12.06.2019 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Rund 2.000 Arbeitsplätze und 252 Filialen sollen beim "Lila Bäcker" erhalten werden

Insolventer Lila Bäcker verkleinert Filialnetz

Sanierungskonzept der Banken wird in den nächsten Wochen umgesetzt


Der Lila-Bäcker soll künftig 252 Filialen betreiben und rund 2.000 Mitarbeiter beschäftigen. Nach Abschluss der Verhandlungen mit den Betriebsräten sollen 152 Filialen endgültig geschlossen sowie rund 430 Mitarbeiter gekündigt werden. Das kündigten Insolvenzverwalter Prof. Rolf Rattunde und die Geschäftsführung heute in einem Anschreiben an die Mitarbeiter an. In den nächsten Wochen wollen sie das Sanierungskonzept der Banken umsetzen. Über einen Insolvenzplan und eine übertragende Sanierung sollen die beiden operativ tätigen Unternehmen entschuldet werden, um sie wieder wettbewerbsfähig zu machen.

 

"Wir sind optimistisch, rund 2.000 Arbeitsplätze und 252 Filialen erhalten zu können. Das ist die einzige Chance, um eine vollständige Schließung aller Filialen und den Verlust aller rund 2.450 Arbeitsplätze Stand Mai 2019 zu vermeiden. Diese Entlassungen fallen uns nicht leicht und wir bedauern, engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kündigen zu müssen. Aber nur so kann der Lila Bäcker in Zukunft wieder erfolgreich wirtschaften und sichere Arbeitsplätze bieten," so Insolvenzverwalter Prof. Rolf Rattunde von der Kanzlei Leonhardt Rattunde. Auf Wunsch von Rattunde bleibt die Geschäftsführung im Amt führt das Unternehmen in Abstimmung mit der Insolvenzverwaltung.

 

"Die Banken sind nur bereit, die überschuldete Bäckereikette weiter zu finanzieren, wenn wir dieses Sanierungskonzept umsetzen. Danach wollen sie das entschuldete Unternehmen kaufen. Ein weiterer Investor hatte sein Angebot Ende letzter Woche leider zurückgezogen. In dieser angespannten Situation bitten wir jeden Mitarbeiter, unsere Kunden weiterhin mit hochwertigen Backwaren bestens zu bedienen. Denn zusammen können wir den Lila-Bäcker wieder erfolgreich machen," erklärte Dr. Jan Markus Plathner, Geschäftsführer der Unser Heimatbäcker GmbH und Unser Heimatbäcker DB GmbH & Co KG.

 

Der Optimismus von Rattunde und der Geschäftsführung stützt sich auch auf die Zahlen der ersten Junitage, die über dem Plan liegen. Verhandlungen mit den bestehenden Betriebsräten über die notwendigen Personalmaßnahmen sind bisher konstruktiv verlaufen und werden in den kommenden Tagen fortgesetzt. Danach werden die betroffenen Mitarbeiter in Abstimmung mit den Betriebsräten entsprechende Kündigungen erhalten. Bisher wurden Mitarbeiter in der Regel freigestellt.

 

Entschuldung über einen Insolvenzplan und eine übertragende Sanierung

Die insolvente Unternehmensgruppe Lila-Bäcker gliedert sich in zwei operativ tätige Unternehmen: die Unser Heimatbäcker GmbH (UHB) und die Unser Heimatbäcker DB GmbH & Co. KG (UHB-DB). In den nächsten Monaten soll die UHB durch einen Insolvenzplan entschuldet und anschließend in ein neues Unternehmen überführt werden. Weitere Unternehmensteile der Gruppe sollen dann im Wege einer übertragenden Sanierung in das neue Unternehmen überführt werden.  Zukünftig wird sich das Unternehmen auf das ursprüngliche Kerngebiet in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg konzentrieren.

 

Das geplante neue Unternehmen soll 171 Filialen der UHB und 81 Filialen der UHB-DB umfassen. Großkunden im Tiefkühl-Handel werden weiter beliefert. Aus wirtschaftlichen Gründen wird der Geschäftsbereich Rubave für den Handel in diesem Monat voraussichtlich eingestellt. Die Standorte Neubrandenburg und Pasewalk sollen zukünftig die gesamte Produktion übernehmen, während die Produktionsstätte Dahlewitz nur noch als Logistikstandort weiter betrieben wird. Die Bereiche Verwaltung und Lila-Technik sollen an diese Struktur angepasst und weitestgehend fortgeführt werden. Mit den Betriebsräten wird dieses Konzept gegenwärtig verhandelt. Bis zur Umsetzung der neuen Unternehmensstruktur wollen die Banken die zu übernehmenden Teile der Unternehmensgruppe bis zum endgültigen Kauf weiter finanzieren.

 

Freistellung, Kündigungen und konstruktive Verhandlungen mit Betriebsräten

Jene Betriebsteile und Betriebe der Unternehmensgruppe, die nach dem Konzept der Banken nicht weitergeführt werden sollen, müssen leider umgehend geschlossen werden. Das betrifft 73 Filialen de UHB und 79 Filialen der UHB-DB sowie die Produktion am Standort Dahlewitz. Beim Amtsgericht musste für die Unser Heimatbäcker DB GmbH & Co. KG (UHB-DB) eine sogenannte Masseunzulänglichkeit angezeigt werden. Deshalb sind alle betroffenen Mitarbeiter der UHB-DB umgehend freigestellt, die jeweiligen Filialen geschlossen und die Produktion in Dahlewitz eingestellt worden. Nur über diesen Weg kann den betroffenen Mitarbeitern sofort Arbeitslosengeld gewährt werden. Kündigungen werden nach Abschluss der Verhandlungen mit den bestehenden Betriebsräten ausgesprochen.

 

Da im Bereich der UHB keine Masseunzulänglichkeit besteht, müssen keine sofortigen Freistellungen und Filialschließungen erfolgen. 73 Filialen der UHB werden aber in nächster Zeit geschlossen.

 

Neue Kassen- und IT-Systeme sowie neues Filialkonzept

"Wir stehen hinter dem Konzept der Banken, da es die einzige Chance auf eine nachhaltige Sanierung bietet. Die Banken finanzieren die derzeitigen Verluste und geben zusätzlich umfangreiche Finanzmittel, um die Struktur der Unternehmensgruppe zu modernisieren. Wir können deshalb neue Kassen- und IT-Systeme anschaffen und neue Konzepte für die zukünftig 252 Filialen sowie den TK-Handel umsetzen. Damit erhält die Unternehmensgruppe eine neue wirtschaftliche Existenzgrundlage mit guten Zukunftsaussichten," erklärte Stefan Blaschak, Geschäftsführer der Unser Heimatbäcker GmbH und Unser Heimatbäcker DB GmbH & Co KG. Zusammen mit seinem Geschäftsführerkollegen Dr. Plathner und Insolvenzverwalter Rattunde bedankte er sich bei den Mitarbeitern für ihre Unterstützung, ihr großes Durchhaltevermögen und ihre Geduld.

 

 

LEONHARDT  RATTUNDE zählt zu den führenden Kanzleien im Bereich Restrukturierung, Sanierung und Insolvenzverwaltung. Bundesweit ist die Kanzlei mit 27 Rechtsanwälten, darunter 9 Insolvenzverwaltern und 4 Notaren tätig. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

              

 


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