Insolvenzverfahren über das Vermögen der E.V.G Erkheim eröffnet
Eigenverwaltung wird in reguläres Insolvenzverfahren überführt - Einzelne Lösungen für Filialen werden gesucht
Mit Beschluss vom heutigen Tag hat das
Amtsgericht Memmingen das Insolvenzverfahren über die E.V.G – Ein-
und Verkaufsgenossenschaft eG Erkheim als Regelinsolvenzverfahren
eröffnet. Zum Insolvenzverwalter hat das Gericht den bisherigen
Sachwalter Dr. Thomas Karg aus der Kanzlei Dr. Karg Puhlmann &
Kollegen aus Memmingen bestellt.
Das bisher in Eigenverwaltung durchgeführte Vorverfahren wird im
Hauptverfahren als Regelinsolvenz eröffnet. Daher ist nunmehr
ausschließlich der gerichtlich bestellte Insolvenzverwalter Dr.
Karg für die Verfahrensabwicklung zuständig.
Die Finanz- und Strukturprobleme der E.V.G waren so tiefgreifend,
dass sie in der Kürze der Zeit nicht in ausreichendem Maß
beseitigt werden konnten. Trotz intensiver Bemühungen und einer
Vielzahl von Gesprächen war kein Investor bereit, eine
Gesamtlösung zu realisieren. 193 Mitarbeitern muss daher gekündigt
werden. Die Beschäftigten wurden darüber bereits in einer
Betriebsversammlung informiert. Die Maßnahme war unumgänglich, da
die Genossenschaft ohne einen Investor nicht wirtschaftlich
betrieben werden kann.
Für eine Vielzahl der 16 Märkte kommen nun Insellösungen in
Betracht. Im Rahmen des regulären Insolvenzverfahrens sollen die
einzelnen Filialen an Einzelinteressenten veräußert werden.
Sanierungsvorstand Dipl.-Kfm. Martina Hengartner, die mit dem
heutigen Tag als Sanierungsvorstand aus der Genossenschaft
ausscheidet, hat in den vergangenen Tagen zahlreiche Gespräche
geführt. Die weiteren Verhandlungen finden nun über den
Insolvenzverwalter Dr. Karg statt. Unterschriftsfähige Angebote
liegen aber noch nicht vor.
Vorübergehend bleiben die Filialen geschlossen, um die notwendigen
Maßnahmen strukturiert vorzubereiten und den möglichen
Interessenten ungestörten Zugang zu den einzelnen Geschäftsräumen
zu ermöglichen. Sofern ein Abverkauf des aktuellen Warenbestandes
in Betracht kommt bzw. Einzellösungen gefunden werden können, wird
gesondert berichtet.
„Ich danke allen Beteiligten und vor allem der Belegschaft für
ihren unermüdlichen Einsatz in den vergangenen Wochen. Leider ist
es uns nicht gelungen, eine Gesamtlösung für die Genossenschaft zu
realisieren. Die aufgelaufenen Finanz- und Strukturprobleme waren
dafür zu gravierend“, so Martina Hengartner.
Der Insolvenzverwalter Dr. Thomas Karg erklärt: „In den
vergangenen Tagen hat sich immer deutlicher herauskristallisiert,
dass allenfalls Einzellösungen möglich sind. Mein Ziel ist es nun,
möglichst viele Filialen einzeln zu veräußern.“
Der Termin zur ersten Gläubigerversammlung, im Rahmen derer die
Gläubiger über den bisherigen Verfahrensverlauf, die Ursachen der
Krise und das geplante weitere Vorgehen der Insolvenzverwaltung
informiert werden, wurde vom Amtsgericht – Insolvenzgericht -
Memmingen auf den 19.01.2017 bestimmt.
Neben den Gläubigern haben auch die Genossen der E.V.G gegen
Vorlage eines Personalausweises Zugang zu diesem Termin. Wegen der
Vielzahl von möglichen Teilnehmern an dem Berichtstermin hat das
Amtsgericht – Insolvenzgericht - Memmingen die Stadthalle
Memmingen als Verhandlungsort gewählt. Der Beschluss des
Amtsgerichts ist in Kürze unter www.insolvenzbekanntmachungen.
Die E.V.G. hatte am 24. August 2016 beim Amtsgericht Memmingen
einen Antrag auf Eigenverwaltung gestellt. Grund für diesen
Schritt waren Liquiditätsengpässe.
Informationen zur Genossenschaft:
Die E.V.G-Erkheim wurde bereits 1963 gegründet. Das Produktangebot
hat sich ursprünglich auf die Versorgung der Landwirtschaft mit
Betriebsmitteln für Haus und Hof konzentriert. Im Laufe der Jahre
wurden das Artikelprogramm und die Betätigungsfelder
kontinuierlich erweitert. Die Angebotspalette umfasst derzeit
unter anderem: Baustoffhandel, Forsttechnik, Landtechnik mit
Service-Werkstätten, Agrarhandel und -produktion,
landwirtschaftliche Bedarfsartikel, Haus & Gartenmarkt,
Forstschutzkleidung sowie Stall- und Melktechnik. Die
Genossenschaft hat derzeit rund 10.400 Genossenschaftsmitglieder
und ist an 16 Standorten in Erkheim, Ruderatshofen, Unterweilbach,
Babenhausen, Eisenharz, Sulzberg, Altshausen, Altenstadt,
Bernbeuren, Scheffau, Lamerdingen, Hurlach, Lechbruck, Igling
sowie zweimal in Kimratshofen vertreten. Die Standorte liegen im
Allgäu, in Oberschwaben sowie im angrenzenden oberbayerischen
Raum.
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