Schnelle Rettung: Betriebe und 600 Arbeitsplätze der früheren SH+E Gruppe gesichert
Jetzt sind auch die letzten operativen Einheiten und Auslandstochtergesellschaften der früheren SH+E GROUP in neuen Händen.
„Die Niederlassung in Karlsruhe und die Vertriebseinheiten in Österreich und der Schweiz mit zusammen rund 50 Mitarbeitern bildeten den Abschluss. Wir haben damit fast ausnahmslos für alle Betriebe Investoren und eine Fortführungslösung finden können. In Summe blieben damit rund 600 Arbeitsplätze erhalten. Durch ein abgestimmtes Konzerninsolvenzverfahren konnte die Rettung der zukunftsfähigen Standorte zudem in der vergleichsweisen kurzen Zeit von sechs Monaten realisiert werden“, zog Insolvenzverwalter Tobias Hoefer von der Kanzlei Hoefer Schmidt-Thieme nun vor der Gläubigerversammlung in Waldshut-Tiengen Bilanz.
Hoefer und seine Kollegen Rechtsanwalt Stefan Meyer von der Kanzlei MEYER Rechtsanwälte Insolvenzverwalter in Münster/Lübbecke (für H+E Packtec, die LimnoTec Abwasseranlagen und die LimnoTec Bioenergieanlagen GmbH) sowie Prof. Dr. Lucas Flöther von der Kanzlei Flöther & Wissing Rechtsanwälte in Dresden (für H+E S-Tec) betraten mit dieser Form der Sanierung ein Stück weit Neuland. „Der deutsche Gesetzgeber arbeitet ja noch an einem Konzerninsolvenzrecht. Wir haben jedoch einige der wesentlichen Vorschläge dazu im Verfahren über die Einzelgesellschaften der SH+E GROUP bereits mit Erfolg umgesetzt“, betonte Hoefer.
So wirkte sich insbesondere die einheitliche Besetzung der Gläubigerausschüsse, die den vorläufigen Insolvenzverwaltern als Beratungs- und Kontrollorgane zur Seite standen, sehr positiv auf die Verfahrensdauer aus. Auch die direkte Abstimmung zwischen Hoefer, Meyer und Flöther beschleunigte die notwendigen Entscheidungen über die Betriebsfortführung und Sanierung der einzelnen Betriebe.
Während so die einzelnen Tochterbetriebe zunächst weiter zentrale Dienstleistungen der SH+E nutzen konnten, wurden gleichzeitig für die Betriebsfortführung notwendige Funktionen an den einzelnen Standorten aufgebaut. Die Einzelfirmen konnten so eigenständig im Markt agieren und ihre Kundenbeziehungen besser pflegen. Dies erleichterte die Betriebsfortführung in der Insolvenz und den Werterhalt für die Gläubiger.
Die sukzessive Entflechtung des SH+E Konzerns machte zudem die Verhandlungen mit potenziellen Investoren einfacher. „Wir konnten parallel verschiedene Erwerberkonzepte ausverhandeln und so schneller Lösungen finden, die zudem insgesamt auch zu einer höheren Befriedigung der Gläubigerforderungen führten“, so Hoefer.
„Für die Gläubiger hatte die enge Zusammenarbeit der Beteiligten in diesem abgestimmten Konzerninsolvenzverfahren nur Vorteile. Wir konnten durch den intensiven Austausch nicht nur Zeit und Aufwand sparen, sondern sind auch insgesamt zu besseren Lösungen gekommen“, hob Thomas Harbrecht, als Vertreter der Euler Hermes Deutschland AG Mitglied im Gläubigerausschuss, hervor.
