Höchster Porzellan-Manufaktur stellt Insolvenzantrag
Geschäftsbetrieb läuft unverändert weiter - Verzögerungen beim Erschließen neuer Märkte führte zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten
Die
Höchster Porzellan-Manufaktur GmbH hat am Donnerstag Antrag auf Eröffnung eines
Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Frankfurt am Main gestellt. Das
Amtsgericht bestellte Rechtsanwalt Frank Schmitt von Schultze & Braun zum
vorläufigen Insolvenzverwalter. Der Geschäftsbetrieb des traditionsreichen
Porzellanherstellers läuft uneingeschränkt weiter. „Die Kunden können sich
darauf verlassen, dass ihre Aufträge weiterhin in höchster Qualität und mit
unverändertem handwerklichen Geschick hergestellt werden“, sagt der vorläufige
Insolvenzverwalter.
Schmitt machte sich bereits vor Ort ein Bild von der wirtschaftlichen Lage des
Unternehmens und informierte heute die 13 Mitarbeiter in einer
Belegschaftsversammlung über das Verfahren. „Die Mitarbeiter sind trotz
ausstehender Löhne bereit, den Insolvenzgeldzeitraum auf Ende Februar
auszudehnen. Mit dieser Lösung verschaffen sie uns einen deutlich größeren
Zeithorizont für die Suche nach Investoren. Das ist ein tolles Signal und zeigt,
wie verbunden die Mitarbeiter mit dem Höchster Porzellan sind“, sagt Schmitt.
Zur Unterstützung der Mitarbeiter strebt Schmitt nun zeitnah die Umsetzung
einer Insolvenzgeldvorfinanzierung an.
Das 1746 in Höchst gegründete Unternehmen war die erste privatwirtschaftliche
Porzellanmanufaktur in Deutschland und ist – nach der Staatlichen
Porzellan-Manufaktur Meissen – die zweitälteste und ihrer Art nach einzige in
Hessen. Seit mehr als zehn Jahren produziert die Gesellschaft neben den
klassischen Motiven und Formen des 18. Jahrhunderts auch neue,
zeitgeistgerechte Dekore und Ausformungen. „Besonders in der Rhein-Main-Region
genießt die Gesellschaft einen hervorragenden Ruf. Die kunsthandwerkliche
Verarbeitung, der hohe qualitative Anspruch und die umfassende Wertschöpfung
von der Entwicklung bis zum Vertrieb sind ein wichtiges Merkmal der
Manufaktur“, beschreibt Schmitt das Unternehmen. Nach wie vor zählt das
Höchster Porzellan zum hessischen Kulturgut.
Ursache der wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind Verzögerungen bei der
Erschließung neuer Absatzmärkte. Nach einem Gesellschafter- und damit
verbundenen Strategiewechsel im Jahr 2000 musste das Unternehmen neue Kunden
für seine speziellen und außerordentlich anspruchsvollen Produkte gewinnen und
neue Märkte erschließen. Seitdem wurden namhafte Kunden gewonnen, dennoch
reichte der Umsatz für ein kostendeckendes Wirtschaften noch nicht aus.
Deshalb wurde im Jahr 2016 ein Konzept erarbeitet, das weitere Wachstum
beispielweise durch Veranstaltungen in den historischen Räumen der Gesellschaft
oder durch die Mitwirkung an lokalen Veranstaltungen, durch die Eröffnung eines
Ladengeschäfts außerhalb des Unternehmensstandorts, durch die aktive Ansprache
regionaler Fachhändler und Industriekunden und nicht zuletzt durch eine
Internationalisierungsstrategie vorsah. Bei der Umsetzung des Konzepts ergaben
sich jedoch Verzögerungen, sodass die Geschäftsaktivitäten noch nicht voll
entfaltet werden konnten. Dies hat die Liquidität des Unternehmens stark
belastet und schließlich zum Insolvenzantrag geführt.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Frank Schmitt wird nun eine gezielte Suche
nach Investoren beginnen. „Es gab auf Geschäftsleitungsebene bereits Gespräche
im Vorfeld des Insolvenzantrages, aber es liegen noch keine konkreten Angebote
vor. Wir wollen die Investorensuche deshalb in den kommenden Wochen weiter
vorantreiben und zu einem erfolgreichen Abschluss bringen“, berichtet Schmitt.
„Ich bin mir sicher, dass die Höchster Porzellan-Manufaktur auf reges Interesse
stoßen wird. Wir werden alles dafür tun, diese wichtige hessische
Kulturinstitution zu erhalten.“
Über Schultze & Braun
Schultze & Braun ist ein führender Dienstleister für Insolvenzverwaltung
und Beratung von Unternehmen in der Krise. Mit rund 700 Mitarbeitern an mehr
als 40 Standorten in Deutschland und im europäischen Ausland vereint Schultze
& Braun als einer der wenigen Anbieter juristischen und
betriebswirtschaftlichen Sachverstand unter einem Dach. Schultze & Braun
unterstützt Unternehmen regional, national und international in allen
Sanierungs- und Restrukturierungsfragen, führt sie durch Krise und Insolvenz
oder zeigt, wie sich Insolvenzen vermeiden lassen. Darüber hinaus berät und
vertritt Schultze & Braun Mandanten in Fragen der klassischen Unternehmens-,
Rechts- und Steuerberatung.
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