11.01.2022 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Unternehmensinsolvenzen im Oktober 2021

Insolvenzzahlen im Dezember deutlich gestiegen

Zahl beantragter Regelinsolvenzverfahren im Dezember 2021 nach vorläufigen Angaben 18,0 % höher als im Vormonat


Im Oktober 2021 haben die deutschen Amtsgerichte 1 056 beantragte Unternehmensinsolvenzen gemeldet. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 2,7 % weniger als im Oktober 2020. Im Vergleich zum Oktober 2019, also vor der Corona-Krise, war die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Oktober 2021 um 33,7 % niedriger. 

Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus beantragten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte im Oktober 2021 auf knapp 1,0 Milliarden Euro. Im Oktober 2020 hatten sie noch bei etwa 2,1 Milliarden Euro gelegen. 


Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es im Oktober 2021 im Baugewerbe mit 193 Fällen (Oktober 2020: 170; +13,5 %). Im Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen) waren es 160 Verfahren (Oktober 2020: 134; +19,4 %). Im Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (zum Beispiel Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften, Reisebüros und Reiseveranstalter, Wach- und Sicherheitsdienste sowie Detekteien, Reinigung von Gebäuden, Straßen und Verkehrsmitteln, sowie Messe-, Ausstellungs- und Kongressveranstalter) wurden 119 Insolvenzen gemeldet (Oktober 2020: 134; -11,2 %). 


Sonderregelungen in den Jahren 2020 und 2021 durch Corona und Hochwasser 

Beim zeitlichen Vergleich der Insolvenzzahlen ist zu beachten, dass das Insolvenzgeschehen in den Jahren 2020 und 2021 von Sonderregelungen geprägt war. Von Anfang März 2020 bis Ende 2020 war die Insolvenzantragspflicht für überschuldete Unternehmen infolge der Corona-Pandemie ausgesetzt. Diese Regelung galt bis Ende April 2021 weiterhin für Unternehmen, bei denen die Auszahlung der seit 1. November 2020 vorgesehenen staatlichen Hilfeleistungen noch ausstand. Für diese Unternehmen wurde die Pflicht zur Beantragung eines Insolvenzverfahrens erst zum 1. Mai 2021 wieder vollumfänglich eingesetzt. 


Beruht der Eintritt einer Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung auf den Auswirkungen der Starkregenfälle oder des Hochwassers im Juli 2021, ist die Insolvenzantragspflicht noch bis maximal 31. Januar 2022 ausgesetzt. 


18,0 % mehr beantragte Regelinsolvenzverfahren im Dezember 2021 gegenüber Vormonat 

Hinweise auf die künftige Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen gibt die Zahl der beantragten Regelinsolvenzverfahren. Im Dezember 2021 stieg diese Zahl nach vorläufigen Angaben um 18,0 % gegenüber November 2021, nachdem sie bereits im Vormonat deutlich zugenommen hatte (+43,8 % im November 2021 gegenüber Oktober 2021). Im Vergleich zu Dezember 2020 lag die Zahl um 24,8 % höher. Damals war die Antragspflicht noch vollumfänglich ausgesetzt. 


222,1 % mehr Verbraucherinsolvenzen im Oktober 2021 als im Oktober 2020 

Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen hat sich im Oktober 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat mehr als verdreifacht. 5 981 Verbraucherinnen und Verbraucher stellten einen Insolvenzantrag, das waren 222,1 % mehr als im Oktober 2020. Der starke Anstieg steht im Zusammenhang mit einem Gesetz zur schrittweisen Verkürzung von Restschuldbefreiungsverfahren von sechs auf drei Jahre. Die Neuregelung gilt für ab dem 1. Oktober 2020 beantragte Verbraucherinsolvenzverfahren. Sie ermöglicht den Betroffenen einen schnelleren wirtschaftlichen Neuanfang im Anschluss an ein Insolvenzverfahren. Daher ist davon auszugehen, dass viele überschuldete Privatpersonen ihren Insolvenzantrag zunächst zurückhielten, um von der Neuregelung zu profitieren. Gegenüber Oktober 2019, also vor Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland, stieg die Zahl der Verbraucherinsolvenzen im Oktober 2021 um 13,5 %.



Beantragte Unternehmensinsolvenzen nach Wirtschaftszweigen in Deutschland Oktober 2021


Wirtschaftszweig

Verfahren insgesamt

Veränderung gegenüber
Oktober 2020

 

Anzahl

in %

 

Insgesamt

1 056

-2,7

 

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

6

-14,3

 

Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden

2

x

 

Verarbeitendes Gewerbe

70

-27,8

 

Energieversorgung

4

-20,0

 

Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen

1

-75,0

 

Baugewerbe

193

+13,5

 

Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz

160

+19,4

 

Verkehr und Lagerei

90

+42,9

 

Gastgewerbe

92

-24,0

 

Information und Kommunikation

33

-2,9

 

Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen

18

-33,3

 

Grundstücks- und Wohnungswesen

45

+80,0

 

Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen

95

-18,8

 

Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen

119

-11,2

 

Erziehung und Unterricht

10

0,0

 

Gesundheits- und Sozialwesen

25

-16,7

 

Kunst, Unterhaltung und Erholung

21

-8,7

 

Sonstige Dienstleistungen

72

-14,3

 

 


Bild: © Tumisu / pixabay

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