Veeser Plastic-Werk GmbH & Co. KG stellt sich im Insolvenzverfahren neu auf
Geschäftsbetrieb und Produktion am Standort Steißlingen laufen ohne Einschränkungen weiter – andere Gesellschaften der Veeser-Gruppe sind in das Verfahren nicht involviert
Die Veeser Plastic-Werk GmbH & Co. KG stellt sich neu auf und nutzt dazu die Möglichkeiten des Insolvenzrechts. Die Geschäftsführung des Herstellers von Kunststoffteilen für Kunden aus unterschiedlichen Branchen hat dazu am 22. August 2022 einen entsprechenden Antrag beim zuständigen Amtsgericht in Konstanz gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwältin Nora Sickeler von GRUB BRUGGER bestellt. Außer der Veeser Plastic-Werk GmbH & Co. KG sind keine anderen Gesellschaften der Veeser-Gruppe in das Insolvenzverfahren involviert.
Alle Aufträge werden wie geplant bearbeitet, produziert und geliefert
Der Geschäftsbetrieb und die Produktion am Sitz des Kunststoff-Spezialisten im baden-württembergischen Steißlingen laufen ohne Einschränkungen weiter. „Alle Aufträge werden wie geplant bearbeitet, produziert und geliefert. Unsere Kunden erhalten weiterhin die qualitativ hochwertigen Produkte, die sie von uns kennen“, sagen die vorläufige Insolvenzverwalterin und Michael Veeser, geschäftsführender Gesellschafter von Veeser. „Veeser produziert mit modernsten Fertigungsmethoden und ist als Hersteller von Kunststoffteilen in Premium-Qualität über die Grenzen der Bodenseeregion und Deutschlands hinaus bekannt. Zu den Kunden zählen Zulieferer und Hersteller aus der Automobil-, Hausgeräte- und Verpackungsindustrie und der Medizintechnik – um nur einige Branchen zu nennen,“ sagen Sickeler und Veeser. „Ein Beleg für die hohe Qualität der Produkte ist, dass viele Kunden, aber auch viele Lieferanten, uns signalisiert haben, dass sie auch in dieser nicht einfachen Zeit zu uns stehen wollen.“
Spezialist für Kunststoff-Artikel
Die Unternehmen der Veeser-Gruppe sind spezialisiert auf die Herstellung von Kunststoff-Artikeln, insbesondere Mehrkomponenten-Spritzgussteile und Baugruppen für den Automobilbereich, für Haushaltsgeräte (insbesondere Weiße Ware) sowie Verpackungen im Medizin- und Lebensmittelbereich.
Pandemie und Halbleiterkrise Anlass der Neuausrichtung
Anlass für die Neuaufstellung der Veeser Plastic-Werk GmbH & Co. KG sind die Folgewirkungen der Corona-Pandemie sowie der weltweiten Halbleiter-Krise. „Bis 2019 stieg die Nachfrage nach unseren Produkten stetig an. Im Vertrauen darauf, dass sich dieser Trend fortsetzt, sind wir noch vor der Pandemie in Steißlingen an einen größeren Produktionsstandort umgezogen, um den avisierten Kundenabrufen auch in Zukunft gerecht werden zu können. Durch die Werksschließungen in der Pandemie und die Produktionseinschränkungen in Folge des Halbleiter-Mangels mussten unsere Kunden ihre angekündigten Abrufzahlen jedoch deutlich reduzieren“, sagt Michael Veeser. Die steigenden Energiepreise als Folge des Ukrainekriegs habe die Situation weiter erschwert.
Geschäftsmodell und Produktpalette erweitern
Veeser hatte schon früh damit begonnen, die Produktionskapazitäten und -prozesse an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Die entstandene Lücke in der Auslastung der Produktion konnte allerdings mit anderen Aufträgen nicht im erforderlichen Umfang geschlossen werden. Nahezu zeitgleich stiegen zudem die Kosten für Rohstoffe und Vormaterial noch einmal erheblich an. „Diese Kombination aus Herausforderungen war und ist auch für uns als vorsichtig planendes und agierendes Familienunternehmen über einen Zeitraum von inzwischen über zwei Jahren nicht durchzuhalten. Wir sind aber überzeugt davon, dass wir uns im Rahmen des nun begonnen Insolvenzverfahrens neu und zukunftsfähig aufstellen können – auch, da wir in den kommenden Monaten unser Geschäftsmodell um ein weiteres Produkt erweitern, das unser Portfolio nachhaltig bereichern wird“, sagt Veeser.
