle Schieflage sind vor allem die u.a. infolge des Krieges in der
Ukraine deutlich gestiegenen Materialkosten. Die höheren Kosten konnten
zunächst nicht entsprechend an die Kunden weitergereicht werden, zudem
verzögerte sich die Einführung eines neuen Produktes und auch die
Preisverhandlungen mit den Automobilherstellern liefen schleppend. Zuletzt
verschärfte sich die Situation erheblich durch eine schwache Auftragslage, die
üblicherweise sehr hohe Nachfrage in der Sommersaison blieb bisher aus. Viele
Endverbraucher haben die Anschaffung einer Qualitätsdachbox infolge von
Inflation und allgemeiner Kaufzurückhaltung bisher hinausgeschoben.
Über BBL Brockdorff
BBL gehört seit vielen Jahren zu den bundesweit führenden Kanzleien mit klarem Fokus auf Sondersituationen – Restrukturierung, Sanierung und Insolvenz. Mit mehr als 200 Mitarbeitern, darunter 50 Anwälten*innen ist die Kanzlei deutschlandweit präsent, zudem gibt es ein Büro in London. BBL steht für die Begleitung von Restrukturierungsprojekten zur Krisenbewältigung und für die Begleitung von Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung.
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