Insolvenzverwalter Tobias Hoefer findet Investoren für Standort des Chemieunternehmens WP Mannheim
Insolvenzverwalter Tobias Hoefer von der bundesweit tätigen Kanzlei Hoefer | Schmidt-Thieme hat für das Grundstück, die Gebäude und die Produktionsanlagen des Mannheimer Chemieunternehmens WP Mannheim einen Käufer gefunden.
Die Synbias Pharma, ein weltweit führender Entwickler und Hersteller von generischen, hochwirksamen cytostatischen Wirkstoffen aus der Ukraine will im neu erworbenen Produktionsstandort einige ihrer Hauptprodukte (Zwischenprodukte und Wirkstoffe) aus dem Bereich der Cytostatika fertigen, deren Herstellung auf der Synthese sowie auf der Fermentation beruht. Zudem wird Synbias noch in diesem Jahr in die sterile Abfüllung (Herstellung von onkologischen Fertigprodukten) in seiner neu gebauten Anlage in Donetsk einsteigen.
Mit der Übernahme durch den strategischen Investor zum 1. Mai 2013 konnte Tobias Hoefer den Verkaufsprozess erfolgreich abschließen, den er vor über einem Jahr gestartet hatte. Über den gesamten Zeitraum hinweg hatte der Insolvenzverwalter mit einem Team von Mitarbeitern die Gebäude und Produktionsanlagen betriebsbereit gehalten. Dadurch hatte er die Voraussetzungen für die Übernahme geschaffen. Ein komplett stillgelegter Betrieb wäre für einen Investor weniger attraktiv gewesen.
Synbias plant am Standort Mannheim langfristig – Einstellung von Mitarbeitern aus der Region und Ausbau der Produktion werden geplant
„Der Verkaufsprozess war intensiv und hat lange gedauert. Wir haben in den Standort viel Arbeit, Energie und finanzielle Mittel gesteckt und bewusst nicht den einfachen Weg einer Abwicklung gewählt. Letztendlich hat sich diese Investition für alle Beteiligten gelohnt – das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen“, sagt Hoefer. Ein wichtiger Faktor sei die gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen und die Unterstützung durch die Stadt Mannheim während des gesamten Verfahrens gewesen, so der Insolvenzverwalter weiter. Die Übernahme des Standortes durch die Synbias Pharma ist unter mehreren Aspekten besonders positiv:
- Es fließt deutlich mehr Geld in die Insolvenzmasse. Der Effekt: Die Gläubiger der WP Mannheim werden mehr Geld erhalten, als wenn der Insolvenzverwalter den Standort abgewickelt und die Maschinen und Materialien verkauft hätte.
- Synbias Pharma plant, am Standort Mannheim Mitarbeiter aus der Region einzustellen – eine Option, die auch für ehemalige Mitarbeiter von WP Mannheim interessant sein könnte. Mittel- und langfristig ist zudem geplant, die Produktionsstätten zu erneuern (qualitative Steigerung der Anlagen auf das EU-GMP – Niveau) und auszubauen. Dadurch will das Hightech-Unternehmen zusätzliche Arbeitsplätze vor Ort schaffen.
- Es wurden Gespräche über die Durchführung der Altlastensanierung am Standort eingeleitet.
„Mit den Anlagen in Mannheim können wir zusätzlich zu unseren Produkten auf bio-chemischer Basis jetzt auch Produkte auf chemisch-synthetischer Basis herstellen. Der Standort Mannheim ist daher für uns eine ideale Ergänzung, um unsere Produktionskapazitäten weiter auszubauen“, sagt Dr. Alexander Zabudkin, der Gründer der Synbias Pharma, die derzeit bereits über 30 Prozent der weltweiten Produktion von Anthracyclinen herstellt. Anthracycline sind Antibiotika, die in der Chemotherapie als Zytostatika gegen verschiedene Krebsarten eingesetzt werden.
„In der Rhein-Neckar-Region leben viele hoch qualifizierte Fachkräfte. Der Standort im Herzen Europas ist für uns auch aus logistischen Gründen als zweites Standbein im westlichen Ausland besonders interessant“, so Dr. Zabudkin. Neben dem Hauptwerk am Stammsitz in ukrainischem Donetsk ist Synbias bereits mit einem Tochterunternehmen in der Schweiz im Bereich von Marketing, Verkauf sowie Geschäftsentwicklung tätig. Insgesamt hat die Gruppe mehr als 350 Mitarbeiter.
Als Geschäftsführer des Mannheimer Standortes konnte die Synbias Pharma Dr. Josef Götz gewinnen, der diese Funktion bereits bei WP Mannheim inne hatte. „Ich freue mich auf die neue Aufgabe und Herausforderung“, sagt Götz. „Synbias plant mit dem Werk und den künftigen Mitarbeitern langfristig. Das Konzept von Synbias hat mich überzeugt: Ich sehe für den Standort eine gute Zukunftsperspektive.“
Die Geschäftsführung der WP Mannheim GmbH hatte am 4. Februar 2011 Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Der Betrieb musste Ende 2011 aus insolvenzrechtlichen Gründen eingestellt werden. Ein Investor hatte den bereits ausverhandelten Kaufvertrag nicht unterzeichnet. Grund war, dass ein Vorkaufsberechtigter nicht dazu bereit war, sein Vorkaufsrecht zu löschen. Dies hatte der mögliche Investor zur Voraussetzung für den Vertragsabschluss gemacht. Der Insolvenzverwalter konnte das Recht nicht selbst löschen.
Durch den Absprung des Investors war eine Sanierung des Unternehmens trotz aller Anstrengungen des Insolvenzverwalters und der Geschäftsführung nicht realisierbar. Sie hatten das Unternehmen insgesamt acht Monate in der Insolvenz fortgeführt und weltweit nach Investoren gesucht. Zudem hatte Hoefer für die Übernahme von WP Mannheim durch den Investor ein unterschriftsreifes Konzept erarbeitet – inklusive eines Businessplans für das Jahr 2012.
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