Modehaus Wöhrl will mit Sanierung in Eigenregie aus Schieflage heraus
Das Markenzeichen der Traditionsfirma Wöhrl ist ein Knopf. Er steht für den treuen Zusammenhalt der Modehauskette mit ihren Stammkunden. Doch diese Verbundenheit bröckelt seit längerem. Das 1933 gegründete Familienunternehmen kämpft um den Erhalt der Gruppe
Das Modehaus Rudolf Wöhrl will mit einer Sanierung in Eigenregie eine drohende Insolvenz verhindern. Die Hauptversammlung des Nürnberger Textilhandelsunternehmens mit knapp 2000 Mitarbeitern habe dafür ein Schutzschirmverfahren beschlossen, teilte die Rudolf Wöhrl AG in der Nacht zum Dienstag mit: «Ziel ist es, die Wöhrl Gruppe als Ganzes zu erhalten und nachhaltig in die Profitabilität zurückzuführen.»
Die operativen Geschäfte an den 34 Standorten der Gruppe in Ost- und Süddeutschland sollen zunächst ohne Einschränkungen weiterlaufen. Defizitäre Filialen ohne Wachstumspotenzial sollen aber geschlossen und das Online-Geschäft ausgebaut werden.
Das Insolvenz-Schutzschirmverfahren schützt in die Krise geratene Unternehmen vor dem Zugriff der Gläubiger, ohne dass die Betriebe bereits Insolvenz anmelden müssen. Die Geschäftsführung kann das Unternehmen weiter verantwortlich lenken und selbstständig sanieren. Ihr wird allerdings ein Anwalt als Sachwalter und externer Berater zur Seite gestellt.
Für das Geschäftsjahr 2015/2016 (1. August bis 31. Juli) erwartet der Vorstand nach vorläufigen Berechnungen einen weiteren Rückgang des Konzernumsatzes von 316 auf rund 300 Millionen Euro. Der Jahresfehlbetrag werde voraussichtlich höher ausfallen als im Vorjahr (1,0 Mio. Euro). Als Gründe nannte das Unternehmen ein schwächeres operatives Geschäft und geringer als geplant vereinnahmte Sondererträge. Der negative Trend im deutschen Textileinzelhandel und das veränderte Kaufverhalten der Verbraucher machten eine Sanierung des Modehauses erforderlich.
Wie die Rudolf Wöhrl AG weiter mitteilte, wurde der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Andreas E. Mach mit sofortiger Wirkung zum neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Olivier Wöhrl bleibe im Vorstand verantwortlich für die strategische Weiterentwicklung des Geschäftsmodells - in der neu geschaffenen Funktion des Chief Strategic Officer. Darüber hinaus bestellte der Aufsichtsrat Christian Gerloff von der Münchner Kanzlei Gerloff Liebler Rechtsanwälte zum Vorstandsmitglied und Chief Restructuring Officer.
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