04.06.2019 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Tittel Drahtwarenfabrik nutzt Restrukturierungsverfahren zur Neuausrichtung

Drahtwarenfabrik Tittel geht Sanierung durch Insolvenz a

„Die Auftragslage ist gut, der Geschäftsbetrieb läuft stabil, Kunden und Lieferanten stehen zu uns“, berichtet Jan Thoß, Geschäftsführer der Tittel Drahtwarenfabrik GmbH.


Selbstverständlich ist das nicht, denn das Unternehmen befindet sich derzeit in einem Sanierungsverfahren. Das Amtsgericht Dresden gab dem Antrag der Tittel Drahtwarenfabrik GmbH auf Anordnung eines vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens mit Beschluss vom 12. April 2019 statt. Thomas Beck von der Kanzlei Beck Rechtsanwälte wurde als vorläufiger Sachwalter bestellt. Mit rund 60 Mitarbeitern ist der Betrieb in Großröhrsdorf, Sachsen, auf die Produktion und den Vertrieb von geschweißten Drahtwaren spezialisiert. Zu den Kunden gehören namhafte deutsche Hersteller aus unterschiedlichen Branchen. Dazu zählen zum Beispiel Küchengerätehersteller, Caravanhersteller, Medizingerätehersteller oder Unternehmen der Möbelindustrie sowie der Automobilbranche.

 

Wirtschaftliche Schieflage des Schwesterunternehmens verursachte Krisensituation

Die Tittel Drahtwarenfabrik GmbH gehört zur Tittel-Unternehmensgruppe, die sich zudem aus der Beteiligungsgesellschaft Thoß GmbH sowie der nordrhein-westfälischen Kemper & Co. GmbH zusammensetzt. Das gerichtliche Sanierungsverfahren in Großröhrsdorf ist insbesondere auf die wirtschaftliche Krise der Kemper & Co. GmbH zurückzuführen, denn dort war es aufgrund einer falschen Bedarfsplanung eines Großkunden und eines damit einhergehenden unerwarteten Umsatzeinbruchs zu einer Liquiditätskrise gekommen. In Folge des Haftungsverbundes zwischen den Gesellschaften stellten letztlich sämtliche Unternehmen der Gruppe Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die Tittel Drahtwarenfabrik GmbH blickt auf eine 90-jährige Historie zurück. Der jetzige Geschäftsführer Jan Thoß übernahm den Betrieb im Jahr 2016 im Rahmen einer Unternehmensnachfolge. Er verantwortet auch während der Restrukturierung das operative Geschäft und bleibt Ansprechpartner für Kunden, Mitarbeiter sowie Lieferanten. Ihm zur Seite steht ein erfahrenes Sanierungsteam: Rechtsanwalt Stefan Ettelt, Partner der Kanzlei Kulitzscher & Ettelt, ist mit der insolvenzrechtlichen Begleitung und Beratung beauftragt. Ihm ist zudem für diesen Bereich eine Generalvollmacht erteilt worden. Simon Leopold, Unternehmensberater sowie Geschäftsführer der ABG Consulting-Partner GmbH & Co. KG unterstützt mit seinem Team den kaufmännischen Bereich und verantwortet außerdem den Investorenprozess.

 

Erste Sanierungsmaßnahmen angeschoben

„Unser Ziel ist die Erhaltung des Standortes und der Arbeitsplätze. Wir möchten im Rahmen eines Insolvenzplans eine leistungs- und finanzwirtschaftliche Reorganisation durchführen, um den Fortbestand des Betriebs zu sichern. Wir arbeiten dafür auch an der Optimierung der internen Prozesse. Die Mitarbeiter sind informiert, sie unterstützen diesen Weg sehr engagiert und stehen zum Unternehmen,“ erzählt Rechtsanwalt Stefan Ettelt. „Parallel führen wir einen strukturierten Investorenprozess durch und sind bereits in Gesprächen mit ersten potentiellen Interessenten,“ ergänzt Simon Leopold. „Für eine nachhaltige Sanierung benötigt die Tittel Drahtwarenfabrik auch frisches Kapital.“ Die Gläubigerinteressen vertritt Thomas Beck als vorläufiger Sachwalter im Verfahren. Er ist froh über die frühzeitige Antragstellung des Unternehmens: „Immer wieder erleben wir, dass es bei Verfahrensbeginn bereits umfangreiche Außenstände beim Lohn und den Sozialleistungen gibt, so dass der zeitliche und finanzielle Spielraum für die Sanierung viel geringer ist. Das Management der Tittel Drahtwarenfabrik GmbH hat bereits verantwortungsvoll bei der drohenden Krise gehandelt. So können wir nun gezielt die Neuausrichtung voranbringen und erhalten für die Mitarbeiter die vollen drei Monate Lohnfortzahlung der Agentur für Arbeit.“

 

 



Über die Tittel Drahtwarenfabrik GmbH 

Die Tittel Drahtwarenfabrik GmbH ist auf die Herstellung und den Vertrieb von geschweißten Drahtwaren spezialisiert. Am Standort in Großröhrsdorf konstruieren und produzieren rund 60 Mitarbeiter Produkte aus Draht, wie zum Beispiel Drahtkörbe, Biegeteile und Gitter. Zu den Kunden gehören namhafte nationale Betriebe der Apparate- und Geräteindustrie, Küchengerätehersteller, Caravanhersteller, Medizingerätehersteller sowie Unternehmen der Möbelindustrie und der Automobilbranche. Die Historie des Unternehmens reicht 90 Jahre zurück, der Grundstein wurde 1929 mit der Gründung der Einzelfirma A. Tittel in Hermsdorf gelegt.


Bild: © geralt / pixabay

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