Insolvenz beendet: Phoenix Print wird wieder Stürtz
Der Würzburger Druckdienstleister Phoenix Print, vormals und künftig wieder Stürtz, hat sich in Eigenverwaltung aus der Insolvenz befreit.
Die unter Geschäftsführerin Ramona Weiß-Weber mit der HWR
Insolvenzverwaltung, der Kanzlei Schultze & Braun sowie der
Unternehmensberatung K&H Business Partner durchgeführte Sanierung
gelang dank der Kompromissbereitschaft von Gläubigern und Belegschaft
erfolgreich und findet mit dem Engagement der Solvesta AG ihr
glückliches Ende. Als Zeichen des Neuanfangs erhält das Traditionshaus
seinen altbekannten Namen Stürtz zurück.
Nach der Entscheidung
der Gläubigerversammlung, das Übernahmeangebot der Solvesta AG
anzunehmen, gibt es nun die ersehnte Klarheit: Die Phoenix Print GmbH,
als Druckerei Stürtz bekannt und seit 1830 ununterbrochen tätig,
produziert weiter und wird von der Solvesta AG aus München mit Wirkung
zum 15.03.2016 übernommen. Die Geduld und der Optimismus der Mitarbeiter
sowie der zahlreichen Kunden und Lieferanten haben sich gelohnt.
„Wir
sind jedem unserer Mitarbeiter, unseren treuen Lieferanten und Kunden
sehr dankbar für das Vertrauen und das enorme Engagement“, sagt Ramona
Weiß-Weber. „ Bedanken möchten wir uns auch bei der
Rechtsanwaltsgesellschaft Schultze & Braun und bei K&H Business
Partner für die gute Unterstützung. Unser besonderer Dank geht an den
Sachwalter Herrn Matthias Reinel, HWR Insolvenzverwaltung, der sich mit
viel Herzblut für unser Unternehmen eingesetzt hat.“
Die auf
hochwertigen Buchdruck spezialisierte Würzburger Druckerei produziere
jährlich 60 Millionen rückstichgeheftete Magazine, Softcover- und
Hardcover-Bücher, so Weiß-Weber weiter, und sei nach wie vor der
drittgrößte Anbieter für anspruchsvolle Buch- und Magazinproduktion
unter einem Dach. Die studierte Druckingenieurin ist seit Juli 2015
Geschäftsführerin und ist maßgeblich für die Stabilisierung des
Druckbetriebs verantwortlich.
Das Unternehmen wird künftig wieder
unter dem Namen Stürtz auftreten. Die Druckerei blickt auf eine stolze
186-jährige Geschichte zurück, der Name Stürtz hat weit über die Grenzen
der Region hinaus auch nach den Turbulenzen der letzten Zeit noch immer
einen guten Ruf.
Nach der Insolvenz von Phoenix Print Augsburg
im August 2015 sah es zunächst so aus als könne Phoenix Print Würzburg
aus eigener Kraft weitermachen, musste aber Ende September 2015 wegen
Liquiditätsproblemen ebenfalls Insolvenz anmelden. Für über 240
Mitarbeiter, inklusive aller Auszubildenden, ist es gelungen, eine
solide Basis für die weitere Entwicklung des Unternehmens zu schaffen
und Stürtz zukunftsfähig aufzustellen. Der erforderliche Stellenabbau
konnte sozialverträglich über eine Transfergesellschaft realisiert
werden. Nach den fünf Monate andauernden Sanierungsmaßnahmen kann die
Belegschaft nun aufatmen.
„Wir sind erleichtert, dass es weiter
geht und freuen uns, den alten Namen Stürtz wieder zu haben. Viele
Mitarbeiter sind seit Generationen eng mit dem Unternehmen verbunden, “
sagt die Betriebsratsvorsitzende Belinda Stach. So bleibt auch ein
wichtiger Beitrag zur Ausbildung von Fachkräften in der Region erhalten:
um die 15 junge Menschen werden jedes Jahr in der Druckerei
ausgebildet.
„Für uns waren neben den guten wirtschaftlichen
Perspektiven und der Leistungsfähigkeit im Buch- und Magazindruck auch
das beeindruckende persönliche Engagement der Mitarbeiter und die teils
über hundertjährige Kundentreue entscheidend für den Kauf“, so Dr.
