Sanierer: Rettung des Nürburgrings möglich, wenn Betreibergesellschaft den Ring zurück gibt
Mit großem Bedauern haben die beiden Ringsanierer, Prof. Dr. Dr. Thomas B. Schmidt und Jens Lieser, die gestrige einseitige Beendigung der Gespräche durch die Betreibergesellschaft Nürburgring Automotive GmbH (NAG) zur Kenntnis genommen. Gleichwohl sehen sie mit dem vermeintlichen Scheitern der Gespräche nicht das Aus für den Nürburgring.
Die Äußerungen der NAG in den Medien über ein drohendes Aus für die Rennstrecke, die Gefährdung der Arbeitsplätze und der Veranstaltungen wie ‚Rock am Ring’, oder ADAC-Events sowie ein angeblicher Abbruch der Gespräche über die Formel 1, sind für die Sanierer eine reine Drohkulisse. „Wir halten es für kurzsichtig und verantwortungslos, wenn aufgrund wirtschaftlicher Interessen Einzelner die Schwierigkeiten der NAG auf dem Rücken der Beschäftigten, der Veranstalter und der Region ausgetragen werden“, sagt Sanierungsgeschäftsführer Schmidt.
„Wenn die NAG nach eigenem Bekunden nicht den wirtschaftlichen Betrieb des Nürburgrings gewährleisten kann, so stehen wir bereit. Wir sind in der Lage, das operative Geschäft zu übernehmen und den Beschäftigten der NAG einen Arbeitsplatz zu gleichen Konditionen zu bieten. Vorausgesetzt: die NAG räumt den Ring“, ergänzt Sachwalter Lieser. Auch die Austragung der Formel 1 habe, so Lieser am Nürburgring durchaus noch eine Chance. Wenn die Gespräche mit Bernie Ecclestone tatsächlich von der NAG abgebrochen worden sein sollten, so werden die Sanierer mit Ecclestone zeitnah selbst Verhandlungen aufnehmen. Es gebe nach wie vor Hoffnungen, dass die Formel 1 in 2013 am Nürburgring an den Start geht.
Die Ringsanierer hoffen, dass trotz der gestrigen Aufkündigung der Gespräche durch die NAG eine gütliche Einigung möglich ist. Die Nürburgring GmbH (NG) als Besitzgesellschaft ist weiter gesprächsbereit, sofern der Vergleich nicht einseitig zu Lasten der NG geht. Entgegen der Darstellung der NAG hat es keinen ausverhandelten und „unterschriftsreifen“ Vertrag gegeben. „Es ging um Einfluss und um Geld“, spitzt Prof. Schmidt die unterschiedlichen Positionen wieder. „Aus einem Räumungsvergleich hat die NAG versucht, ein Bleiberecht am Ring mit einem goldenen Handschlag zu machen. Das war weder mit uns noch mit dem Gläubigerausschuss vereinbar“, so Schmidt.
Die NAG hat in den letzten Tagen finanzielle Nachforderungen im mittleren einstelligen Millionenbereich erhoben, die zuvor nicht Gegenstand der Verhandlungen waren. Dies hatte bei den Sanierern als auch bei den unterrichteten Mitgliedern des Gläubigerausschusses Unverständnis hervorgerufen. Dies war auch einer der wesentlichen Gründe, eine endgültige Trennung von der NAG am Ring zu verlangen. Damit war auch ein Managementvertrag mit der NAG nicht mehr weiter verhandelbar. Eine Einflussnahme von politischer Seite hat es nie gegeben, weisen Prof. Schmidt und Jens Lieser vehement zurück. Im Rahmen des Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung agieren Schmidt und Lieser völlig unabhängig und sind keinen Weisungen seitens des Landes als ehemaligem Gesellschafter unterworfen.
Die NG selbst hat die Gespräche nicht abgebrochen und hofft, dass die NAG im Interesse des Fortbestands des Nürburgrings und seiner Arbeitsplätze wieder an den Verhandlungstisch zurück kehrt. „Wir halten die Hand für konstruktive Gespräche weiter ausgestreckt“, betont Sachwalter Lieser.
Über die Nürburgring GmbH
Die NG befindet sich seit dem 24.07.2012 in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Das Amtsgericht Bad Neuenahr-Ahrweiler hat das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eröffnet und Rechtsanwalt Jens Lieser als Sachwalter bestätigt. Bei der Sanierung in Eigenverwaltung verbleibt die unternehmerische Verantwortung bei der Geschäftsleitung. Die Gesellschafter der NG, das Land Rheinland-Pfalz und der Kreis Ahrweiler, hatten Rechtsanwalt Schmidt zum alleinvertretungsberechtigten Sanierungsgeschäftsführer berufen. Die NG war seit dem 01.05.2010 eine Besitzgesellschaft und Verpächterin der weltweit bekannten Formel 1-Rennstrecke und weiterer Infrastruktureinrichtungen, zu denen u.a. Hotels, Gastronomiebetriebe, Markengeschäfte und ein Freizeitpark gehören.
Über Prof. Dr. jur. Dr. phil. Thomas B. Schmidt
Rechtsanwalt Thomas B. Schmidt ist Fachanwalt für Arbeits- und Insolvenzrecht und Partner der Kanzlei König Rechtsanwälte, eine der führenden Wirtschaftskanzleien in Rheinland-Pfalz mit Standorten in Trier, Koblenz und Pirmasens. Seit 1997 ist Prof. Schmidt als Insolvenzverwalter tätig und gilt als bekannter Experte für Insolvenzplanverfahren und Sanierungen. Darüber hinaus ist er auf personelle Restrukturierungen und auf die Durchführung außergerichtlicher Mediationsverfahren spezialisiert. Er ist Honorarprofessor der Fachhochschule Trier und lehrt dort seit 2002 in den Fächern Wirtschafts- und Insolvenzrecht.
Über Jens Lieser
Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter Jens Lieser ist Partner der überregional bekannten Kanzlei LIESER Rechtsbeistand – Rechtsanwälte – Fachanwälte. Lieser, zugleich Fachanwalt für Insolvenzrecht, hat sich seit 1994 durch die Sanierung und Fortführung zahlreicher Unternehmen sowie beim Erhalt von Arbeitsplätzen einen Namen gemacht. Die Verwalterkanzlei Lieser gehört seit beinahe 50 Jahren zu den führenden Insolvenzspezialisten in Rheinland-Pfalz und ist neben dem Hauptsitz in Koblenz u. a. an den Standorten Trier und Mainz vertreten. In über 3.000 Insolvenzverfahren unter schiedlicher Größenordnungen und Branchen hat die Kanzlei ihre Erfahrung und Kompetenz erfolgreich unter Beweis gestellt.
Wollen Sie umgehend informiert werden, wenn es Neuigkeiten zu diesem Verfahren gibt?
Testen Sie kostenfrei und unverbindlich 3 Tage lang diese Funktionalität - zum Beispiel über unser "Risk-Paket" - und wir benachrichtigen Sie, sobald zum Verfahren neue Nachrichten oder neue Beschlüsse vorliegen.