Sanierung der Hofheimer Polar Group unter dem Schutzschirm
Maschinenbauer leidet unter Lieferengpässen für High-Tech Schneide- und Verpackungsmaschinen - Betrieb wird mit allen 380 Mitarbeitern fortgeführt
Die Polar Group soll unter dem Schutzschirm saniert und mit allen rund 380 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fortgeführt werden. Das teilte die Geschäftsleitung des Hofheimer Maschinenbauers heute auf einer Mitarbeiterversammlung nach den Werksferien mit. Zuvor hatte das Amtsgericht Frankfurt auf Antrag des Familienunternehmens, das Hightech-Maschinen für die Druck- und Verpackungsindustrie produziert, dieses gerichtlich überwachte Verfahren eingeleitet. Lieferengpässe von Steuerungen und anderen Komponenten für Schneidemaschinen, bei denen Polar Mohr Weltmarktführer ist, sowie anderen Maschinen führten zuletzt zu Produktionsrückgängen und Umsatzeinbrüchen und bedrohten die Zahlungsfähigkeit.
Zur Polar Group gehören die 1906 gegründete Adolf Mohr Maschinenfabrik GmbH & Co. KG, die Polar-Mohr Maschinenvertriebsgesellschaft mbH & Co. KG sowie die 1988 gegründete Dienst Verpackungstechnik GmbH. Unter dem Schutzschirm verbleibt die operative Leitung und Verantwortung weiterhin bei diesen drei Unternehmen.
"Wir arbeiten mit allen rund 380 Mitarbeitern ungestört weiter, erfüllen alle unsere Verpflichtungen und setzen die bestehenden Kundenbeziehungen fort. Die Gehälter werden bis Ende Oktober von der Arbeitsagentur übernommen", erklärte der Frankfurter Rechtsanwalt Dr. Robert Schiebe von der Restrukturierungskanzlei Schiebe und Collegen. Schiebe wurde zum Generalbevollmächtigten der Polar Gruppe bestellt, um die Sanierung zu unterstützen. Überwacht wird das Verfahren von dem Frankfurter Rechtsanwalt Dr. Jan Markus Plathner von Brinkmann & Partner, der vom Amtsgericht Frankfurt zum vorläufigen Sachwalter ernannt wurde.
Die drei Unternehmen der Polar Group sind auf einem 50.000 qm großen Grundstück am Bahnhof in der Stadt Hofheim tätig. Im Kerngeschäft der Druckweiterverarbeitung ist Polar Mohr seit Jahrzehnten Marktführer für Schneidemaschinen, von denen rund 80 Prozent exportiert werden. In den letzten Jahren konnten die Bereiche Service und Wartung sowie Digital- und Verpackungsdruck erheblich ausgebaut werden. Die Krise in der Druckindustrie führte zu Umsatzrückgängen und Verlusten. In 2021 ist der Umsatz zwar wieder gestiegen, aber dieses Wachstum wird durch die aktuellen Lieferengpässe auf Materialseite gefährdet.
"Im Bereich Verpackungstechnik mit dem Schwerpunkt Lebensmittelindustrie, in dem wir seit 2011 tätig sind, konnten wir wachsen und sind Weltmarktführer bei Verpackungsmaschinen für Tiefkühl-Pizzen geworden. Im letzten Jahr und auch im ersten Halbjahr 2022 stieg der Gruppenumsatz. Lieferengpässe bei Steuerungen und anderen Komponenten haben jetzt das Produktionsvolumen deutlich reduziert, da wir fast fertige Maschinen nicht an Kunden ausliefern können. Zudem halten sich Kunden mit Neuaufträgen zurück, weil wir Auslieferungen nicht mehr zeitlich planen können", erklärte Michael Wombacher, Geschäftsführer der Polar Group.
"Nach dem Einbruch der Auslieferungen, dem reduzierten Auftragseingang und der ungewissen Entwicklung hat sich die Polar Group frühzeitig unter den Schutzschirm begeben. Das erleichtert eine schnelle und nachhaltige Restrukturierung. Noch hat die Gruppe genügend Luft und ist nicht zahlungsunfähig. Auch verfügt die Gruppe über genügend Substanz wie das 50.000 qm große Grundstück in der Stadt. Und in mehreren Bereichen der Druckweiterverarbeitung und der Verpackungstechnik ist die Polar Group mit seiner sehr erfahrenen Belegschaft führend. In den nächsten Tagen und Wochen werden wir mit allen Beteiligten wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und Banken Gespräche führen. Schließlich dürfte jeder ein Interesse an einer Fortführung der Polar Group haben. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir das Unternehmen in den nächsten Monaten sanieren und die Arbeitsplätze erhalten", so der neue Generalbevollmächtigte Dr. Robert Schiebe.
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