04.04.2017 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Fernbus-Unternehmen Deutsche Touring stellt Weichen für Sanierung im Insolvenzverfahren

Deutsche Touring ist insolvent

Einer der bedeutendsten europäischen Fernbusreise-Anbieter hat die Weichen für eine Sanierung im Insolvenzverfahren gestellt.


Die Deutsche Touring Gesellschaft mbH Internationales Reiseverkehrsunternehmen, German Touring Company – EUROPABUS, mit Sitz in Eschborn will sich auf diesem Weg neu aufstellen, um auch künftig in der von einem aggressiven Preiswettbewerb gekennzeichneten Branche weiter bestehen zu können.

Einen ersten Erfolg konnte das Unternehmen zusammen mit dem vom Amtsgericht Frankfurt am Main bestellten vorläufigen Insolvenzverwalter Miguel Grosser von der Kanzlei JAFFÉ Rechtsanwälte Insolvenzverwalter bereits erreichen: Es gelang, mit den in verschiedenen Pools zusammengeschlossenen Vertrags-Busunternehmen eine Einigung zu erzielen. Damit ist vorerst die reibungslose Fortführung einer Vielzahl von Buslinien sichergestellt. Die Fortführung des Geschäftsbetriebs, insbesondere an den zwei von der Deutschen Touring geführten Busbahnhöfen in Hannover (ZOB) und Stuttgart (Airport Bus Terminal) sowie der Ticketverkauf sind weiterhin gewährleistet.


„Unser erstes Ziel ist die Stabilisierung des Geschäftsbetriebs. Wichtig ist, dass der Ticketverkauf weiterlaufen kann und die Deutsche Touring vorerst voll handlungsfähig bleibt. Dazu brauchen wir die Mitarbeiter mit ihrer hohen fachlichen Kompetenz und die Unterstützung unserer Vertragspartner. Allerdings sind die Rahmenbedingungen für eine auf Dauer angelegte Sanierung im Insolvenzverfahren sehr schwierig. Wir haben jedoch bereits erste Kontakte zu potenziellen Interessenten aufgenommen. Ich kann aber noch keine Prognose abgegeben, ob und in welcher Form es gelingen kann, die Deutsche Touring zu erhalten“, so der vorläufige Insolvenzverwalter Miguel Grosser in einer ersten Einschätzung. Positiv sei jedenfalls, dass das Unternehmen Löhne, Gehälter und Sozialversicherungsbeiträge auch für den Monat März noch gezahlt habe.


Damit steht dem vorläufigen Insolvenzverwalter, den das Amtsgericht Frankfurt am Main heute auch mit der Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis über das Vermögen der Gesellschaft beauftragt hat, der gesamte Insolvenzgeldzeitraum von drei Monaten zur Verfügung, um eine Möglichkeit zur Fortführung zu finden. Auch die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes ist bereits in die Wege geleitet, damit die Mitarbeiter die ihnen zustehenden Zahlungen auch weiterhin pünktlich bekommen.


Die Deutsche Touring GmbH gehört zu den bedeutenden Busgesellschaften Europas. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1948 am ersten Flughafen in Frankfurt, dem sogenannten „Luftschiffhafen am früheren Hofgut Rebstock“. Seit fast 70 Jahren steht die Deutsche Touring GmbH nunmehr für preiswerte und sichere Busreisen durch ganz Europa. Damit ist das Unternehmen Pionier der Branche, unter anderem rief es als erster Anbieter die „Business Class“ ins Leben. Die Deutsche Touring spielt auch eine führende Rolle im Eurolines-Verbund, der 1985 gegründet wurde. Unter dem Markendach Eurolines arbeiten renommierte Partner der Branche zusammen, um Fahrgäste europaweit komfortabel, sicher und preisgünstig zu befördern. Mit 160 Abfahrtsorten in Deutschland und 900 Destinationen in 34 Ländern Europas ist das Streckennetz von Eurolines weitgespannt. Zielgruppe sind Reisende, die Komfort und Flexibilität bei gleichzeitig attraktiven Preisen schätzen. Auf Wunsch können Fahrgäste bei Eurolines zusätzlich die entstehenden CO2-Emissionen ihrer Busfahrt ausgleichen.


Die Deutsche Touring beschäftigt aktuell 123 Mitarbeiter, dabei rund 50 in der Zentrale in Eschborn, die übrigen an elf deutschen Niederlassungen, darunter den von ihr betriebenen Busbahnhöfen in Hannover und Stuttgart. Darüber hinaus gehören zur Deutschen Touring drei Tochtergesellschaften (in Kroatien, Serbien und Tschechien) mit weiteren 112 Mitarbeitern, die sich nicht im vorläufigen Insolvenzverfahren befinden. 2016 setzte die Deutsche Touring 32,1 Mio. Euro um, die Gruppe insgesamt 42,8 Mio. Euro.

 

 


Weitere Informationen
Miguel Grosser
ist Fachanwalt für Arbeitsrechtsowie Insolvenzrecht, seit1999 in der Kanzlei JAFFÉ Rechtsanwälte Insolvenzverwalter und seit 2002 als Insolvenzverwalter tätig. Zu seinen bekanntesten Insolvenzverfahren zählt die erfolgreiche übertragende Sanierung der verschiedenen Standorte der DyStar Textilfarben GmbH. Darüber hinaus wurde er von den Amtsgerichten Frankfurt am Main, München und Köln in zahlreichen weiteren Insolvenzverfahren als Verwalter berufen, unter anderem für die Green Planet AG und zuletzt für das Sportmedizinische Institut Frankfurt am Main, für das er einen neuen Betreiber finden konnte. 2013 war er als Sachwalter für die operativen Tochtergesellschaften maßgeblich an der erfolgreichen Sanierung in Eigenverwaltung der HPI Fleet Gruppe beteiligt, einem der führenden deutschen Anbieter für Flottenmanagement-Dienstleistungen mit über 40.000 betreuten Fahrzeugen.

Rechtsanwalt Miguel Grosser leitet zudem die Niederlassung von JAFFÉ Rechtsanwälte Insolvenzverwalter in Frankfurt amMain.Die Kanzlei JAFFÉ Rechtsanwälte Insolvenzverwalter zählt seit Jahren zu den führenden Kanzleien auf dem Gebiet der Insolvenzverwaltung, des Insolvenzrechts sowie den damit im Zusammenhang stehenden Rechtsgebieten in Deutschland. Die Anwälte der Kanzlei verstehen Unternehmenskrise und Insolvenz nicht als Ausdruck unternehmerischen Scheiterns, sondern setzen sich mit großem Nachdruck und Erfolg dafür ein, dass Unternehmen in der Insolvenz saniert, Arbeitsplätze erhalten und zugleich die Gläubiger bestmöglich befriedigt werden. Dies geschieht sowohl innerhalb klassischer Insolvenzverfahren als auch im Rahmen von Eigenverwaltungen und Schutzschirmverfahren nach dem ESUG (Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen).

 


Bild: © mzacha

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