03.11.2017 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Akademie Lothar Kannenberg wird in Eigenverwaltung saniert

Akademie Lothar Kannenberg wird in Eigenverwaltung saniert

Betrieb der Jugendhilfe- und Bildungseinrichtung läuft weiter. Sanierungsexperten Dr. Christian Kaufmann von PLUTA und Tobias Kersten von FIDES beraten Geschäftsführung im Rahmen der Eigenverwaltung. Einrichtung beschäftigt über 230 Mitarbeiter


Die Akademie Lothar Kannenberg GmbH hat beim Amtsgericht Walsrode einen Antrag auf ein Eigenverwaltungsverfahren gestellt. Unterstützt wird die Jugendhilfe- und Bildungseinrichtung von Dr. Christian Kaufmann von der Restrukturierungsgesellschaft PLUTA und Tobias Kersten von der Unternehmerberatung und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft FIDES. 

Das Unternehmen mit Sitz in Bothel in der Nähe von Bremen will sich durch das Eigenverwaltungsverfahren sanieren. Das Amtsgericht hat dem Antrag entsprochen und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Zum vorläufigen Sachwalter bestellte das Gericht Rechtsanwalt Stefan Denkhaus aus der Sozietät BRL Boege Rohde Luebbehuesen. Er begleitet und überwacht die Eigenverwaltung. 

Grund für die Antragstellung ist ein Liquiditätsengpass. Der Geschäftsbetrieb läuft uneingeschränkt weiter. Insgesamt arbeiten mehr als 230 Mitarbeiter für das norddeutsche Unternehmen, das sechs Einrichtungen in Bremen und drei Einrichtungen in Sachsen und Sachsen-Anhalt betreibt. Geschäftsführer Lothar Kannenberg hat die Mitarbeiter bereits informiert. Die Gehälter der Beschäftigten sind durch die sogenannte Insolvenzgeldvorfinanzierung für drei Monate gesichert.  

Der ehemalige Amateurboxer im Schwergewicht Lothar Kannenberg gründete 2014 die vollstationäre Jugendhilfe- und Bildungseinrichtung mit diversen Wohngruppen. Ziel der Akademie ist die Verbesserung der Lebensbedingungen der anvertrauten 12- bis 18-jährigen Kinder und Jugendlichen. In ihr fand nach seiner Flucht auch der heutige HSV-Profi Bakery Jatta sein erstes Zuhause. 

Die Freie Hansestadt Bremen, mit der die Akademie in Vergangenheit sehr gut zusammengearbeitet hat, wird das Verfahren unterstützen.

„Durch die Eigenverwaltung haben wir die Chance, das Unternehmen wieder zukunftsfähig aufzustellen. Wir müssen die Akademie schlanker aufstellen“, erläutert Geschäftsführer Kannenberg. Infolge des starken Zuzugs von Flüchtlingen ab 2015 betreute die Akademie in Spitzenzeiten über 1000 Jugendliche, insbesondere unbegleitete minderjährige Ausländer. Mittlerweile verzeichnet die Akademie allerdings eine deutlich nachlassende Auslastung. Die Kosten, insbesondere für Personal und Miete für die Einrichtungen, übersteigen die Einnahmen, so dass der Insolvenzantrag unvermeidlich ist. 

Mit dem Eigenverwaltungsverfahren soll das Unternehmen so aufgestellt werden, dass es wieder dauerhaft erfolgreich wirtschaften kann. Daher werden die Sanierungsexperten vor allem die Wirtschaftlichkeit der sechs Einrichtungen in Bremen überprüfen. Die Auslastung der ostdeutschen Einrichtungen in Leipzig (Sachsen) sowie Aken und Glinde (Sachsen-Anhalt) ist weiterhin hoch. Ziel ist, dass die Akademie nach erfolgreicher Restrukturierung durch einen Insolvenzplan – einen Vergleich mit den Gläubigern – aus dem Verfahren herausgeht.


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