19.06.2024 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Kriselnde Baubranche: Unternehmen der Schönberg-Gruppe in der Eigenverwaltung

Zwei Firmen der Schönberg-Gruppe – nutzen Insolvenz-Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung

Spezialist für Glasfaserausbau nutzt gerichtliche Sanierung zur Neuaufstellung


Die SchönerTel GmbH und die P & W Bau GmbH – beide Teil der Schönberg-Gruppe – nutzen gerichtliche Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung, um sich neu aufzustellen. Die Verfahren wurden vom Amtsgericht Chemnitz auf Antrag der Unternehmen hin am 3. Juni beziehungsweise 6. Juni angeordnet. Die SchönerTel GmbH hat sich auf den Glasfaserausbau spezialisiert, während die P & W Bau GmbH vor allem einen für den Breitbandausbau erforderlichen Maschinenpark verwaltet und vermietet. Beide Gesellschaften gerieten vor allem durch die Krise der Baubranche in Schieflage.

 

Um die Unternehmen und ihren Geschäftsführer Andreas Schönberg bei der Neuaufstellung zu unterstützen, hat Simon Leopold, Geschäftsführer der ABG Consulting-Partner GmbH und Co. KG., den Posten als Sanierungsgeschäftsführer übernommen. „Unser vorrangiges Ziel ist es jetzt, den Geschäftsbetrieb der Unternehmen zu stabilisieren. Parallel dazu arbeiten wir bereits an einem Sanierungskonzept für den Neustart der Gruppe. Wir prüfen also derzeit die aussichtsreichsten Sanierungsoptionen und schauen dabei in alle Richtungen“, sagt Sanierungsexperte Leopold. Geschäftsführer Andreas Schönberg ergänzt: „Wichtig ist in so einer besonderen Situation natürlich, dass alle mitziehen. Wir haben unsere Mitarbeiter bereits über die aktuelle Lage informiert. Und wir sind sehr dankbar dafür, dass sie weiter hinter unseren Unternehmen stehen. Das gibt uns den nötigen Rückhalt für die kommenden Monate.“ Eine wichtige Hürde ist in der Sanierung bereits genommen worden. So sind die Löhne und Gehälter der Belegschaft durch das vorfinanzierte Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit für die Monate Mai, Juni, Juli sicher.

 

Schnelles Wachstum durch Krise der Baubranche gestoppt

„Dass das Amtsgericht Chemnitz hier die gerichtliche Sanierung im Rahmen einer Eigenverwaltung zulässt, ist ein wichtiges Signal für die Unternehmen. Es zeugt vom Vertrauen in den operativen Kern und den Geschäftsansatz hinter der Schönberg-Gruppe. Hinzu kommt, dass die Auftragslage in den nächsten Jahren für die Unternehmen grundsätzlich positiv zu bewerten ist“, sagt Rechtsanwalt Stefan Ettelt von der Kanzlei Kulitzscher & Ettelt. Als Generalbevollmächtigter steht er der Schönberg-Gruppe gemeinsam mit seinem Team bei allen insolvenzrechtlichen Fragen zur Seite.

 

Die Gruppe wuchs durch den von der öffentlichen Hand massiv vorangetriebenen Kabel- und Breitbandausbau sehr stark. Die 2016 gegründete SchönerTel GmbH nahm in Ostdeutschland an vielen öffentlichen Ausschreibungen teil. Zudem startete das Unternehmen eine Vielzahl an bundesweiten Erschließungsprojekten für Mobilfunk- und Stromanbieter. Im Zuge dessen wurden auch die Kapazitäten an Maschinen, Lkw, Baggern, Kabelpflügen und Bohranlagen deutlich ausgebaut. Das Wachstum kam jedoch zuletzt durch eine Verkettung unterschiedlicher Ursachen zum Erliegen: Durch die Rezession im Baugewerbe ergaben sich deutliche Auftragsrückgänge; Kunden verschoben Projekte oder zogen sich gänzlich davon zurück. Getätigte Investitionen, zum Beispiel in einen größeren Maschinenpark, rechneten sich nicht mehr und belasteten die Liquidität. Hinzu kamen unter anderem Verzögerungen auf den Baustellen und die Preisbindung bei Altprojekten, die nicht nachverhandelt werden konnten und kostenseitig durch Preissteigerungen bei Material und Energie die Erträge überstiegen. Da die Unternehmen der Schönberg-Gruppe ihre fälligen Verbindlichkeiten nicht mehr aus den zur Verfügung stehenden liquiden Mitteln begleichen konnten, meldete die Geschäftsführung schließlich pflichtgemäß eine gerichtliche Sanierung an.

