01.06.2015 - Kategorie "Sanierung"

Sanierungsexperte stellt neuen Investor für den geretteten Feingerätebau K. Fischer GmbH vor

Insolvenz als Chance genutzt

Am Freitag, dem 29. Mai 2015, hat der Insolvenzverwalter Helgi Heumann die Leitung der geretteten Feingerätebau K. Fischer GmbH aus Drebach offiziell in die Hände des neuen Investors gegeben. Vorangegangen war eine Aufhebung des seit 2009 eröffneten Insolvenzverfahrens durch das Amtsgericht Chemnitz am 22. Mai 2015.


Sanierungsexperte stellt neuen Investor für erzgebirgischen Traditionshersteller vor

Insolvenz als Chance genutzt. Unternehmen geht neu aufgestellt und gestärkt aus Krise hervor.


„Das Unternehmen steht nach turbulenten Jahren wieder auf festen Füßen. Es freut mich, dass wir mit Maik Juppe, Geschäftsführer der ProInn Beteiligungen GmbH, einen erfahrenen Investor gefunden haben. Er weist eine fast 25-jährige Erfahrung in der erfolgreichen  strategischen Weiterentwicklung von Unternehmen mittels Beteiligungen vor. Die Zukunft des Unternehmens ist damit gesichert“, betont Sanierungsexperte Heumann bei der Vorstellung des Investors und der neuen Geschäftsführung. Heumann hatte seit 2009 den insolventen Traditionshersteller für Wetter- und Klimamessinstrumente saniert.

 

Die ProInn Beteiligungen GmbH mit Sitz in Heidenau bei Dresden hat sich auf die langfristige Beteiligung an kleinen und mittleren sächsischen Unternehmen spezialisiert. Aktuell ist die Gesellschaft an 10Unternehmen beteiligt, dazu gehören u. a. die Magnetech GmbH in Neukirch, die Holzindustrie Dresden GmbH oder auch die Dresdner Management & Services GmbH. 

 

„Im Vordergrund unserer unternehmerischen Arbeit steht der strategische Unternehmensausbau“, so Maik Juppe, Geschäftsführer der ProInn Beteiligungen GmbH. „Aus Drebach werden auch zukünftig hochwertige mechanische Messgeräte und meteorologische Instrumente und Klimamesstechnik kommen. Zusätzlich wollen wir mittels neuer Designansätze, modernster Sensorik und Vernetzungsmöglichkeiten unserer Produkte eine breitere, anspruchsvolle und technikaffine junge Kundschaft ansprechen.“

 

Die Geschäftsführung der Feingerätebau K. Fischer GmbH wird der bisher vom Insolvenzverwalter Heumann eingesetzte Interimsmanager Rainer J. Burken übernehmen. „Herr Burken hat das operative Geschäft in den letzten Jahren maßgeblich geführt. Er kennt das Unternehmen sehr gut, denn er hat die Produktionssteuerung und das Controlling neu ausgerichtet“, betont Maik Juppe und fügt hinzu: „Er hat sich als fachlich äußerst kompetenter Geschäftsführer etabliert. Ich bin mir sicher, dass er das Unternehmen mit seinen 33 Mitarbeitern in eine erfolgreiche Zukunft führen wird.“

 

Der erzgebirgische Hersteller für Wetter- und Klimamessgeräte war 2009 aufgrund stark rückläufiger Bestellungen, insbesondere durch den Zusammenbruch des osteuropäischen und iranischen Absatzmarktes, in finanzielle Schieflage geraten. Der Sanierungsexperte Helgi Heumann wurde im September 2009 vom Amtsgericht Chemnitz zum Insolvenzverwalter für den sächsischen Traditionshersteller bestellt. Er strukturierte das Unternehmen neu und führte es aus der Insolvenz. Der im April 2015 vorgelegte und von den Gläubigern einstimmig angenommene Insolvenzplan sieht nicht nur die Rettung des Unternehmens und der Arbeitsplätze in Drebach vor, sondern auch die Auszahlung der Gläubiger in Höhe von 60 Prozent ihrer Forderungen. In den meisten Insolvenzverfahren erhalten Gläubiger nur eine Quote von durchschnittlich unter 10 Prozent.

