22.01.2018 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Höchster Porzellan-Manufaktur stellt Insolvenzantrag

Höchster Porzellan-Manufaktur ist insolvent

Geschäftsbetrieb läuft unverändert weiter - Verzögerungen beim Erschließen neuer Märkte führte zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten


Die Höchster Porzellan-Manufaktur GmbH hat am Donnerstag Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Frankfurt am Main gestellt. Das Amtsgericht bestellte Rechtsanwalt Frank Schmitt von Schultze & Braun zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Der Geschäftsbetrieb des traditionsreichen Porzellanherstellers läuft uneingeschränkt weiter. „Die Kunden können sich darauf verlassen, dass ihre Aufträge weiterhin in höchster Qualität und mit unverändertem handwerklichen Geschick hergestellt werden“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter.


Schmitt machte sich bereits vor Ort ein Bild von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens und informierte heute die 13 Mitarbeiter in einer Belegschaftsversammlung über das Verfahren. „Die Mitarbeiter sind trotz ausstehender Löhne bereit, den Insolvenzgeldzeitraum auf Ende Februar auszudehnen. Mit dieser Lösung verschaffen sie uns einen deutlich größeren Zeithorizont für die Suche nach Investoren. Das ist ein tolles Signal und zeigt, wie verbunden die Mitarbeiter mit dem Höchster Porzellan sind“, sagt Schmitt. Zur Unterstützung der Mitarbeiter strebt Schmitt nun zeitnah die Umsetzung einer Insolvenzgeldvorfinanzierung an.



Das 1746 in Höchst gegründete Unternehmen war die erste privatwirtschaftliche Porzellanmanufaktur in Deutschland und ist – nach der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen – die zweitälteste und ihrer Art nach einzige in Hessen. Seit mehr als zehn Jahren produziert die Gesellschaft neben den klassischen Motiven und Formen des 18. Jahrhunderts auch neue, zeitgeistgerechte Dekore und Ausformungen. „Besonders in der Rhein-Main-Region genießt die Gesellschaft einen hervorragenden Ruf. Die kunsthandwerkliche Verarbeitung, der hohe qualitative Anspruch und die umfassende Wertschöpfung von der Entwicklung bis zum Vertrieb sind ein wichtiges Merkmal der Manufaktur“, beschreibt Schmitt das Unternehmen. Nach wie vor zählt das Höchster Porzellan zum hessischen Kulturgut.



Ursache der wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind Verzögerungen bei der Erschließung neuer Absatzmärkte. Nach einem Gesellschafter- und damit verbundenen Strategiewechsel im Jahr 2000 musste das Unternehmen neue Kunden für seine speziellen und außerordentlich anspruchsvollen Produkte gewinnen und neue Märkte erschließen. Seitdem wurden namhafte Kunden gewonnen, dennoch reichte der Umsatz für ein kostendeckendes Wirtschaften noch nicht aus.



Deshalb wurde im Jahr 2016 ein Konzept erarbeitet, das weitere Wachstum beispielweise durch Veranstaltungen in den historischen Räumen der Gesellschaft oder durch die Mitwirkung an lokalen Veranstaltungen, durch die Eröffnung eines Ladengeschäfts außerhalb des Unternehmensstandorts, durch die aktive Ansprache regionaler Fachhändler und Industriekunden und nicht zuletzt durch eine Internationalisierungsstrategie vorsah. Bei der Umsetzung des Konzepts ergaben sich jedoch Verzögerungen, sodass die Geschäftsaktivitäten noch nicht voll entfaltet werden konnten. Dies hat die Liquidität des Unternehmens stark belastet und schließlich zum Insolvenzantrag geführt.



Der vorläufige Insolvenzverwalter Frank Schmitt wird nun eine gezielte Suche nach Investoren beginnen. „Es gab auf Geschäftsleitungsebene bereits Gespräche im Vorfeld des Insolvenzantrages, aber es liegen noch keine konkreten Angebote vor. Wir wollen die Investorensuche deshalb in den kommenden Wochen weiter vorantreiben und zu einem erfolgreichen Abschluss bringen“, berichtet Schmitt. „Ich bin mir sicher, dass die Höchster Porzellan-Manufaktur auf reges Interesse stoßen wird. Wir werden alles dafür tun, diese wichtige hessische Kulturinstitution zu erhalten.“





Über Schultze & Braun
Schultze & Braun ist ein führender Dienstleister für Insolvenzverwaltung und Beratung von Unternehmen in der Krise. Mit rund 700 Mitarbeitern an mehr als 40 Standorten in Deutschland und im europäischen Ausland vereint Schultze & Braun als einer der wenigen Anbieter juristischen und betriebswirtschaftlichen Sachverstand unter einem Dach. Schultze & Braun unterstützt Unternehmen regional, national und international in allen Sanierungs- und Restrukturierungsfragen, führt sie durch Krise und Insolvenz oder zeigt, wie sich Insolvenzen vermeiden lassen. Darüber hinaus berät und vertritt Schultze & Braun Mandanten in Fragen der klassischen Unternehmens-, Rechts- und Steuerberatung.


Bild: © cuteimage / FreeDigitalPhotos.net

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