Pflege-Betreiber DOREAFAMILIE beantragt Schutzschirm für Restrukturierung
Der Pflege-Anbieter DOREAFAMILIE setzt auf eine umfassende Restrukturierung seiner Geschäftsaktivitäten, um sich zukunftssicher aufzustellen.
Dazu hat die Geschäftsführung der Dorea GmbH heute Morgen beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Weitere Teile der Unternehmensgruppe haben ebenso Anträge für die Einleitung eines Restrukturierungsverfahrens gestellt. Das Schutzschirmverfahren bietet dem Unternehmen einen geeigneten rechtlichen Rahmen, um notwendige Restrukturierungsmaßnahmen bei laufendem Geschäftsbetrieb schnell und wirksam umzusetzen. Das Unternehmen plant, die Restrukturierung bis zum Herbst 2023 abzuschließen.
„Für die Pflegebedürftigen, die in den betroffenen Einrichtungen und ambulanten Diensten versorgt werden, ändert sich während der Durchführung der Verfahren nichts“, betonte DOREA-Geschäftsführer Dr. Walter von Horstig. „Alle stationären und ambulanten Pflege-Leistungen werden wie gewohnt erbracht. Unser Geschäftsbetrieb geht ganz normal und in vollem Umfang weiter.“ Die DOREAFAMILIE gehört zu den größten Anbietern von Pflege-Dienstleistungen in Deutschland und betreut rund 7.500 Menschen, überwiegend in der Altenpflege.
Die Geschäftsführung hat die rund 5.500 Mitarbeitenden des Unternehmens heute bereits entsprechend informiert. Die Löhne und Gehälter aller Beschäftigten sind gesichert und werden in den betroffenen Einrichtungen bis einschließlich Juni 2023 durch die Bundesagentur für Arbeit übernommen. Dies verschafft dem Unternehmen eine wichtige finanzielle Entlastung für die geplante Restrukturierung. Auch über den Monat Juni 2023 hinaus reichen die Finanzmittel aus, um die Kosten für den laufenden Geschäftsbetrieb zu decken.
Wie viele Pflege-Anbieter steht die DOREA-Gruppe aufgrund der enorm gestiegenen Kosten für Energie, Miete und Material wirtschaftlich unter Druck. Diese teils massiven Kostensteigerungen sind in den jährlich mit den Pflegekassen ausgehandelten Budgets nicht vorgesehen und können aus den laufenden Einnahmen nicht refinanziert werden. Die im Rahmen der Gesetzgebung zur Tariftreue erfolgten deutlichen Gehaltssteigerungen für die Pflegekräfte führten zu einem weiteren Kostenschub, der nur teilweise von den Pflegekassen refinanziert wurde. Zuvor hatten bereits die Folgen der Corona-Pandemie die gesamte Branche stark belastet und finanzielle Rücklagen aufgezehrt. Durch die Pandemie bedingt waren die Auslastung und damit die Einnahmen in vielen Häusern stark gesunken – bei gleichbleibenden bzw. aufgrund der Vorhaltung der erforderlichen Schutzmaßnahmen gestiegenen Kosten. Die Einbußen konnten durch die Corona-Hilfen nicht vollständig kompensiert werden. „Im Zusammenspiel haben diese Belastungen dazu geführt, dass viele Häuser in die Verlustzone geraten sind“, so Dr. von Horstig.
In das Schutzschirmverfahren und die nachgelagerten weiteren Restrukturierungsverfahren sind etwa 25 operative Gesellschaften der Dorea-Unternehmensgruppe eingebunden. Dazu gehören knapp die Hälfte der Pflegeheime sowie teilweise dort angeschlossene Einrichtungen des Betreuten Wohnens. Ziel der Verfahren ist es, eine möglichst große Anzahl von Einrichtungen auch künftig erfolgreich weiter betreiben zu können. Ein großer Teil der Unternehmensgruppe ist zudem von den Verfahren nicht betroffen und soll ohne Änderung für Bewohner*innen und Mitarbeitende weiter betrieben werden.
Das gewählte Vorgehen bietet eine Reihe von Instrumenten zur Stabilisierung und Neuausrichtung des Geschäftsbetriebs, die außerhalb einer solchen Maßnahme nicht zur Verfügung stehen. So können z.B. ungünstige Verträge leichter gekündigt oder neu verhandelt werden. Die unternehmerische Verantwortung bleibt dabei in den Händen der Geschäftsführung (sog. Eigenverwaltung). Dies ist nur in Fällen zulässig, in denen Unternehmen frühzeitig selbst tätig werden und genügend Handlungsspielraum für eine Lösung besteht. „Beides ist bei uns der Fall“, betonte Volker Wentz, CFO der Dorea GmbH, „Die DOREAFAMILIE ist weder zahlungsunfähig noch überschuldet.“
Für die Dauer der Restrukturierung wird die DOREAFAMILIE von der renommierten Rechtsanwaltskanzlei Wellensiek um die sanierungserfahrenen Rechtsanwälte Prof. Dr. Markus Stadler, Matthias Nierhaus und Matthias Krämer während der geplanten Neuausrichtung begleitet. Außerdem setzt das zuständige Gericht einen sog. vorläufigen Sachwalter ein, der – ähnlich wie ein Aufsichtsrat - das Verfahren im Interesse der Gläubiger überwacht. „Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten hat die DOREA-Gruppe einen gesunden Kern. Hinzu kommen regelmäßig Bestnoten der Medizinischen Dienste der Krankenkassen für die Pflegequalität und ein guter Ruf unter Pflegekräften als Arbeitgeber“, betonte Sanierungsexperte Prof. Dr. Stadler von der Kanzlei Wellensiek. „Das sind gute Voraussetzungen dafür, dass die DOREAFAMILIE aus dem Schutzschirmverfahren als neu aufgestelltes und wirtschaftlich gesundes Unternehmen hervorgehen wird.“
Die Geschäftsführung wird nun in enger Abstimmung mit den Gläubigern und unter Aufsicht des Sachwalters einen Restrukturierungsplan ausarbeiten. Dieser soll noch im Sommer 2023 fertig gestellt werden. Denkbar sind sowohl eine Investorenlösung als auch ein Vergleich mit den Gläubigern. Welche Lösung erfolgversprechend ist, wird sich in den nächsten Wochen herauskristallisieren.
DOREA-Geschäftsführer Dr. von Horstig betonte: „Im Vordergrund steht, unser Bewohner*innen und Kund*innen weiter gut und zuverlässig zu versorgen. Mit der Restrukturierung stellen wir sicher, dass wir das langfristig und auf einem soliden wirtschaftlichen Fundament tun können. Außerdem ist es uns wichtig, dass wir unsere Beschäftigten in dieser Phase gut informieren und begleiten.“
Die Dorea-Gruppe gehört zu den größten privaten Pflegedienstleistern in Deutschland. Der Schwerpunkt liegt auf der klassischen Altenpflege mit nahezu 80 stationären Einrichtungen. Hinzu kommen 17 Standorte mit Betreutem Wohnen sowie 9 ambulante Pflegedienste. Insgesamt beschäftigt die DOREAFAMILIE rund 5.500 Mitarbeitende und betreut rund 7.500 pflegebedürftige Menschen. Der Jahresumsatz lag 2022 bei rund 280 Mio. Euro.
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