06.04.2023 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

DGH Sand Casting muss Betrieb einstellen

Insolvente DGH Sand Casting: Ausproduktion in Friedrichshafen bis Ende 2023

Der Automobilzulieferer DGH Sand Casting mit Sitz in Friedrichshafen hat eine geordnete Ausproduktion eingeleitet.


Nachdem kein Investor für das insolvente Unternehmen gefunden werden konnte, wird der Geschäftsbetrieb spätestens bis Ende 2023 schrittweise stillgelegt. Insolvenzverwalter Franz-Ludwig Danko rief gemeinsam mit dem Betriebsrat Unternehmen in der Region auf, Bewerbungen von DGH-Beschäftigen zu berücksichtigen.

 

Der Insolvenzverwalter hatte die rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits im März über den Rückzug des letzten Übernahme-Interessenten informiert und sich mit dem Betriebsrat auf einen Interessenausgleich und Sozialplan geeinigt. Die Beschäftigten haben inzwischen ihre Kündigungen erhalten und scheiden in den nächsten Monaten schrittweise aus dem Unternehmen aus. „Für die Kolleginnen und Kollegen, die gemeinsam mit uns für den Erhalt Ihres Unternehmens gekämpft und auf eine Investorenlösung gehofft haben, ist das natürlich enttäuschend“, sagte Danko, der die DGH Sand Casting seit Juni 2022 fortführt und die Tür so lange es geht für eine Sanierung offengehalten hatte. „Ohne Aussicht auf einen Investor ist eine weitere Fortführung jedoch wirtschaftlich und insolvenzrechtlich nicht möglich.“


Gemeinsam mit dem Betriebsrat warb Danko ausdrücklich gegenüber Unternehmen in der Region für die Beschäftigten der DGH Sand Casting: „Die Region rund um den Bodensee hat ein starkes industrielles Rückgrat, und gute und qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ein echter Wettbewerbsfaktor“, so Danko. „Die Beschäftigten der DGH Sand Casting sind nicht nur überwiegend sehr gut qualifiziert, sondern auch sehr engagiert und erfahren. Ich kann nur jedem Unternehmen empfehlen, sich deren Bewerbungen anzuschauen.“


Das Team aus Insolvenzverwaltung und Geschäftsführung unterstützt derweil zusammen mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall die Belegschaft bei der Suche nach einer Anschlussbeschäftigung. So wurde u.a. im Unternehmen eine Arbeitsbörse eingerichtet, auf der Job-Angebote veröffentlicht werden. Die Beschäftigten bekommen Hilfestellung bei der Erstellung ihrer Bewerbungsunterlagen und der Arbeitssuche. Außerdem werden Bewerbungstrainings angeboten, die die Mitarbeiter auf konkrete Stellenausschreibungen und anstehende Einstellungsgespräche vorbereiten sollen.


Die Ausproduktion und Stilllegung des Geschäftsbetriebs am Standort erfolgt in drei Stufen. Zunächst wird die Gießerei bis Ende Juni den Betrieb einstellen. Bis zu diesem Zeitpunkt werden alle vorhandenen Gießerei-Aufträge abgearbeitet. Die mechanische Bearbeitung schließt Ende Juli. Darüber hinaus wird noch ein Team am Standort mit Restarbeiten beschäftigt sein. Dazu zählen unter anderem Auslieferung, Abholung sowie die Abwicklung der restlichen Kundenaufträge. Spätestens zum Jahresende wird dann der Betrieb vollständig stillgelegt.


DGH Sand Casting fertigt in Friedrichshafen Aluminium-Sandguss-Teile für Anwendung in der Automobilindustrie (PKW und Nutzfahrzeuge) sowie in der Energie- und Wärmetechnik. Zu den Produkten gehören u.a. Leichtbau-Teile und -Komponenten für Fahrwerk und Antriebsstrang – sowohl für Verbrenner als auch für Elektrofahrzeuge, sowie Wärmetauscher für Heizungssysteme. Kunden des Unternehmens sind namhafte Unternehmen aus der Automobilwirtschaft und dem Heizungsbau. Der Jahresumsatz betrug zuletzt rund 37,8 Mio. Euro.

 

Wie viele Industrie-Unternehmen leidet DGH Sand Casting unter den Folgen der Corona-Pandemie. So sind die Umsätze seit Beginn der Pandemie um rund 35 Prozent zurückgegangen. Der Chip-Mangel sowie der Krieg in der Ukraine mit seinen Auswirkungen auf Lieferketten und Energiepreise hatten die Situation zuletzt so verschärft, dass das Unternehmen im Juni 2022 Insolvenzantrag stellen musste. In der Folge prüften mehrere Interessenten eine mögliche Übernahme des Geschäftsbetriebs. Jedoch fand sich letztlich kein Investor, der bereit war, den Betrieb zu übernehmen.

 

 


Über Danko Insolvenzverwaltung

Die Kanzlei „Danko Insolvenzverwaltung“ steht für über zwanzigjährige Erfahrung auf den Gebieten Unternehmenssanierung, Insolvenz und Arbeitsrecht. Mit einem interdisziplinären Team aus Insolvenz-, Arbeits- und Steuerrechtlern sowie Betriebswirten und Sachbearbeitern ist die Kanzlei in der Lage, auch größere Insolvenzverfahren und umfangreiche Mandate erfolgreich zu bearbeiten. Zu den namhaften Referenz-Verfahren von Kanzlei-Gründer Dr. Franz-Ludwig Danko zählen u.a. die Automobilzulieferer Druckguss Heidenau, FINOBA Automotive, Spezialguss Wetzlar und ttb Gruppe, der Seifenhersteller Kappus-Gruppe, der Flugzeugausstatter Anolis Interiors, die DRK-Kliniken Nordhessen, das Klinik und Rehabilitationszentrum Lippoldsberg und die Prof. Dr. Keck Akut- und Reha-Klinik. Die Kanzlei verfügt über Standorte in Frankfurt am Main, Dresden und Kassel.


Bild: © AdobeStock

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