23.01.2015 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Gläubigerversammlung stimmt Sanierung des letzten Herstellers von 35mm-Filmprojektoren zu

Kiel: Insolvente Ernemann Cine Tec Kinoprojektionsgeräte GmbH findet Investor

Reise zum Mond, Meuterei auf der Bounty, King Kong und die weiße Frau, Vom Winde verweht, Manche mögen´s heiß, Jurassic Park – die Ernemann Filmprojektoren haben sie alle abgespielt, seit 1903.


Jetzt hat die Gläubigerversammlung der Übernahme der Kieler Ernemann Cine Tec Kinoprojektionsgeräte GmbH durch die MWA Nova GmbH, einem Berliner Unternehmen für professionelle Film-, Audio- und Videotechnik, zugestimmt.


„Es ist uns trotz des schwierigen Marktumfelds gelungen, die schon im vorläufigen Insolvenzverfahren aufgenommenen Verhandlungen nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens weiter zu führen und zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen“, sagt Rechtsanwalt Dr. Hagen Freiherr von Diepenbroick von der Hamburger Kanzlei Münzel & Böhm, der vom Amtsgericht Kiel eingesetzte Insolvenzverwalter. So gelang es ihm, das immaterielle Vermögen wie zum Beispiel die Marke Ernemann, die Betriebs- und Geschäftsausstattung sowie die Warenbestände an die MWA Nova GmbH mit Wirkung zum 1. Januar 2015 zu veräußern. MWA Nova wird auch fast die Hälfte der neun erfahrenen Mitarbeiter übernehmen.

 

Zu den altgedienten Spezialisten gehört auch Jürgen Perkams, Betriebsleiter und seit 40 Jahren bei Ernemann: „Wir waren weltweit der letzte Hersteller von Projektoren für 35mm-Filme, doch auch bei uns ist die Zeit nicht stehen geblieben, unsere Neuentwicklungen sind zukunftsfähig und die Marke Ernemann ist jedem Kinobetreiber ein Begriff.“ Das sieht auch Frank Ortwein so, Geschäftsführer der MWA Nova GmbH: „Ernemann Cine Tec passt mit ihrem historischen Hintergrund, mit ihren Innovationen und dem vorhandenen Know-how genau in unser Portfolio.“

 

MWA Nova hat sich auf intelligente Archiv-Workflows zur Digitalisierung, Katalogisierung und Konservierung von Mediendaten spezialisiert. Dabei spielt Film-Technik längst eine führende Rolle. Staatliche und private Archive nutzen das Medium Film zunehmend, um ihre wertvollen Bestände für nachfolgende Generationen zu sichern. Die Zusammenarbeit mit Ernemann stellt eine folgerichtige Ergänzung dar, mit der beide Unternehmen der steigenden Nachfrage der Kunden nach Komplett-Lösungen gerecht werden. Gemeinsam wird bereits an der Entwicklung vielversprechender neuer Projekte gearbeitet.

 

Sie haben Generationen von Cineasten in die Welt der Filme entführt: der Imperator (1906 bis 1933), der Ernemann VII (Verkaufsschlager in den 30er Jahren) oder der Ernemann VIII B (ab den 50er Jahren). Mit Zuverlässigkeit und Haltbarkeit der Projektoren erwarb sich Ernemann einen weltweiten guten Ruf, wurde eine Legende. Eine lebende Legende, solange in den Kinos noch 35mm-Spulen abgespielt wurden. Doch vor drei Jahren begann die Bundesrepublik mit der massiven finanziellen Förderung von Kinobetrieben bei der Umstellung auf digitale Projektionstechnik. 95 Prozent der deutschen Bildwände werden mittlerweile digital bespielt. Nur noch in Osteuropa und Asien gibt es einen Markt für wenige Geräte – nicht ausreichend für die Ernemann Cine Tec. Dort hatte man schon frühzeitig begonnen, sich alternativen Geschäftsfeldern zuzuwenden. So hat das Team um Jürgen Perkams unter anderem ein Steuerungsmodul für Kinos entwickelt, mit dem Licht, Ton und Film zentral gesteuert werden können.

 



Die Sanierung zum Ziel

Dr. Hagen Freiherr von Diepenbroick ist einer der bundesweit meistbestellten Insolvenzverwalter. Seine Kanzlei gehört zu den Top-10-Insolvenzkanzleien in Deutschland und war die erste ISO-zertifizierte Insolvenzkanzlei in Hamburg. Die Kanzlei Münzel & Böhm ist auf Wirtschafts- und Insolvenzrecht spezialisiert und beschäftigt mehr als 50 Mitarbeiter, davon 16 Rechtsanwälte, in Hamburg, Schwerin, Kiel, Schleswig, Lübeck und Oldenburg. Ihr erklärtes Ziel ist die Sanierung der insolventen Unternehmen.

 


Bild: © Dr. Hagen von Diepenbroik

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