29.11.2013 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Zukunft des Biomasse Heizkraftwerks Pfaffenhofen gesichert - Gläubiger stimmen Insolvenzplan einstimmig zu

BHKW- Insolvenz: Insolvenzplan genehmigt

Die Zukunft des Biomasse Heizkraftwerks (BHKW) Pfaffenhofen ist gesichert. Die Gläubiger der Gesellschaft stimmten bei dem vom Amtsgericht Ingolstadt anberaumten Erörterungs- und Abstimmungstermin einstimmig für den von Geschäftsführer Engelbert Tretter und Sachwalter Dr. Michael Jaffé vorgestellten Insolvenzplan.


Durch eine weitgehende Entschuldung und finanzielle Neuausrichtung der BHKW GmbH mit einem neuen Gesellschafter kann das Unternehmen unter Erhalt aller Arbeitsplätze fortgeführt werden. Auch werden die Gläubiger, insbesondere die ungesicherten „Kleingläubiger“ mit Forderungen von unter 1.000 Euro, besser gestellt als bei alternativen Verwertungsmöglichkeiten. Nach dem positiven Votum der Gläubiger und der Bestätigung des Plans durch das Gericht  kann das seit 21. Mai 2013 laufende Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung  voraussichtlich noch in diesem Jahr aufgehoben werden.

 

„Damit ist die die Sanierung der Biomasse Heizkraftwerk Pfaffenhofen GmbH sehr effizient und sehr schnell erfolgreich abgeschlossen. Das zeigt, was mit den Mitteln der deutschen Insolvenzordnung möglich ist, wenn die wesentlichen Verfahrensbeteiligten frühzeitig eingebunden sind und an einem  Strang ziehen“, fasste der vom Amtsgericht Ingolstadt bestellte Sachwalter Dr. Michael Jaffé im Anschluss an die Gläubigerversammlung zusammen. Jaffé überwachte und unterstützte die Geschäftsführung  im Rahmen der Betriebsfortführung und bei der Erstellung des Insolvenzplans.


Der Plan sieht eine weitreichende Entschuldung der BHKW GmbH vor, indem Forderungen der Altgesellschafter erlassen werden und auch ungesicherte Insolvenzgläubiger zunächst auf die Hälfte ihrer Forderungen verzichten. Dafür erhalten diese einen Besserungsschein, mit dem sie bei einem späteren Verkauf des Biomasse Heizkraftwerks auch an einem etwaigen höheren Verkaufserlös teilhaben. Gleichzeitig bringt die Hauptgläubiger-Bank über eine Beteiligungsgesellschaft Forderungen und bestellte Sicherheiten in die BHKW GmbH ein und wird dadurch neuer Alleingesellschafter. Die Hauptgläubiger-Bank wird in dieser Sache anwaltlich von der Kanzlei Hogan Lovells International LLP unter der Federführung von Rechtsanwalt Dr. Christian Herweg, LL.M. (Univ. Cambridge), Partner der Sozietät, beraten.

 

Die Insolvenz in Eigenverwaltung der BHKW GmbH ist eines der ersten Verfahren dieser Art in Deutschland, in dem die mit dem Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) geschaffene Möglichkeit eines Debt-to-Equity Swaps (Umwandlung von Gläubigerforderungen in Eigenkapital) für den Erhalt des Unternehmens genutzt wird.

 

Nachhaltige Versorgungssicherheit für Kunden gewährleistet

Trotz der  schwierigen Ausgangssituation und der hohen Komplexität der zu lösenden Probleme konnte der Geschäftsbetrieb der BHKW während der siebenmonatigen Insolvenz in Eigenverwaltung in vollem Umfang aufrechterhalten werden. Ein Massekredit der Hauptgläubiger-Bank ermöglichte darüber hinaus umfangreiche Instandhaltungsmaßnahmen, damit auch in der laufenden Heizperiode ein durchgängiger und sicherer Betrieb der Anlage gewährleistet ist.

