Trokamed ist saniert
Amtsgericht Rottweil hebt Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung auf - 70 Arbeitsplätze und der Sitz in Geisingen bleiben erhalten
Erfolgreiches Ende des Sanierungsverfahrens in
Eigenverwaltung beim Medizintechnik-Hersteller Trokamed. Das Amtsgericht
Rottweil hob am 23. August 2018 das Verfahren nach gerade einmal 14 Monaten
auf. Zuvor hatten die Gläubiger einem Vergleich mit dem Unternehmen zugestimmt.
Rund 70 Arbeitsplätze sowie der Unternehmenssitz in Geisingen bleiben erhalten.
„Wir haben das Sanierungsverfahren genutzt, um unsere Hausaufgaben zu machen
und Trokamed neu zu strukturieren. Wir haben uns kritisch hinterfragt und
unsere internen Prozesse in der Produktentwicklung und Produktion intensiv auf
den Prüfstand gestellt und angepasst und arbeiten kontinuierlich daran. Wir
haben unsere Strategie überarbeitet und uns auch finanziell neu aufgestellt“,
sagt Geschäftsführer Karlheinz Tröndle, der sein Unternehmen als
eigenverantwortlicher Geschäftsführer durch das Eigenverwaltungsverfahren
führte. „Unsere Mitarbeiter haben in den zurückliegenden Monaten einen tollen
Job gemacht. Ein herzliches Dankeschön geht auch an unsere Geschäftspartner,
die uns in der Sanierungsphase weiterhin ihr Vertrauen geschenkt haben und uns
somit tatkräftig unterstützten und durch die Annahme des Insolvenzsplans dies
auch möglich gemacht haben.“
„Trokamed hat mit dem erfolgreichen Durchlaufen des Sanierungsverfahrens in
Eigenverwaltung die Möglichkeit, mit einer gestärkten Eigenkapitalbasis und
frei von finanziellen Belastungen in die Zukunft zu starten. Die Strategie
wurde geschärft und auf das Kerngeschäft konzentriert sowie die Rentabilität
des Unternehmens verbessert. Heute ist Trokamed schlank und schlagkräftig
aufgestellt“, freut sich Dr. Thomas Kaiser von Kaiser & Sozien, der das
Unternehmen als Restrukturierungsgeschäftsführer in Sachen Insolvenzrecht und
finanzielle Restrukturierung durch die Eigenverwaltung mit führte.
„Ziel des Verfahrens war es, das Unternehmen zu sanieren und nachhaltig rentabel
zu machen“, sagt Dr. Dirk Pehl von Schultze & Braun, der das Verfahren als
Sachwalter begleitete. „Ich denke, dass Trokamed für die Zukunft gut
aufgestellt ist und – wie angedacht – auch neue Märkte, wie in der angepassten
Strategie erarbeitet, erobern kann. Insgesamt können wir sehr zufrieden sein.“
Trokamed hatte das Sanierungsverfahren im Juni 2017 beantragt. Ursache für die
wirtschaftlichen Schwierigkeiten war eine Warnung der amerikanischen
Gesundheitsbehörde Food and Drug Agency (FDA) vor dem Einsatz von
Morzellatoren, einem medizinischen Gerät zur möglichst schonenden Entfernung
gutartiger Tumore an der Gebärmutter. Die Behörde fürchtete, dass nicht
erkannte bösartige Tumore bei dieser Operationstechnik streuen könnten.
Diese Warnung hatte bei Trokamed und anderen Herstellern von Morzellatoren
massive Umsatzeinbrüche zur Folge. Zudem sahen sich die Hersteller einer
Klagewelle in den USA und hohen Schadenersatzforderungen ausgesetzt.
„Die Vorwürfe in den USA konnten zwar bis heute nicht belegt werden. Dennoch
werden in den Prozessen, die aktuell noch nicht abgeschlossen sind, teils sehr
hohe Ansprüche gegen uns geltend gemacht. Diese aber nach unserer festen
Überzeugung zu Unrecht. Obwohl Trokamed davon ausgeht, dass die Vorwürfe von
den Gerichten zurückgewiesen werden, hat Trokamed im Zuge des
Sarnierungsverfahrens im Insolvenzplan Rücklagen gebildet, auf die die Kläger,
sofern ihnen rechtskräftig Schadenersatz zugesprochen würde, zurückgreifen
können. Ziel des Sanierungsverfahrens war auch, dass das Unternehmen in der
Zukunft durch die Klagen in den USA nicht belastet sein soll – unabhängig von
deren Ausgang. Dies wurde durch die Annahme des Insolvenzplans erreicht“,
erklärt Geschäftsführer Karlheinz Tröndle.
Trokamed ist ein Hersteller wiederverwendbarer Medizintechnik im Bereich
Endoskopie. Das Unternehmen mit Sitz in Geisingen wurde 1986 gegründet und
beschäftigt heute rund 70 Mitarbeiter. Kernkompetenz von Trokamed ist die
Entwicklung und Herstellung sowie der Vertrieb und die internationale Zulassung
von Produkten der Gynäkologie, Urologie, Arthroskopie und der Laparoskopie.
Über Schultze & Braun
Schultze & Braun ist ein führender Dienstleister für Insolvenzverwaltung
und Beratung von Unternehmen in der Krise. Mit rund 700 Mitarbeitern an mehr
als 40 Standorten in Deutschland und im europäischen Ausland vereint Schultze
& Braun als einer der wenigen Anbieter juristischen und
betriebswirtschaftlichen Sachverstand unter einem Dach. Schultze & Braun
unterstützt Unternehmen regional, national und international in allen
Sanierungs- und Restrukturierungsfragen, führt sie durch Krise und Insolvenz
oder zeigt, wie sich Insolvenzen vermeiden lassen. Darüber hinaus berät und
vertritt Schultze & Braun Mandanten in Fragen der klassischen Unternehmens-,
Rechts- und Steuerberatung.
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