Für die Mitarbeiter sehr positiv wirkte sich auch die enge Zusammenarbeit zwischen den Insolvenzverwaltern und der Agentur für Arbeit aus. „Bei einer Konzernstruktur wie bei der SH+E GROUP sind aufgrund der Verteilung auf verschiedene Standorte und der schieren Größe oft Verzögerungen bei der Bearbeitung und damit auch bei den Zahlungen des Insolvenzgeldes an die Arbeitnehmer bzw. bei der Unterstützung ausscheidender Mitarbeiter an der Tagesordnung. Dies konnten wir in gemeinsamer Anstrengung bei SH+E vermeiden“, betonte Hoefer.
Die Holdinggesellschaft SH+E GmbH und deren operative Tochtergesellschaften hatten am 19. Februar 2014 Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Bis zur Insolvenz war die SH+E GROUP einer der größten Anlagenbauer in Deutschland und gehörte zu den international führenden Anbietern in den Bereichen Wasser, Energie, Verpackungs- und Prozesstechnik.
Weitere Informationen:
Die Kanzlei Hoefer I Schmidt-Thieme ist mit neun Standorten bundesweit tätig und auf Sanierungen im Zuge von Insolvenzverfahren spezialisiert. Tobias Hoefer ist einer der namhaftesten deutschen Insolvenzverwalter und verfügt über eine besondere Expertise bei der Sanierung von Unternehmen aus dem Bereich Maschinen- und Anlagenbau. Zu den bekanntesten Insolvenzverwaltungen und Sanierungen von Tobias Hoefer zählen die international tätigen Konzerne AKsys und Robert Sihn (Automobilzulieferer) sowie ATS (Felgenhersteller), Friedmann-Stahl, Livingston Electronic Services, der Instrumentenhersteller Schreiber & Keilwerth sowie der Internationale Club e.V. Baden-Baden (Galopprennsport). Zuletzt gelang Hoefer auch die Sanierung der NDT Systems & Services AG und der elumatec Gruppe. Als Eigenverwalter im Vorstand konnte Tobias Hoefer zudem die Sanierung der centrotherm photovoltaics AG erfolgreich abschließen.
Die Kanzlei MEYER Rechtsanwälte I Insolvenzverwalter hat auf dem Gebiet der Insolvenzverwaltung und dort insbesondere im Bereich der Sanierung von Unternehmen langjährige Expertise. An den Bürostandorten Berlin, Hannover, Lübbecke, Münster und Osnabrück werden von den hoch qualifizierten Rechtsanwälten (Fachanwälten), Steuerberatern und Betriebswirten zudem bundesweit Beratungsmandate in den Bereichen Restrukturierung und Sanierung / Erwerbsprozesse im insolvenznahen Bereich übernommen. Zu den bekanntesten Insolvenzverwaltungen und Sanierungen von Stefan Meyer zählen der Handball Bundesligist TuS Nettelstedt, die international aufgestellte CordimaElvo AG (Textilindustrie), Krause Ringbuchtechnik; Liberty Damenmoden (Mode-Filialist 130 Filialen) und die MAG METZ Gruppe (Kfz-Handel, 500 Mio. € Gruppenumsatz). Zuletzt wurde Stefan Meyer als Sachwalter im bundesweit agierenden Bauunternehmen Schäfer Bauten GmbH bestellt.
Flöther & Wissing Rechtsanwälte sind seit mehr als 15 Jahren auf dem Gebiet des Wirtschaftsrechts tätig. An gegenwärtig neun Standorten beschäftigt sich die Kanzlei vor allem mit der Insolvenzverwaltung, der Restrukturierung und der Sanierung. Flöther & Wissing Rechtsanwälte gehören im Restrukturierungs- und Insolvenzrecht zu den führenden deutschen überregional tätigen Kanzleien. Prof. Dr. Lucas Flöther, Namenspartner der Kanzlei, ist überdies Vorstandsmitglied des Verbandes der Insolvenzverwalter Deutschlands e.V. (VID) und Mitglied des Gravenbrucher Kreises. Zudem war er Mitglied der vom Bundesministerium der Justiz (BMJ) eingesetzten Expertengruppe zur Erarbeitung des Entwurfs eines Gesetzes zum Konzerninsolvenzrecht.
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