 

„Die Anlage läuft und wir konzentrieren uns nun wieder auf das operative Geschäft.  Nach der jetzt gefallenen Entscheidung  können wir unseren Kunden wieder nachhaltige Versorgungssicherheit bieten“, betonte BHKW-Geschäftsführer Engelbert Tretter.

 

Durch den Einstieg der Hauptgläubiger-Bank als  Gesellschafter hat die BHKW GmbH nun genügend zeitlichen Spielraum, um die Verhandlungen mit einem Investor, der das BHKW dauerhaft fortführen kann, erfolgreich abzuschließen.

 

„Mit dem Votum der Gläubiger ist nun die Voraussetzung dafür geschaffen. Derzeit sind wir bereits in  sehr intensiven Verhandlungen mit einigen Interessenten. Wir legen dabei besonderen Wert darauf, dass ein bonitätsstarker Investor sowohl am langfristigen Betrieb der Anlage wie auch am Erhalt der Arbeitsplätze interessiert ist und dies zusammen mit den notwendigen Investitionen auch gewährleisten kann“, so Dr. Thomas Regitschnig-Kumpan von der TJP ADVISORY & MANAGEMENT SERVICES GMBH, der den Transaktionsprozess koordiniert.

 

Wenn der Verkauf  gelingt, profitiert die Gläubigergesamtheit davon über eine vergleichsweise hohe Quote. Damit und mit dem Erhalt des Unternehmens sowie der Arbeitsplätze und Kunden- bzw. Lieferantenbeziehungen hat die Sanierung der Biomasse Heizkraftwerk Pfaffenhofen GmbH ihr Ziel erreicht. Das Verfahren ist damit ein Positivbespiel für die Sanierung eines Unternehmens in Eigenverwaltung.

 

 

 

Weitere Informationen:

 

Das 2001 fertig gestellte Biomasse Heizkraftwerk Pfaffenhofen produziert seit 2001 Strom, Wärme & Kälte aus naturbelassenem Holz. Die ca. 10.000kg/h eingesetzten naturbelassenen Holzhackschnitzel stammen aus nachwachsenden Rohstoffen aus der Landschaftspflege und Forstwirtschaft. Mit einer Feuerungswärmeleistung des Biomassekessel werden damit ca. 40.000 MWh Strom und ca. 70.000 MWh Wärme & Kälte aus erneuerbaren Energien produziert. Seit 2001 liefert die Biomasse Heizkraftwerk GmbH zuverlässig und wirtschaftlich Dampf, Wärme und Energie aus erneuerbaren Energien. Zu den rund 150 Abnehmern zählen unter anderem die Stadt Pfaffenhofen, der Landkreis Pfaffenhofen, die Ilmtalklinik, Hipp, die Brauerei Müllerbräu, Sankyo Pharma sowie weitere gewerbliche und private Abnehmer.

 

 

 

Zu den national und international bekanntesten Insolvenzverfahren von Dr. Michael Jaffé zählen der Medienkonzern KirchMedia, Qimonda sowie die deutschen Tochtergesellschaften der Petroplus- Gruppe, des größten unabhängigen Raffineriebetreibers in Europa, die ebenfalls in die Zuständigkeit des Amtsgerichts Ingolstadt fielen. Darüber hinaus gelang es ihm in den letzten Jahren unter anderen die Sanierung des Wohnwagen-Produzenten Knaus Tabbert, der Grob Aerospace sowie der Cinterion Wireless Modules Holding GmbH abzuschließen. Seit der Einführung des ESUG (Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen) zum 01.03.2012 werden Dr. Jaffé und die Anwälte seiner Kanzlei regelmäßig auch als Sachwalter bestellt, um die mit den neu geschaffenen weiteren Sanierungsinstrumenten im Rahmen des Insolvenzverfahrens mögliche Restrukturierung von Unternehmen zu überwachen. Die Kanzlei JAFFÉ Rechtsanwälte Insolvenzverwalter zählt mit 35 Anwälten an acht Standorten in sechs Bundesländern zu den führenden Kanzleien auf dem Gebiet der Insolvenzverwaltung, des Insolvenzrechts, des Prozessrechts sowie den damit im Zusammenhang stehenden Rechtsgebieten in Deutschland.


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