Dentalhändler Pluradent wird in Eigenverwaltung uneingeschränkt fortgeführt
Gespräche mit mehreren Interessenten aufgenommen - Ausbau von technischem Service, E-Commerce und Projektgeschäft
Pluradent wird in Eigenverwaltung uneingeschränkt fortgeführt und neu aufgestellt. Am 1. Mai eröffnete das Amtsgericht Offenbach das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung über den größten deutschen Dentalhändler in Familienbesitz mit über 800 Mitarbeitern allein in Deutschland. In den nächsten Monaten will Pluradent vor allem den technischen Service, den Online-Handel und das Projektgeschäft ausbauen. Aktuell werden erste, vielversprechende Gespräche mit mehreren Interessenten geführt. Auch der Betrieb der zur Pluradent-Gruppe gehörenden GLS Logistik GmbH in Kassel, die über 120 Mitarbeiter beschäftigt, läuft ohne Einschränkung weiter. Dieses Verfahren in Eigenverwaltung wurde vom Amtsgericht Kassel eröffnet.
"Seit Anordnung der vorläufigen Eigenverwaltung am 25. Februar konnte das Unternehmen Pluradent nachhaltig stabilisiert werden. Alle Mitarbeiter engagieren sich sehr, und sowohl Kunden als auch Lieferanten unterstützen die Sanierung. Die nicht absehbare Corona-Krise hat uns zwar auch hart getroffen, da der deutsche Dentalmarkt seit Februar um 50 Prozent eingebrochen ist. Doch im Vergleich zu Wettbewerbern, die umgehend Kurzarbeit anmelden mussten, sind unsere Umsätze deutlich weniger gesunken", so die Sachwalterin, Rechtsanwältin Julia Kappel-Gnirs von hww Hermann Wienberg Wilhelm, die im Auftrag des Amtsgerichts Offenbach die Eigenverwaltung von Pluradent überwacht.
Erster Dentalhändler mit kompletten Digitallösungen überall
in Deutschland
In den letzten Jahren hat sich der Dentalhandel durch neue
Online-Anbieter, den Trend zu Großpraxen und den Einstieg von Finanzinvestoren
stark verändert. Pluradent hat deshalb in der vorläufigen Eigenverwaltung ein
neues Geschäftskonzept erarbeitet und wird sich jetzt in der Eigenverwaltung
als dentales Handels- und Dienstleistungsunternehmen neu aufstellen. Alle
Vertriebskanäle werden an das veränderte Kundenverhalten angepasst. Der
Onlineshop wird überarbeitet, um Nutzern mehr Service und Funktionen sowie ein
transparentes Preissystem zu bieten. Die Sortimente werden gestrafft und die
Eigenmarke Plusline gestärkt.
"Wir wollen der erste Dentalhändler in Deutschland werden, der komplette Digitallösungen national umsetzt. Die Auftragsabwicklung wird vereinfacht. Neben unseren Stammkunden werden wir uns stärker auf die unternehmerisch ausgerichteten Mehrbehandler-Praxen und zahntechnischen Laboratorien konzentrieren. Da die technische Komplexität von Zahnarztpraxen zunimmt, werden wir den technischen Service und die Wartung ausbauen. Praxen müssen heute technisch reibungslos laufen, damit unsere Kunden ihre Patienten optimal und ohne Zeitverluste behandeln können. Unser beratungs- und dienstleistungsintensives Projektgeschäft werden wir deshalb ebenfalls erweitern", erklärt Pluradent-Vorstand Karsten Hemmer.
Team mit 20 Mitarbeitern von Bauer & Reif wechselt zu
Pluradent
Bis Anfang 2023 wird nur eine leichte Abnahme der
Mitarbeiterzahl in der Gruppe erwartet. Während sich in den operativen
Bereichen die Zahl der Mitarbeiter nicht ändern soll, sind Kürzungen in einigen
administrativen Bereichen geplant. Der Bereich E-Commerce soll ausgebaut
werden. Kurzfristig werden die Niederlassungen Bremen, Rostock, Stuttgart und
Kempten geschlossen. Neue Vertriebsstützpunkte wurden in Erfurt und Neuss
eröffnet. In Neuss hat sich jetzt ein Team von 20 Mitarbeitern des insolventen
Dentalhändlers Bauer & Reif der Muttergesellschaft Pluradent
angeschlossen.
Aktuell liegen bereits mehrere interessante Angebote von Investoren vor. "Wir nehmen jetzt detaillierte Gespräche mit Interessenten auf und erwarten noch weitere Angebote", so Pluradent-Vorstand Dr. Gordon Geiser, Rechtsanwalt von GT Restructuring.
Pluradent AG & Co. KG
Die Pluradent AG & Co. KG ist mit über 800 Mitarbeitern
der größte deutsche Dentalhändler in Familienbesitz. Das Offenbacher
Unternehmen entstand 2001 aus dem Zusammenschluss mehrerer regionaler
Dentalhändler. Es bildet den Kern der Pluradent-Gruppe mit über 1.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von
über 300 Millionen Euro in Europa. Die 21 deutschen Standorte beliefern rund
11.000 Zahnarztpraxen und zahntechnische Laboratorien. Pluradent liefert rund
150.000 verschiedene Verbrauchsmaterialien und Ersatzteile wie Gipse, Zemente,
Keramiken, Tupfer etc. sowie komplexe Geräte für zahnmedizinische Behandlungen.
Das hervorragende Engagement der Mitarbeiter betont auch
die Sachwalterin von der GLS Logistik,
Rechtsanwältin Jutta Rüdlin von BRRS: "Nach den bisherigen Ergebnissen bin
ich zuversichtlich, dass GLS und Pluradent die Corona-Zeit überstehen und
während der Eigenverwaltung erfolgreich saniert werden. Bei GLS ist der
Restrukturierungsbedarf überschaubar. Zwar übersteigt die Nachfrage nach
Desinfektionsmitteln und Schutzkleidung immer noch das Angebot. Eine neu
eingerichtete Task-Force konnte aber neue Lieferanten gewinnen und Situation
verbessern."
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