14.10.2021 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Studie: Strompreis-Rallye gefährdet kleinere Versorgungsunternehmen

Insolvenzgefahr für kleinere Energieversorger

Insolvenzrisiko steigt im Energiesektor, insbesondere kleinere Versorgungsunternehmen in Großbritannien und Deutschland gefährdet


Die Energiepreise sind zuletzt rasant gestiegen. Das dürfte auch noch weiter fortsetzen: Eine aktuelle Analyse des weltweit führenden Kreditversicherers Euler Hermes geht davon aus, dass die Terminmarktpreise für Erdgas im Frühjahr 2022 ihren Höchststand erreichen und zwischen 110 und 130 Euro (Natural Gas TTF NL 1st Future Monthly) liegen dürften, je nach Intensität des Winters. Sollte es in der nördlichen Hemisphäre sehr kalt werden, könnte es zu weiteren vorübergehenden Preissteigerungen auf den Energierohstoff- und Strommärkten kommen. Aber auch bei einem milden Winter könnten die Länder geneigt sein, ihre Vorräte vorsorglich aufzustocken.

Größere Störungen der Industrie sollte es trotz der stark steigenden Energiepreise nicht geben, allerdings sind die Folgen für einige Sektoren und insbesondere Verbraucher erheblich:

„Vor allem Verbraucher zahlen die Zeche für die Rekordjagd der Energiepreise“, sagt Ano Kuhanathan, Branchenexperte bei Euler Hermes. „Im Energiesektor könnte die Rallye zudem zu einem höheren Insolvenzrisiko führen, insbesondere im Vereinigten Königreich, aber auch in Deutschland.“


Starke Preissetzungsmacht: Viele Bereiche des verarbeitenden Gewerbes robust
In der EU wird Erdgas hauptsächlich von der Industrie und den privaten Haushalten verbraucht. Insbesondere Teile des verarbeitenden Gewerbes wie die Lebensmittel-, Papier-, Chemie-, Metall- oder Raffineriebranche sind recht energieintensiv und verbrauchen viel Erdgas.


Viele Bereiche der Industrie verfügen jedoch über eine relativ robuste Position: Ausgehend von früheren Untersuchungen von Euler Hermes zur Preissetzungsmacht europäischer Unternehmen dürften die Mineralölverarbeitung und der Nahrungsmittelsektor gegenüber den aktuellen Entwicklungen relativ immun bleiben. Sie haben ihre Rentabilität in den letzten Jahren verbessert und verfügen über eine ausreichende Preissetzungsmacht, um höhere Inputpreise auszugleichen. Die Eisen- und Stahlindustrie dürfte ebenfalls recht gut abschneiden, da sich ihr Endmarkt als widerstandsfähig erweisen dürfte. Die Automobilhersteller der Eurozone haben dank der Chip-Knappheit ihre Preissetzungsmacht zurückgewonnen und könnten höhere Preise weitergeben, und auch der Bausektor profitiert von einer starken Preissetzungsmacht.


Unter Druck: Kleine Versorgungsunternehmen in Deutschland und UK gefährdet
Allerdings sind kleine Versorgungsunternehmen zuletzt bereits unter finanziellen Druck geraten, insbesondere im Vereinigten Königreich. Auf einem stark fragmentierten Markt haben einige kleine britische Verteilerunternehmen, die Strom auf dem Großhandelsmarkt einkaufen und an Endkunden verkaufen, ihr Angebot aber nicht abgesichert haben und den Kunden garantiert niedrige Preise anbieten, um staatliche Unterstützung gebeten. Da die Regierung sich geweigert hat, zu handeln, werden einige wahrscheinlich Insolvenz anmelden.


„In einem normalen Jahr rutschen in Großbritannien etwa sieben bis acht Stromversorgungs-unternehmen in die Pleite“, sagt Kuhanathan. „Im Oktober 2021 waren es bereits acht, und die Zahl wird wahrscheinlich noch ansteigen.“


Die Marktstruktur in Deutschland ähnelt der des Vereinigten Königreichs, da sich das Land für die Liberalisierung des Energiesektors entschieden hat, um den Verbrauchern Wahlmöglichkeiten zu bieten und Monopole aufzulösen. Außerdem gibt es in Deutschland keine Preisobergrenzen für Versorger, und die Haushalte kaufen Energie auf einem weitgehend unbeaufsichtigten Markt.


„Da die Terminmarktpreise für Energie auf einem sehr hohen Niveau liegen, könnten einige Verteiler und Versorger mit schwachen Cash-Positionen in den kommenden Monaten in Liquiditäts-schwierigkeiten geraten oder sogar zahlungsunfähig werden“, sagt Kuhanathan.




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