Bereits erste Anfragen von Interessenten
Die rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Steißlingen wurden von Sickeler und Veeser bereits über die aktuelle Situation und das weitere Vorgehen informiert. Ihre Löhne und Gehälter sind bis Ende Oktober gesichert. Die vorläufige Insolvenzverwalterin prüft nun die Optionen für eine Restrukturierung und wird bereits in Kürze eine gezielte Suche nach möglichen Investoren starten. „Wir haben bereits erste Anfragen von Interessenten erhalten“, sagt Sickeler. „Unser Ziel ist es, einen Partner zu finden, der zu Veeser passt und der an das Potential des Unternehmens und seiner Produkte glaubt.“ Ziel des Verfahrens ist unter anderem ein Erhalt des Kunststoffspezialisten und der Arbeitsplätze am Standort Steißlingen.
Neue Wachstumsimpulse setzen
Bei der Neuaufstellung wird Veeser von einem erfahrenen Team der Sanierungskanzlei Schultze & Braun um die Sanierungsexperten Detlef Specovius und Dr. Jürgen Erbe beraten und unterstützt. „Wir wollen das Insolvenzverfahren nutzen, um gemeinsam mit der vorläufigen Insolvenzverwalterin den bereits eingeschlagenen Weg der Neuausrichtung fortzusetzen und abzuschließen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass uns das gelingen wird. Das Geschäftsmodell von Veeser ist grundsätzlich intakt und derzeit nur durch externe Krisen beeinträchtigt“, sagen Veeser, Specovius und Erbe. Mit der avisierten Neuaufstellung und der Verbreiterung des Produktportfolios soll die gesamte Veeser-Gruppe in die Lage versetzt werden, neue Wachstumsimpulse zu setzen. „Wir sind technisch, organisatorisch, logistisch und vor allem digital an allen Standorten der Veeser-Gruppe hervorragend aufgestellt. „Neue Projekte benötigen aufgrund des Werkzeugbaus und der notwendigen Abstimmungen mit den Kunden mitunter zwölf bis 18 Monate, bis sie vollständig umgesetzt sind. Viele Neuprojekte in unserer „Pipeline“ konnten einfach nicht schnell genug umgesetzt werden, um die sehr kurzfristigen, krisenbedingten Abruf-Reduzierungen auszugleichen. Wir sind auch in Zukunft hervorragend aufgestellt, um diese Neuprojekte zuverlässig und hochwertig durchzuführen“, ergänzt Veeser.
Veeser-Gruppe: Die Veeser-Gruppe ist ein international
tätiges Familienunternehmen der Kunststoffbranche mit Sitz im
baden-württembergischen Steißlingen. An Produktionsstandorten in Deutschland
und der Slowakei stellt die Gruppe mit insgesamt rund 130 Mitarbeitenden
wichtige Mehrkomponenten-Spritzgussteile und ganze Baugruppen für
Anwendungsbereiche in unterschiedlichen Branchen her. Hauptkunden sind
Unternehmen der Automobil-, Hausgeräte- und Verpackungsindustrie sowie der
Medizintechnik.
GRUB BRUGGER: Seit mehr als fünf Jahrzehnten agiert GRUB
BRUGGER national und international, derzeit mit Standorten in Stuttgart,
Frankfurt am Main, München und Freiburg. Seit der Gründung 1965 hat sich die
Kanzlei konsequent auf das Insolvenz-, Sanierungs- und Wirtschaftsrecht
ausgerichtet. Die Beratung von Unternehmen in der Krise und deren Gläubigern,
die Insolvenzverwaltung sowie die Zusammenarbeit mit Finanzinvestoren und
Kreditinstituten haben das Profil von GRUB BRUGGER maßgeblich geprägt. GRUB
BRUGGER ist eine vielfach seit Jahren in der Fach- und Wirtschaftspresse
ausgezeichnete Kanzlei und gehört deutschlandweit zu den führenden Adressen in
der Insolvenz- und Sanierungsberatung sowie in der Insolvenz- und
Eigenverwaltung. Nora Sickeler ist Fachanwältin für Insolvenz- und
Sanierungsrecht und Partnerin der Kanzlei GRUB BRUGGER.
Schultze & Braun: Schultze & Braun ist ein führender Dienstleister für Insolvenzverwaltung und Beratung im Sanierungs- und Insolvenzrecht. Mit rund 700 Mitarbeitern an mehr als 40 Standorten in Deutschland und dem europäischen Ausland unterstützt Schultze & Braun Unternehmen vor Ort, bundesweit und international in allen rechtlichen, steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen.
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