11.11.2013 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

ZMB Braun auf gutem Weg

ZMB Braun: Insolvenz in Eigenverwaltung

Mitte Oktober 2013 hat die ZMB Braun GmbH in einer Mitarbeiterversammlung bekannt gegeben, dass im Zuge der Unternehmenssanierung ein Personalabbau unumgänglich ist. Von den betroffenen Vollzeit-Beschäftigten haben sich alle für das Angebot entschieden, in eine Transfergesellschaft eintreten zu können.


Die Ziegelmundstückbau Braun GmbH hatte in den vergangenen Jahren mit hohen Fixkosten zu kämpfen, die das Unternehmen in eine finanzielle Schräglage zogen – der sehr guten Position der ZMB Braun im Markt zum Trotz. Und auch wenn unter anderem das Know-how der ZMB-Mitarbeiter eine entscheidende Grundlage für die Produktqualität war und ist, ließ es sich im Zuge des Sanierungskonzepts mit Blick auf eine positive Zukunft nicht vermeiden, dass ein Teil der Beschäftigten das Unternehmen verlassen musste. Die Entscheidung fiel nicht leichtfertig und auch nicht im Alleingang der Geschäftsführung, im Gegenteil: In harten, aber besonnenen Verhandlungen einigte sich die Unternehmensführung mit den Betriebsräten und Vertretern der IG Metall über die Höhe des Personalabbaus sowie den Interessensausgleich und Sozialplan. Dazu gehört auch das Angebot einer gut ausgestatteten Transfergesellschaft – in die inzwischen 30 der vom Personalabbau Betroffenen eingetreten sind. „Die Tatsache, dass alle Mitarbeiter, denen man ein Angebot zum Eintritt gemacht hat, dieses angenommen haben, zeigt, wie groß die Verbundenheit der Mitarbeiter mit ZMB Braun war und ist“, zieht Geschäftsführer Christian Rank ein Resümee: „Durch diesen Schritt haben die Ausscheidenden eine gute Ausgangssituation für die verbleibenden Beschäftigten geschaffen, denn mit ihrer Entscheidung ist auch eine Eigensanierung in den Bereich des Möglichen gerückt.“


Die verbleibende Belegschaft sei hoch motiviert, bestätigt auch Betriebsratsvorsitzender Dieter Urban: „Wir fühlen uns seit langem wieder ernst genommen, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Geschäftsführung den Betriebsrat und die Belegschaft aktiv in die Restrukturierungsüberlegungen einbezieht. So sind wir auch jederzeit über die aktuellen Entwicklungen informiert.“


„Wir wollen die Eigenverantwortung der Mitarbeiter stärken“, erklärt Geschäftsführer Christian Kunz. „Denn nur mit einer starken Mannschaft können wir die Eigensanierung weiter voranbringen.“ Die wirtschaftlichen Bedingungen dafür sind positiv: Die Umsätze sind seit der Eröffnung des Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung Mitte Juli diesen Jahres deutlich über Plan. Auch die Materialbeschaffung funktioniert reibungslos, die Lieferanten zeigen sich der ZMB Braun GmbH gegenüber laut Geschäftsführung loyal. Auch die Kunden stehen weiter zum Unternehmen. „Wir beliefern alle Auftraggeber weiter mit der gewohnten Qualität, seien es nun große oder kleinere Aufträge, die bei uns eingehen – egal ob im Mundstückbau oder im Bereich der Lohnfertigung“, versichert Christian Rank. Ein weiteres Plus für die Kunden sei zudem, so der Geschäftsführer, dass sich durch die interne Prozessoptimierung die Lieferzeiten verkürzen würden bei gleichzeitig attraktiverer Preisstellung.


Hausaufgaben und der Blick nach vorne

Ein erklärtes Ziel der Unternehmensrestrukturierung ist, dass sich ZMB Braun neben der Straffung der Strukturen wieder stärker auf ihr Kerngeschäft, den Mundstückbau, konzentriert. Dazu gehört auch, dass bewährte Produkte weiterentwickelt und neue, effizientere Konstruktionsarten für den Markt geschaffen werden. Bestes Beispiel dafür ist die Produktneuheit „B-Tec“, die aktuell am Markt platziert wird und von der seit der Einführung inzwischen 21 komplette Mundstücke bei führenden Ziegelproduzenten erfolgreich in Betrieb genommen werden konnten.


Teil der Optimierungen im Unternehmen sind auch die anstehenden Verhandlungen mit dem Betriebsrat über Sonderzahlungen in den kommenden Jahren sowie über eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Letzteres soll dem Unternehmen die Flexibilität ermöglichen, die es braucht, um auf die stark saisonal geprägte Nachfrage in der Ziegelindustrie und dem damit verbundenen, schwankenden Produktionsvolumen reagieren zu können.


Im Zuge der Restrukturierung überprüft das Unternehmen derzeit den Investitionsbedarf für die Aufrüstung der bestehenden Galvanikanlage, um mit dieser wieder rentabel produzieren zu können. „Die Wirtschaftlichkeit im Bereich Galvanik könnte erreicht werden, wenn wir die Auslastung der Anlage durch externe Aufträge auf dem Gebiet der Hartverchromung erhöhen können“, erklärt Christian Kunz. Eine Entscheidung über eine mögliche Schließung werde frühestens im Frühjahr erwartet, so Kunz, bis dahin werde die Galvanik selbstverständlich weiterbetrieben.


Das Unternehmen ist aktuell dabei, sich ohne Druck und mit der notwendigen Ruhe in Eigenregie zu sanieren. „Sollte während dieses Prozesses ein Investor Interesse bekunden und ein für alle Seiten akzeptables Angebot auf den Tisch legen, werden wir das selbstverständlich in Erwägung ziehen“, sagt der Restrukturierungsexperte Christian Kunz. Er stellt aber auch klar: „Es wird nur verkauft, wenn die Belange der Belegschaft und der weiteren Gläubiger ausreichend berücksichtigt werden und für das operative Geschäft von Braun eine positive Zukunftschance besteht.“


Die Ziegelmundstückbau Braun GmbH (ZMB) in Friedrichshafen hatte im Juli 2013 beim Amtsgericht Ravensburg einen Antrag auf Sanierung in Eigenverwaltung gestellt. Die Eigenverwaltung ist ein neues rechtliches Instrument, bei dem die Unternehmensführung uneingeschränkt agieren kann. Damit wird das Verfahren für alle Beteiligten berechenbarer. Die vergangenen Wochen hat das Unternehmen genutzt, um weitere Restrukturierungsmaßnahmen umzusetzen und einen umfassenden Sanierungsplan zu erarbeiten. Unterstützt wurde die Geschäftsführung dabei von einem Beraterteam um Christian Kunz von Wintergerst Societät für Unternehmer-Beratung aus Stuttgart, der weiterhin als Restrukturierungsexperte die Geschäftsführung ergänzt, sowie von dem Stuttgarter und Ravensburger Team um den Insolvenzexperten Dr. Holger Leichtle von Schultze & Braun. Der Sachwalter Prof. Dr. Martin Hörmann von anchor Rechtsanwälte aus Ulm beaufsichtigt die Eigenverwaltung.



Bild: © lotusHead

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