Patrik Fahlenbach, Vorstandsvorsitzender der neuen Eigentümerin Solvesta
AG. Die börsennotierte Investment-Gesellschaft ist spezialisiert auf
den Erwerb von mittelständischen Unternehmen aus der Insolvenz und
kündigt an, das Unternehmen in sämtlichen operativen und kaufmännischen
Angelegenheiten neu aufzustellen, um dem Unternehmen auch das Wachstum
in neue Märkte zu ermöglichen.
Die weitere Entwicklung „beim
Stürtz“, wie viele in Würzburg und in der Druckbranche auch nach der
Umbenennung in Phoenix Print gesagt haben, wird für etliche Familien und
die ganze Region von großer Bedeutung sein. Da auch in den vergangenen
Monaten nahezu alle Auftraggeber dem Drucker die Treue gehalten haben
und die Fähigkeiten des Unternehmens zu schätzen wissen, sieht sich eine
der größten süddeutschen Druckereien auf einem guten Weg.
„Die
gelungene Sanierung erfüllt uns mit Stolz“, sagt Andreas Elsäßer von
Schultze & Braun, der zusammen mit Holger Leichtle als
Eigenverwalter das Verfahren begleitete. „Die Voraussetzungen waren
eigentlich weniger günstig: Wir haben es mit einem herausfordernden
Branchenumfeld zu tun, außerdem hatte das Unternehmen bereits vor zwei
Jahren eine Insolvenz hinter sich gebracht. Als wir nach etwa sechs
Wochen in das Verfahren kamen, standen die Gläubiger dem ganzen Prozess
sehr skeptisch gegenüber. Aber wir haben sie davon überzeugen können,
dass wir gemeinsam diesen Weg gehen müssen, um das Unternehmen zu
erhalten. Im Interesse aller Beteiligter.“
Über Phoenix Print (vormals und künftig wieder: Stürtz):
240
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der im Jahr 1830 gegründeten Druckerei
verantworten die Geschäftsbereiche Vertrieb, Kalkulation,
Druckvorstufe, Bogen- und Rollenoffsetdruck sowie die Weiterverarbeitung
und Logistik. Alle Leistungen sind unter einem Dach vereint, auch die
Verwaltung, die Personalabteilung und die Geschäftsführung sitzen in der
Alfred-Nobelstraße 33 in Würzburg. Das Unternehmen blickt auf eine
186-jährige Historie zurück. Die einstige Universitätsdruckerei H.
Stürtz AG galt seit jeher als eine höchst angesehene Adresse in der
Branche.
Als ganzheitlicher Hersteller anspruchsvoller
Druckprodukte zählt der Druckbetrieb zu den leistungsfähigsten
Buchbindereien in Europa. Vorrangig werden vierfarbige Bücher in
verschiedenen Formaten, Auflagen und Weiterverarbeitungsvarianten
produziert, außerdem werden buchähnliche Produkte wie Bookazines,
festeingebundene Industriekataloge sowie Zeitschriften, Periodika und
hochwertige Corporate-Publishing-Medien hergestellt. Weltmarktführende
wie auch mittelständische Verlage und Unternehmen verschiedenster
Branchen zählen zu den Kunden, von denen etliche bereits seit
Jahrzehnten mit dem Unternehmen zusammenarbeiten.
Über die Solvesta AG:
Die
Solvesta AG mit Sitz in München erwirbt deutsche
Mittelstandsunternehmen mit Potential und entwickelt diese aktiv und
nachhaltig weiter. Das Management der Solvesta AG agiert dabei
fondsungebunden und kann über Erwerbe von Unternehmen sehr schnell und
pragmatisch entscheiden, weil es das Beteiligungsgeschäft versteht,
unternehmerisch denkt und außerhalb des Aktiengesetzes oder der
Corporate Governance keinen Regularien oder Entscheidungen eines
Komitees unterliegt.
Die Unternehmen, die die Solvesta AG
erwirbt, sind in der Regel Unternehmen, die in eine wirtschaftliche
Schieflage geraten sind. Durch die besondere Expertise des Teams erwirbt
die Solvesta AG neben etablierten Unternehmen vor allem Unternehmen in
Insolvenz, Eigenverwaltung oder Unternehmen in insolvenznahen
Situationen.
Beteiligte:
Schultze & Braun
Andreas
Elsäßer, Holger Leichtle, Jan Metzner (alle Stuttgart,
Eigenverwaltung); Nils Andersson-Lindström (Bremen), Karsten Kiesel, Jan
Philipp Heinzmann, Angelique Haase (alle Stuttgart, alle M&A),
Daniela Gunreben (Nürnberg, Arbeitsrecht), Simon Reichle (Stuttgart,
Steuern)
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