30.06.2020 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Geschäft von Dentalhändler Pluradent zieht an

Insolvenzverfahren Pluradent

Amtsgerichte und Gläubigerversammlungen genehmigen Sanierungspläne


Nach den Lockerungen des Lockdowns bestellen Zahnärzte wieder mehr Großgeräte. Das Geschäft von Dentalhändler Pluradent zieht deshalb an. Am Freitag stimmten auch die Gläubigerversammlungen von Pluradent und GLS Logistik den vorgelegten Insolvenzplänen zu. Kurz darauf wurden sie von den Amtsgerichten Offenbach und Kassel bestätigt. Damit werden die Unternehmen bilanziell entschuldet.

 

Nachdem die Gläubigerausschüsse den vorgelegten Insolvenzplänen bereits Anfang Juni zugestimmt hatten, haben jetzt auch die Gläubigerversammlungen mit 100 Prozent zugestimmt. Mit ihren Forderungsverzichten ermöglichen die Gläubiger damit einen Neustart. Wie berichtet, übernimmt die Deutsche Mittelstandsholding (DMH) die Unternehmen, um sie zu einem der führenden deutschen Handels- und Dienstleistungsunternehmen im Dentalmarkt zu entwickeln.

 

"Pluradent und GLS gelang eine schnelle und nachhaltige Sanierung, obwohl die Covid-19-Pandemie den Markt und das Unternehmen zusätzlich belastet hat. Nur 100 Tage nach Anmeldung der Eigenverwaltung konnten die Sanierungspläne mit dem neuen Geschäftsmodell eingereicht und drei Wochen später von den Gläubigersammlungen und den Amtsgerichten bestätigt werden. Das ist ein großer Erfolg. Möglich wurde er durch die enge und kooperative Zusammenarbeit von Unternehmensleitung und Sachwaltung. Die Mitarbeiter blieben den Unternehmen treu und unterstützten die Eigenverwaltung ebenso engagiert wie die Kunden und Lieferanten ", erklärte die  Sachwalterin von der GLS Logistik GmbH Co. Dental Handel KG in Kassel, Rechtsanwältin Jutta Rüdlin von BRRS.

 

"Sowohl bei Pluradent wie auch bei der GLS ist das Verhältnis zwischen Geschäftsführung, Mitarbeitern und Betriebsrat von Offenheit und einem hohen gegenseitigen Vertrauen geprägt. Die Prozesse sind sehr gut organisiert und strukturiert. Strukturelle Defizite konnten gelöst und Kosten reduziert werden. Mit der neuen Anteilseignerin Deutsche Mittelstandsholding ist die Pluradent-Gruppe auf einem sehr guten Weg in die Zukunft", so die Sachwalterin der Pluradent AG & Co. KG in Offenbach, Rechtsanwältin Julia Kappel-Gnirs von hww.

 

Mit der Entschuldung wird sich auch die Liefersituation für die rund 90.000 gelisteten Artikel weiter verbessern. Wichtige Lieferanten, die während der Eigenverwaltung nur gegen Vorkasse lieferten, gewähren jetzt wieder übliche Zahlungsziele.

 

"Pluradent und GLS sind gestärkt und können ihr zukunftsfähiges Geschäftsmodell umsetzen. In nächster Zeit dürfte sich der Strukturwandel im Dentalfachhandel beschleunigen, da viele Unternehmen unter veralteten Depotstrukturen, dem Trend zum E-Commerce und dem Konzentrationsprozess bei Zahnärzten leiden", so. Michael Herdt, Geschäftsführer der GLS.

 

Ein Schwerpunkt der neuen Pluradent neben Beratung, Wartung und Service werden Digitalangebote. In den letzten Wochen hat das Unternehmen deshalb eine Informations- und Servicekampagne auf einer neuen Website sowie den neuen Online-Shop gestartet. Diese neuen Digitalangebote werden stark nachgefragt und von Zahnärzten gut angenommen. Sie vereinfachen die Materialbestellung und bieten umfangreiche Infos für einen reibungslosen Praxisalltag. Weitere Projekte zur Steigerung der Kundenzufriedenheit werden kurzfristig umgesetzt.

 

"Die neue Pluradent bietet Mitarbeitern gute Entwicklungschancen. So beteiligen wir die Mitarbeiter an der konkreten Ausgestaltung und Umsetzung des neuen Geschäftsmodells. In den einzelnen Bereichen haben wir bereits erste Arbeitsgruppen gebildet. Denn wir wollen einen kulturellen Wandel im Unternehmen anstoßen und nicht nur Strukturen und Organisationen erneuern. Deshalb fördern wir Offenheit und Transparenz", so Pluradent-Vorstand  Karsten Hemmer.


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