Informationen zu den vorläufigen Insolvenzverfahren der Signa Sport United Gruppe
Operative Geschäfte bei Tennis-Point und Internetstores laufen weiter – Retouren von Waren sind wieder möglich
Im Einzelnen haben folgende Gesellschaften Insolvenzanträge gestellt:
• Die Signa Sport United N.V. (SSU N.V.) ist eine Gesellschaft niederländischen Rechts mit Sitz in Berlin. Ihre Aktien waren seit 2021 an der New York Stock Exchange (NYSE) notiert und sind mit Wirkung zum 11. Oktober 2023 wieder delistet worden. SSU N.V. hat kein operatives Geschäft und ist 100-%-Gesellschafter der SIGNA Sports United GmbH (SSU GmbH). Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Dr. Christian Gerloff. Aufgrund einer Entscheidung zu einem Gruppengerichtsstand (§3 a Insolvenzordnung) ist das Verfahren beim Amtsgericht Bielefeld anhängig. • Die SIGNA Sports United GmbH mit Sitz in Berlin fungiert als Dach- und Servicegesellschaft für die operativen Gesellschaften der SSU Gruppe. Bei ihr sind Zentralfunktionen wie IT, Human Resources und Finanzen angesiedelt. Die Gesellschaft hat ca. 185 Beschäftigte. Die SSU GmbH hält direkt oder indirekt 100 % 2 der Anteile an der Tennis-Point GmbH, an der Internetstores GmbH sowie an diversen, insgesamt 31 unmittelbaren und mittelbaren In- und Auslandsgesellschaften. Zudem sind in dieser Gesellschaft sämtliche IT-Dienstleistungen der Gruppe zusammengefasst. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Rechtsanwalt Stefan Meyer. Auch dieses Verfahren wird aufgrund der Gruppen-Gerichtsstandsentscheidung beim Amtsgericht Bielefeld geführt.
• Die Tennis-Point GmbH mit Sitz im ostwestfälischen Herzebrock-Clarholz und knapp 400 Beschäftigten vertreibt ein breites Sortiment an Produkten für den Tennissport und betreibt zu diesem Zweck diverse Onlineshops (u.a. www.tennis-point.de), 13 stationäre Geschäfte in Deutschland sowie über Tochtergesellschaften 20 weitere Stores im europäischen Ausland. Das Verfahren ist am Amtsgericht Bielefeld anhängig; vorläufiger Insolvenzverwalter ist Dr. Christian Gerloff.
• Die Internetstores GmbH mit Sitz in Stuttgart betreibt mit ca. 470 Beschäftigten mehr als 32 Online-Fachshops für Fahrräder, Fahrrad-Zubehör, Sportartikel und Outdoor-Produkte (u.a. www.fahrrad.de). Darüber hinaus betreibt das Unternehmen stationäre Fahrradgeschäfte in Deutschland und Schweden. Das Amtsgericht Stuttgart hat Dr. Christian Gerloff zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
• Die Publikat GmbH mit Sitz in Großostheim ist eine Logistikgesellschaft der Gruppe, die ihre Leistungen im Wesentlichen für die ehemalige Gruppengesellschaft Outfitter GmbH und die Internetstores GmbH erbringt. Das Unternehmen beschäftigt ca. 300 Personen. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Stefan Meyer; das Insolvenzverfahren wird über den Gruppengerichtsstand in Bielefeld geführt.
Die Insolvenzanträge erfolgten nach der am 16. Oktober 2023 bekanntgegebenen Entscheidung der Signa Holding GmbH, die Zusage gegenüber der SSU N.V. über die Bereitstellung von 150 Mio. Euro zusätzlichem Finanzierungsvolumen zurückzuziehen.
