14.07.2021 - Kategorie "Statistik"

Unsicherheit bei Insolvenzprognosen: Eine Welle ist weiterhin nicht in Sicht

Wenig Insolvenzen durch staatlich gelenktes Insolvenzgeschehens

Destatis veröffentlicht für den Monat April einen Rückgang der Unternehmensinsolvenzen von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.


Die Zahlen liegen damit weiterhin deutlich unterhalb der Zahlen des Vorkrisenjahres 2019. Trotzdem wird von manchen Experten immer noch vor einem drastischen Anstieg an Unternehmensinsolvenzen gewarnt. Der Berufsverband der Insolvenzverwalter sieht weiterhin keine Anzeichen für eine Insolvenzwelle. Vielmehr weist er auf die seit Jahren abnehmende Gründungsdynamik in Deutschland als einen der Gründe für die anhaltend niedrigen Zahlen hin.

 

Die weiterhin niedrigen Zahlen des Statistischen Bundesamts* zeigen im April 2021 keine merkliche Veränderung bei der Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen. Nach wie vor liegen die Zahlen immer noch deutlich unterhalb der Zahlen des Jahres 2019. „Manche Experten warnen beständig vor einer Insolvenzwelle. Doch die Zahlen des Statistischen Bundesamts geben weiterhin keinen Hinweis auf einen drastischen Anstieg“, meint Dr. Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Verbands Insolvenzverwalter Deutschlands (VID). Auch die Insolvenzverwalter seines Berufsverbands sehen bisher keine außergewöhnlichen Veränderungen bei ihrer täglichen Arbeit.

 

Die anhaltend niedrigen Unternehmensinsolvenzzahlen sind auf der einen Seite die Folge des weiterhin staatlich gelenkten Insolvenzgeschehens. Doch es gibt auch Faktoren wie die Gründungsdynamik in Deutschland, die einen Einfluss auf das Insolvenzgeschehen haben und die bisher weniger beachtet wurden. In den letzten 15 Jahren ist die Zahl der Gewerbeanmeldungen von 960.000 (im Jahr 2004) auf 660.000 (im Jahr 2020) zurückgegangen. Im selben Zeitraum haben sich die Unternehmensinsolvenzen um zwei Drittel verringert. „Die Insolvenzen stehen in einer direkten Relation zu den Unternehmensgründungen. Junge Unternehmen sind in den ersten fünf Jahren nach Gründung deutlich insolvenzanfälliger als ältere Unternehmen**. Ein Rückgang der Unternehmensgründungen verursacht deshalb auch einen Rückgang bei den Insolvenzen“, so Niering.

 

Die Corona-Pandemie hat den Effekt im Jahr 2020 noch verstärkt: Durch sie hat die Gründungsbereitschaft noch weiter abgenommen.



Über den VID:

Der Verband Insolvenzverwalter Deutschlands ist der Berufsverband der in Deutschland tätigen Insolvenzverwalter. Mit mehr als 450 Mitgliedern vertritt er die überwiegende Mehrheit dieser Berufsgruppe. Die Mitglieder verpflichten sich auf „Grundsätze ordnungsgemäßer Insolvenzverwaltung“ und zur Zertifizierung nach ISO:9001. Damit setzt der Verband Maßstäbe für eine unabhängige, transparente und qualitativ anspruchsvolle Insolvenzverwaltung. Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist eine mindestens dreijährige Tätigkeit als Unternehmensinsolvenzverwalter.

 



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