27.10.2020 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Schoeller Electronics Systems GmbH legt Betrieb Ende Januar still

Der insolvente Leiterplatten-Hersteller Schoeller Electronics Systems muss schließen

Letzter verbliebener Interessent für eine Übernahme zieht sich aus den Gesprächen zurück


Der Leiterplatten-Hersteller Schoeller Electronics Systems war trotz einer gezielten und aktiven Suche nach Investoren nicht zu retten. „Auch der letzte verbliebene Interessent hat uns nun mitgeteilt, dass er sich aus dem Bieterprozess zurückzieht“, teilt Insolvenzverwalter Dr. Michael Lojowsky von Schultze & Braun mit. Der Insolvenzverwalter ist daher in Abstimmung mit dem Gläubigerausschuss gezwungen, den Geschäftsbetrieb einzustellen. Nach derzeitigen Planungen endet der Produktionsprozess spätestens zum 31. Januar 2020.


Die rund 180 Mitarbeiter hat Lojowsky von den anstehenden Kündigungen in Kenntnis gesetzt. Mit dem Betriebsrat verhandelt der Insolvenzverwalter derzeit einen Interessenausgleich und Sozialplan.


„Wir haben bis zuletzt gehofft und dafür gekämpft, dass die vorhandenen Investoren Schoeller Electronics Systems übernehmen“, sagt Lojowsky. „Es hat dafür sehr viel Unterstützung aus dem Kunden- und Lieferantenkreis, dem Gläubigerausschuss sowie der örtlichen Politik gegeben. Leider konnte der Interessent aber trotz diverser Zugeständnisse nicht davon überzeugt werden, Schoeller fortzuführen.“


Schoeller Electronics Systems ist einer der führenden Leiterplattenhersteller in Europa. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Sondertechnik-Schaltungen wie Flex- und Starrflex-Schaltungen, Platinen mit Laser-Mikrolöchern, Metallkernen oder besonderen Basismaterialien, etwa für Hochfrequenzschaltungen. Gefertigt wird vom Entwicklungsmuster bis zur Serie. Zu den Kunden gehören die großen europäischen Elektronikkonzerne.


Das Amtsgericht Marburg hatte Anfang Mai das vorläufige Insolvenzverfahren und Dr. Lojowsky zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Da die Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt führungslos war, da der Geschäftsführer in Großbritannien weilte und corona-bedingt nicht ausreisen konnte, wurde Dr. Lojowsky als sogenannter „starker“ vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt. Zusammen mit dem erfahrenen Interimsgeschäftsführer Felix Hick gelang es ihm, den Geschäftsbetrieb fortzuführen. Ursache der Schwierigkeiten in dem Unternehmen war eine unzureichende Ausstattung mit Liquidität und daraus resultierenden Engpässen bei der Versorgung mit Produktionsmaterial sowie Lieferverzögerungen bei den Kunden.


„Bei meinem Eintreffen im Unternehmen stand die Produktion bereits nahezu still. Daher war es die erste Aufgabe, das Unternehmen wieder hochzufahren und Mitarbeiter und Kunden bei der Stange zu halten. Das ist gut gelungen, insbesondere weil die Belegschaft sich sehr engagiert hat“, lobt Dr. Lojowsky.


Zwar gelang es Dr. Lojowsky und dem Interimsgeschäftsführer Hick, mit ihren Maßnahmen das Unternehmen während des Verfahrens zu stabilisieren. „Es war aber von Beginn an klar, dass es ohne einen strategischen Partner für Schoeller Electronics mittel- und langfristig nicht weitergehen kann“, so Dr. Lojowsky. Deshalb beauftragte er schon kurz nach Beginn des Verfahrens die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte mit einer weltweiten Suche nach Investoren und verhandelte in den vergangenen Wochen mit mehreren Interessenten. „Letztendlich stiegen diese Interessenten aber nach und nach aus den Gesprächen aus. Nachdem sich nun auch der letzte potentielle Investor zurückgezogen hat, bleibt uns keine andere Wahl als die Entscheidung, den Geschäftsbetrieb einzustellen“, berichtet Dr. Lojowsky.


 

Über Schultze & Braun

Schultze & Braun ist ein führender Dienstleister für Insolvenzverwaltung und Beratung im Sanierungs- und Insolvenzrecht. Mit über 600 Mitarbeitern an mehr als 40 Standorten in Deutschland und dem europäischen Ausland unterstützt Schultze & Braun Unternehmen vor Ort, bundesweit und international in allen rechtlichen, steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen.


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