 

In den nun angelaufenen Eigenverwaltungsverfahren geht der vom Amtsgericht bestellte vorläufige Sachwalter Rechtsanwalt Dr. Nils Freudenberg von der Kanzlei Tiefenbacher Insolvenzverwaltung I Restrukturierung von Gesprächsbereitschaft und positiven Sanierungsaussichten aus. Er überwacht den Fortgang der Eigenverwaltungen im Interesse der Gläubiger und berichtet: „Ich sehe bei den Unternehmen einen klaren Willen zur Lösungsfindung. Auch auf Gläubigerseite erwarte ich eine hohe Gesprächsbereitschaft, um einen passenden Sanierungsweg zu gestalten. Dafür hat ein Gläubigerausschuss bereits seine Arbeit aufgenommen, mit dem ich mich im Verfahren intensiv abstimmen werde. Das Potenzial für eine nachhaltige Neuaufstellung der Unternehmensgruppe ist für mich jedenfalls klar erkennbar.“




 

Über die SchönerTel GmbH / die Schönberg-Gruppe

Die SchönerTel GmbH wurde 2016 gegründet und hat ihren Sitz im sächsischen Waldheim. Sie hat sich auf den Ausbau von Glasfasernetzen spezialisiert. Sie bietet ihren Kunden dabei die Konzeption, Planung, Betreuung und letztlich die Umsetzung aller Baumaßnahmen für ein hochmodernes Netz, mit einem Glasfaseranschluss für jedes Haus, einem eigenen Telefonnetz und einem breitbandigen Anschluss des Stadtnetzes an das weltweite Internet an. Zu den Kunden der SchönerTel GmbH zählen Telekommunikationsunternehmen, Stadtwerke, Gemeinden, Energieunternehmen und private Investoren. Die angebotenen Leistungen sind geprägt von nachhaltigen Ausbaukonzepten, Kosteneffektivität, Preistauglichkeit, zügiger Umsetzung von Kundenwünschen und Zuverlässigkeit. Gemeinsam mit den Kunden entwickelt das Unternehmen ein Ausbau- und Materialkonzept, dass in allen erforderlichen Bereichen auf dessen Erschließungsgebiet angepasst ist. Die Schwestergesellschaft P & W Bau GmbH hält die für den Netzausbau erforderlichen Maschinen und Fahrzeuge bereit und vermietet diese. Die Gruppe beschäftigt insgesamt circa 160 Mitarbeiter.


 

Über die ABG Consulting-Partner GmbH & Co. KG

ABG Consulting-Partner hat sich seit mehr als 20 Jahren auf die Unterstützung von Unternehmen in Krisensituationen und deren ganzheitliche Sanierung spezialisiert – außergerichtlich wie gerichtlich. Ziel ist die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit und die Neuausrichtung der Unternehmen für den Restart am Markt. Die Leistungen reichen dabei von der strategischen Beratung über die kaufmännische Begleitung und die Entwicklung von Sanierungsplänen bis hin zur Investoren- oder Finanzierungssuche. Durch die Zugehörigkeit zum Beratungsverbund ABG-Partner, mit seinen eigenständigen Gesellschaften in der Steuer- und Unternehmensberatung sowie in Marketing, Recht und Wirtschaftsprüfung, kann jederzeit auf umfassende Fachexpertise zurückgegriffen werden.

 

Über die Kanzlei Kulitzscher & Ettelt

Die Sozietät der Rechtsanwälte Kulitzscher & Ettelt wurde 1968 gegründet und verfügt über Standorte in Dresden sowie Döbeln. In der Sozietät arbeiten derzeit sieben anwaltliche Berufsträger. Mit dem Standort Dresden hat sich die Kanzlei bundesweit auf Sanierungsprozesse spezialisiert. Die Sanierungsabteilung leitet der Inhaber der Kanzlei, Rechtsanwalt Stefan Ettelt. Mit mehr als 266 eingeleiteten Insolvenzverfahren, der Mitwirkung in insgesamt über 49 Gläubigerausschüssen und der Durchführung von mittlerweile 18 Schutzschirmverfahren sowie 50 Eigenverwaltungsverfahren ist die Kanzlei Kulitzscher & Ettelt deutschlandweit führend im Sanierungsbereich. Die Kanzlei wurde bereits im März 2015 vom Finance Magazin als eine der Top 5 Beraterkanzleien in Deutschland für ESUG-Verfahren ausgezeichnet.

 

Über Tiefenbacher Insolvenzverwaltung I Restrukturierung

Tiefenbacher Rechtsanwälte betreut mit 55 Rechtsanwälten und über 130 Mitarbeitern bundesweit und international agierende, große und mittelständische Unternehmen, Banken sowie Finanzdienstleister. Im Bereich Insolvenzverwaltung I Restrukturierung sind an 16 Standorten 70 Mitarbeiter tätig, die das gesamte Portfolio der Verwalteraufgaben abdecken und bereits mehr als 5.000 Verfahren betreut haben. Seit über 40 Jahren strebt die Kanzlei Tiefenbacher eine Fortführung von schuldnerischen Unternehmen in der Insolvenz und anschließend eine übertragende Sanierung oder ein Planverfahren an – immer mit den Zielen: bestmögliche Gläubigerbefriedigung sowie Erhalt von Unternehmen und Arbeitsplätzen.


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