Enge Zusammenarbeit und Koordination der Insolvenzverwaltungen
Die beiden vorl. Insolvenzverwalter Dr. Christian Gerloff und Stefan Meyer und die Teams der beiden involvierten Kanzleien Gerloff Liebler und PLUTA arbeiten angesichts der bestehenden Verflechtung der Gesellschaften bei den einzelnen Verfahren eng zusammen, um eine sachgerechte und belastbare Zukunftslösung bei bestmöglicher Gläubigerbefriedigung zu erreichen. In den ersten Tagen stand im Vordergrund, den Geschäftsbetrieb bei Tennis-Point, Internetstores, der SIGNA Sports United GmbH und der Publikat GmbH zu stabilisieren und fortsetzen zu können. Dazu wurde erfolgreich eine Vielzahl von Gesprächen mit Lieferanten, Warenkreditversicherern, Dienstleistern, Gläubigern und Finanzgebern geführt.
• Bei Tennis-Point und Internetstores konnte mit den vorläufigen Gläubigerausschüssen Übereinkunft über das weitere Vorgehen erzielt werden. Die operativen Geschäfte beider Gesellschaften laufen weiter, alle stationären Geschäfte bleiben geöffnet. Auch Retouren von Waren und Reklamationen sowohl bei Altbestellungen als auch bei Neugeschäften werden wie bisher verlässlich bearbeitet. Die Teams beider Gesellschaften arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, den Kunden den gewohnt schnellen Service zu bieten, auch wenn es vereinzelt noch zu Verzögerungen bei der Abwicklung kommen kann.
• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Gesellschaften mit einem Insolvenzverfahren erhalten für die Monate Oktober bis Dezember 2023 Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit. Die entsprechend notwendige Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes ist angestoßen und weit fortgeschritten. Sobald alle erforderlichen Voraussetzungen vorliegen, soll es noch in dieser Woche (trotz der Feiertage) an die Beschäftigten ausgezahlt werden.
• In Absprache mit den jeweiligen vorläufigen Gläubigerausschüssen ist geplant, zeitnah strukturierte (separate) Investorenprozesse für Tennis-Point und für Internetstores aufzusetzen, um tragfähige Zukunftslösungen für beide Gesellschaften unter neuer Eigentümerschaft zu erreichen. Die Insolvenzverfahren bei der SSU N.V. und der SSU GmbH hängen entscheidend vom Fortgang und den Ergebnissen dieser Investorenprozesse ab und sind somit mittelbar in die Investorenprozesse eingebunden. In den vergangenen Tagen haben sich bereits aktiv für beide Gesellschaften eine große Anzahl von Interessenten aus dem In- und Ausland gemeldet, die in die strukturierten Prozesse eingebunden werden. Eine Investorenlösung, die sowohl Aktivitäten von Tennis-Point als auch Internetstores einschließt, ist denkbar, wird derzeit aber nicht prioritär verfolgt.
Rechtsanwalt Dr. Christian Gerloff: „Tennis-Point und Internetstores verfügen in ihren jeweiligen Segmenten des Sportmarktes über eine international starke Marktposition und über einen treuen Kundenstamm. Auch die Teams beider Unternehmen sind hochmotiviert, ihre Kunden weiterhin den bestmöglichen Service zukommen zu lassen. Die durchaus stattliche Anzahl von Adressen, die bereits aktiv ihr Interesse bekundet haben, zeigt, dass die Chancen für gute Zukunftslösungen grundsätzlich gegeben sind.“
Rechtsanwalt Stefan Meyer: „Die Herauslösung wichtiger operativer Teile der SIGNA Sport United Group im Rahmen der Investorenprozesse ist vor dem Hintergrund der engen Einbindung in die Signa Unternehmensgruppe zweifellos eine komplexe und anspruchsvolle Aufgabe. Umso wichtiger ist es, dass die einzelnen Insolvenzverfahren optimal koordiniert werden, um die beste Lösung für Gläubiger, Kun- 4 den und Beschäftigte zu finden. Ich bin zuversichtlich, dass wir hier mit den motivierten Mitarbeitenden und dem Team von Gerloff Liebler gute Lösungen finden werden.“
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