Schiess GmbH: Sanierung macht Fortschritte
Wenige Wochen nach dem Antrag auf Eigenverwaltung hat der Werkzeugmaschinenbauer Schiess GmbH wichtige erste Schritte auf dem Weg zur Sanierung genommen.
So wurde in enger Zusammenarbeit mit dem zuständigen Bundesamt die Ausfuhrgenehmigung für einen wichtigen Großauftrag erwirkt, der nun ausgeliefert werden kann. Die Auftragsakquise läuft auf Hochtouren, und Gläubiger sowie der Gesellschafter unterstützen den Sanierungskurs. Der Geschäftsbetrieb läuft unterdessen ohne Einschränkungen weiter.
„Der Geschäftsbetrieb läuft stabil, wir fertigen und beliefern unsere Kunden weiter in gewohnter Qualität“, sagte Dr. Robert Tobias von der Beratungsgesellschaft „Restrukturierungspartner“, der als Generalbevollmächtigter den Geschäftsführer Dongyan Mei unterstützt. „Das ist ganz maßgeblich das Verdienst der Mitarbeiter, die großes Engagement zeigen. Wichtig ist auch dass unsere Lieferanten, Banken und Kunden uns voll unterstützen und unseren Sanierungskurs mittragen.“
Derzeit bereiten die Mitarbeiter eine rund 160 Tonnen schwere Fräsmaschine für den Abtransport zu einem Großkunden nach China vor. Die Maschine ist bereits seit mehreren Wochen fertig und wartete auf die zum Export notwendige Ausfuhrgenehmigung des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Diese Genehmigung wurde nun erteilt. „Die Auslieferung sichert der Schiess GmbH wichtige Umsätze, die die wirtschaftliche Situation weiter stabilisieren werden“, sagte der vorläufige Sachwalter Prof. Lucas F. Flöther, der die Sanierung als Interessenvertreter der Gläubiger überwacht. „Die Zusammenarbeit mit dem BAFA in den letzten Wochen war außerordentlich konstruktiv.“ Derzeit steht eine weitere Großmaschine fertig produziert auf dem Hof, deren Ausfuhr in den nächsten Tagen genehmigt werden soll.
Parallel dazu hat die Schiess GmbH die Auftragsakquise intensiviert. Derzeit laufen Gespräche mit einer Reihe potenziellen Neukunden, die Interesse an einer langfristigen Zusammenarbeit signalisiert haben. „Wir stehen in engem Austausch mit einigen namhaften deutschen Unternehmen“, sagte Tobias. „Unser Ziel ist, die Kundenbasis der Schiess GmbH zu verbreitern, vor allem im Segment der mittelgroßen Maschinen.“
Die Geschäftsführung arbeitet derzeit in enger Absprache mit Kunden, Gläubigern und der Mitarbeitervertretung einen Sanierungsplan aus mit dem Ziel, das Unternehmen bis April wieder rentabel aufzustellen. Der Gesellschafter sowie der Gläubigerausschuss unterstützen die Sanierung in Eigenverwaltung voll. Mögliche Sanierungsszenarien sind sowohl eine Art Vergleich mit den Gläubigern als auch eine Investorenlösung. Erste Gespräche mit Interessenten laufen bereits.
Um auch das Konstruktions- und Planungsbüro des Unternehmens in die Sanierung einzubeziehen, hat Anfang Februar auch die Schiess Tech GmbH mit Sitz in Berlin ein Eigenverwaltungs-Verfahren beantragt. Das zuständige Amtsgericht Magdeburg hat diese auch bereits genehmigt und als vorläufigen Sachwalter Dirk Becker von der Kanzlei Flöther und Wissing bestellt. Schiess Tech entwickelt Konstruktionspläne für Maschinen, die anschließend von der Schiess GmbH produziert werden. Die Löhne und Gehälter der 19 Mitarbeiter sind über das Insolvenzgeld gesichert.
Eine Restrukturierung in Eigenverwaltung bietet den rechtlichen Rahmen, um sich bei laufendem Geschäftsbetrieb neu aufzustellen. Das Insolvenzrecht erlaubt dies in Fällen, in denen Unternehmen bei wirtschaftlichen Problemen frühzeitig selbst tätig werden und genügend Handlungsspielraum für eine Lösung besteht. Mit der Eigenverwaltung will Schiess seine vor mehreren Monaten begonnene Neuausrichtung abschließen, um seine internationale Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Dies beinhaltet vor allem eine Anpassung des Produktportfolios. Der Schwerpunkt soll künftig auf innovativen Maschinen im mittelgroßen Segment und dem Retrofit-Geschäft liegen, mit denen eine konstante Auslastung erzielt werden kann. Die weniger rentablen und sehr kapitalintensiven Großprojekte sollen dagegen zurückgefahren werden.
Die Schiess GmbH fertigt Dreh-, Bohr- und Fräsmaschinen zur Bearbeitung von Großteilen wie z.B. Windkrafträder, Turbinen oder Schiffsaggregate. Zu den Kunden gehören Industrieunternehmen weltweit, insbesondere aus Schwerindustrie, Luft- und Raumfahrt sowie Maschinenbau. Das Unternehmen beschäftigt aktuell 226 Mitarbeiter. Seit 2004 gehört die Schiess GmbH zur chinesischen SYMG-Unternehmensgruppe, die die Restrukturierung unterstützt.
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