 

Rechtsanwalt Helgi Heumann ist als Insolvenzverwalter und Sanierungsberater seit 1985 tätig. Er sanierte unter anderem die Pulsnitzer Lebkuchenfabrik GmbH, die Mühle Glashütte GmbH-Nautische Instrumente und die Sächsische Sandsteinwerke GmbH. Zur Kanzlei Heumann Rechtsanwälte gehören vier Rechtsanwälte und 18 Mitarbeiter. Die Kanzlei hat Büros in Dresden, Leipzig, Chemnitz und Halle.

 

Der Verlauf des Insolvenzverfahrens der Feingerätebau K. Fischer GmbH

 

Bereits seit 1945 werden in Drebach feinmechanische Geräte produziert. Das von Kurt Fischer gegründete Unternehmen wuchs in der Folge stetig und stellte Hygrometer, Präzisionsbarometer, Barographen und Messtechnik für die Luftfahrt her. Im Jahr 1972 wurde das Unternehmen verstaatlicht und als volkseigener Betrieb (VEB) fortgeführt. Im Juni 1990 wurde das Unternehmen reprivatisiert.

 

Am 17. Juli 2009 stellte der damalige Geschäftsführer der Feingerätebau K. Fischer GmbH einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Am 1. September 2009 eröffnete das Amtsgericht Chemnitz das Verfahren und bestellte den Sanierungsexperten Helgi Heumann zum Insolvenzverwalter.

 

Am Anfang musste der in finanzielle Schieflage gekommene Hersteller für Wetter- und Klimamessgeräte bei Banken und Lieferanten einige Überzeugungsarbeit leisten. Die Banken sahen das Unternehmen nur als bedingt sanierungsfähig an. „Wir benötigten schnelle Entscheidungen, um zügig Maßnahmen einzuleiten, die bereits kurzfristig Wirkung zeigen mussten“, erinnert sich Heumann. Im Fokus der Maßnahmen standen dabei die Realisierung marktgerechter Verkaufspreise, die Stabilisierung der Marke durch Sicherstellung der Qualität und Liefertreue, die Umstellung auf eine auftragsorientierte Fertigung sowie die Stärkung einer hohen Fertigungsflexibilität durch den Einsatz von Planungs- und Steuerungsinstrumentarien.

 

Auf Grund der Veränderungen verzeichnete der Traditionshersteller ab 2012 wieder stark steigende Umsätze. „Neben den eingeleiteten Maßnahmen war für diesen Erfolg insbesondere das Engagement sowie der Einsatz- und Veränderungswille der Mitarbeiter sehr entscheidend“, betont Heumann und fügt hinzu: „Mittlerweile sorgen wieder mehr als  1.000 internationale Kunden mit ihren regelmäßigen Bestellungen von Wetter- und Klimamessgeräten für gut gefüllte Auftragsbücher.“

 

Von den rund 1,8 Millionen Euro Umsatz, die durch die 33 Mitarbeiter im Jahr 2014 erwirtschaftet wurden, stammen mehr als 50 Prozent aus dem Ausland. Zu den wichtigsten Exportländern gehören Skandinavien, Großbritannien, die Niederlande, Frankreich, Italien, USA, Russland, Australien, Neuseeland und Südafrika. In Deutschland vertreibt das Unternehmen seine Produkte über Händler und seit 2012 auch über den eigenen  Onlineshop auf www.fischer-barometer.de.

 

Am 22. April 2015 hat der Insolvenzverwalter Helgi Heumann der Gläubigerversammlung einen Insolvenzplan vorgelegt, der die Beendigung des Insolvenzverfahrens und die Auszahlungsquote der Gläubigerforderung in Höhe von 60 Prozent vorsieht. Nach der Zustimmung der Gläubiger hat das Amtsgericht Chemnitz am 22. Mai 2015 das Insolvenzverfahren aufgehoben.

 

 


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