Betriebsstilllegung bei SHW CT in Wasseralfingen
Die SHW CT in Wasseralfingen muss ihren Geschäftsbetrieb voraussichtlich im ersten Quartal 2019 einstellen.
Diese Entscheidung traf der Gläubigerausschuss in einem einstimmigen Beschluss mit Zustimmung des Sachwalters. Grund sind fehlendes Interesse von Investoren an einer Übernahme und ein erheblicher Auftragseinbruch in den vergangenen Wochen. Die Beschäftigten wurden heute im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung über die bevorstehende Schließung informiert.
Das Team um SHW CT Geschäftsführer und PLUTA-Sanierungsexperte Marcus Katholing arbeitete in den vergangenen Tagen unter Hochdruck an einer Lösung für das Unternehmen. Wie sich herausstellte, waren die Rahmenbedingungen für dieses Unterfangen allerdings zu schwierig. In den vergangenen Tagen führte das Team zahlreiche Gespräche mit potenziellen Investoren, die allerdings keine Interesse an einer Übernahme zeigten. Zahlreiche Kunden vergeben keine neuen Aufträge mehr. Zudem hat ein Großkunde, der für einen Großteil des Umsatzes verantwortlich ist, das Auftragsvolumen in erheblichem Umfang reduziert. Damit ist ein dauerhafter wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich.
Die Kunden akzeptieren die Umlegung der Mehrkosten beim Strom nicht mehr. Hintergrund ist, dass energieintensive Industrien, wie die Gussindustrie, von der Umlage des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes befreit sind; für Unternehmen in der Krise oder Unternehmen, die sich in einem Insolvenzverfahren befinden, gilt diese Ausnahmeregelung allerdings nicht. Die SHW CT hat daher seit Mitte 2017 die Mehrkosten aus der EEG-Umlage, die etwa eine Preiserhöhung von 8 % bedeutete, auf die Kunden umgelegt. Ein neuer Investor hätte von der Befreiung der EEG-Umlage profitiert und die Kunden rechneten verständlicherweise damit, dass diese Mehrkosten künftig wegfallen.
Ausproduktion im ersten Quartal 2019
In Wasseralfingen läuft der Geschäftsbetrieb im ersten
Quartal noch weiter, um die bestehenden Aufträge abzuarbeiten. Den 150
Mitarbeitern in Wasseralfingen muss leider gekündigt werden. Mit dem
Betriebsrat wird nun ein Interessenausgleich und Sozialplan verhandelt.
SHW CT Geschäftsführer Katholing sagt: „Wir haben in den vergangenen Tagen mit allen wichtigen Kunden gesprochen. Die Reaktion war leider sehr verhalten und die Zukunftsausichten sehr ernüchternd. Neben den höheren Preisen dürfte für die Entscheidung der Kunden auch die Tatsache eine Rolle gespielt haben, dass diese ihre Bedarfe mittlerweile auch bei anderen Lieferanten decken können.“ Den Verantwortlichen war bewusst, dass die Preiserhöhung ein temporäres Entgegenkommen der Kunden ist, weil die SHW CT eine sehr hohe Qualität liefert und eine außergewöhnliche Stellung in der Branche hat. Das Unternehmen ist jedoch nicht der einzige Zulieferer, und die Kunden haben sich mittlerweile auch anderweitig am Markt orientiert. Katholing sagt weiter: „Diese Nachricht schmerzt. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in den vergangenen Monaten immer ihr Bestes gegeben und außergewöhnliches Engagement gezeigt. Dass wir das Unternehmen nach dem geplatzten Verkauf nun stilllegen müssen, tut sehr weh.“
Überraschende Entwicklung beim Investor
Anfang Oktober 2018 wurden die Kaufverträge über den Verkauf
der SHW CT in Wasseralfingen und der Machining Technologies in Königsbronn an
die RMB Beteiligungsgesellschaft unterzeichnet. Das Closing, also der Vollzug
zum 1. Januar 2019, kam jedoch nicht zustande. Die Verantwortlichen hatten ein
Rücktrittsrecht bis zum Jahresende in den Vertrag aufgenommen, welches Anfang
Dezember in Anspruch genommen wurde. Der Rücktritt vom Kaufvertrag war zum
Vorteil für die Gläubiger erforderlich.
Im Juli 2017 hatten alle drei operativ tätigen SHW Casting Technologies Gesellschaften sowie die Holding die Eigenverwaltung beantragt. Unterstützt wurde die Gruppe seither von der Restrukturierungsgesellschaft PLUTA. Die Zusammenarbeit mit dem Sachwalter war dabei sehr positiv.
Sachwalter Prof. Dr. Martin Hörmann von anchor Rechtsanwälte sagt: „Die Eigenverwaltung verlief bis Oktober sehr gut, und das gesamte Team zeigte immer außergewöhnliches Engagement. Dass sich die Lage dermaßen zuspitzt, war vor wenigen Wochen noch undenkbar. Für alle Verantwortlichen und insbesondere für die Mitarbeiter tut mir das sehr leid.“
Über PLUTA:
PLUTA hilft Unternehmen in rechtlich und wirtschaftlich schwierigen Situationen. Seit Gründung 1982 ist PLUTA stetig gewachsen und beschäftigt heute mehr als 400 Mitarbeiter in Deutschland, Spanien, Italien und Polen. Über 90 Juristen und 40 Kaufleute, darunter viele Rechtsanwälte und Steuerberater mit Mehrfachqualifikationen als Wirtschaftsprüfer, Diplomkaufmann oder Buchprüfer, sorgen für praktikable, wirtschaftlich sinnvolle Lösungen. PLUTA unterstützt insbesondere bei der Sanierung und Fortführung von Unternehmen in Krisen oder Insolvenzsituationen und entsendet bei Bedarf auch Sanierungsexperten in die Organstellung. PLUTA gehört zur Spitzengruppe der Sanierungs- und Restrukturierungsgesellschaften, was Rankings und Auszeichnungen von INDat, JUVE, Focus, Legal 500, Who’s Who Legal, Best Lawyers und Global Restructuring Review (GRR 100) belegen.
Über anchor Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft mbB:
Die auf Insolvenzrecht und Unternehmenssanierung spezialisierte Kanzlei anchor Rechtsanwälte (www.anchor.eu) ist mit mehr als 100 Mitarbeitern an den elf Standorten Augsburg, Braunschweig, Düsseldorf, Hannover, Hildesheim, Köln, Mannheim, München, Stuttgart, Ulm und Weilheim tätig. Die Kanzlei hat in der Vergangenheit zahlreiche größere Betriebe in der Insolvenz begleitet und saniert.
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