Privatbrauerei Bischoff: Betrieb ist eingestellt
Privatbrauerei Bischoff: Betrieb ist eingestellt – Notwendige Investitionen für potentielle Investoren zu hoch
Den
Geschäftsbetrieb einer Brauerei wie der Privatbrauerei Bischoff kontrolliert
herunterzufahren, dauert seine Zeit. Seit der entsprechenden Entscheidung der
Gläubigerversammlung von Mitte August wurden zunächst die noch vorhandenen
Aufträge wie geplant gebraut, abgefüllt und ausgeliefert. Inzwischen sind die
zuletzt noch genutzten Maschinen, Geräte, Tanks und Leitungen gereinigt und der
Betrieb wurde eingestellt.
Mit dem Ende
des kontrollierten Herunterfahrens ist auch das Ende der Privatbrauerei
Bischoff in ihrer bisherigen Form verbunden. „Wir haben den Geschäftsbetrieb
einstellen müssen. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass es für einen Erhalt
der Brauerei in ihrer bisherigen Form leider nur noch sehr geringe Chancen
gibt. Grundsätzlich wäre der Einstieg eines Investors, der die Brauerei
übernimmt, zwar immer noch möglich, und es gab zuletzt auch noch Anfragen von
potentiellen Investoren. Die notwendigen Investitionen, um den Brauereibetrieb
wieder wirtschaftlich aufnehmen zu können, waren letztlich aber allen zu hoch“,
sagt Insolvenzverwalter Dr. Jürgen Erbe von Schultze & Braun. Die stark
gestiegenen Energiepreise und die aktuellen Schwierigkeiten bei der
Verfügbarkeit von CO2 sowie die damit verbundene weitere
Verteuerung des Produktionsprozesses hätten dabei auch eine große Rolle
gespielt, so Erbe weiter.
Keine finanziellen Reserven mehr
Die
finanziellen Reserven der Brauerei sind in den anderthalb Jahren des
Eigenverwaltungsverfahrens seit Ende 2020 in der Hoffnung auf die Übernahme
durch einen Investor komplett aufgebraucht worden. „Es ist daher nicht möglich,
die notwendigen Reparaturen mit eigenen finanziellen Mitteln umzusetzen“, sagt
Erbe, der Ende Juli 2022 zunächst zum neuen Sachwalter und Mitte August zum
Insolvenzverwalter der Privatbrauerei Bischoff bestellt wurde. Dr. Sven
Bischoff, der geschäftsführende Gesellschafter der Privatbrauerei, ergänzt:
„Wir konnten über Jahre hinweg nicht so viel Bier herstellen wie eigentlich
möglich gewesen wäre. Das lag daran, dass die Ammoniakleitung für die Kühlung
defekt war. Durch den eingeschränkten Brauprozess war der Betrieb nicht
kostendeckend, und die Brauerei hat auch im Eigenverwaltungsverfahren Verluste
erwirtschaftet. Dazu kamen die Auswirkungen der Corona-Pandemie, Stichwort:
Lockdown in der Gastronomie, und die durch den Krieg in der Ukraine gestiegenen
Energiepreise.“ Die Verluste wurden durch das kontrollierte Herunterfahren des
Geschäftsbetriebs zunächst reduziert.
Rechte der Gläubiger schützen und Insolvenzmasse sichern
„Meine Aufgabe
als Insolvenzverwalter ist es auch, die Rechte der Gläubiger zu schützen und
die Insolvenzmasse zu sichern, aus der die Forderungen der Gläubiger der
Brauerei befriedigt werden“, sagt Rechtsanwalt Erbe. Dazu zählt auch, dass die
Vermögenswerte der Brauerei veräußert werden, um Geld einzunehmen, mit dem die
Forderungen der Gläubiger zumindest zu einem Teil bezahlt werden können. Er
führe daher auch bereits Gespräche mit möglichen Käufern für zum Beispiel die
Anlagen der Brauerei oder für das Grundstück, auf dem die Brauerei stehe, so
Erbe.
In der
Eigenverwaltung seit Ende 2020 war zunächst geplant, dass ein Investor das
Grundstück kauft, auf dem unter anderem die Brauerei steht. Die Brauerei hätte
diesen Teil des Grundstücks dann wiederum vom Investor zurück gepachtet. Dieses
sogenannte Sale-and-Lease-back-Geschäft hätte dem Unternehmen den finanziellen
Spielraum für die Neuaufstellung für die Zukunft verschaffen können. Die
übrigen Teile des Grundstücks hätte der Investor als Bauland erschlossen und
verkauft. Im März 2022 hatten die Gläubiger einem Insolvenzplan zugestimmt, der
den Einstieg eines solchen Investors vorsah. Kurz nach dem positiven
Gläubigervotum zog sich der Investor jedoch zurück. Daraufhin starteten
Verhandlungen mit einem anderen potentiellen Investoren für den Kauf des
Grundstücks und die Übernahme der Brauerei, der Anfang August 2022 aber
kurzfristig seine Interessensbekundung für das Grundstück zurückgezogen hatte.
„Dass die Brauerei-Geschichte meiner Familie nach 156 Jahren zu Ende geht, macht mich sehr traurig“, sagt Dr. Bischoff „Wir haben während der ganzen Sanierungsbemühungen an das Potential von Bischoff geglaubt und in der Vergangenheit viel in die Brauerei investiert. Es ist aber schlicht nicht mehr möglich, die Brauerei wirtschaftlich weiterzuführen.“
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