20.06.2018 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Beate Uhse neu aufgestellt

Gläubiger und Gericht nehmen Insolvenzplan für Beate Uhse AG an

Neustart als be you GmbH unter neuem Eigentümer


Nachdem mit dem heutigen Tag die letzten Einspruchsfristen gegen den Insolvenzplan der Beate Uhse AG verstrichen und die restlichen formellen Hürden beseitigt sind, ist das Unternehmen im Kern gerettet. Das Unternehmen wird als be you GmbH unter dem neuen Hauptgesellschafter, einem von Robus Capital Management verwalteten Fonds, weitergeführt und umfasst den Einzelhandel und das Online-Geschäft, die Marken "Beate Uhse" und "Adam & Eve" in Frankreich sowie die Tochter "Pabo" in Holland. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Michael Specht übernimmt die Geschäftsführung der GmbH.

Durch die Insolvenz verschiedenster Gruppengesellschaften wurde eine tiefgreifende operative Sanierung der Gruppe erst möglich. Neben der Auslagerung der Logistik und Reduktion der Fixkostenbasis wird der Hauptgesellschafter vor allem in den eCommerce Bereich investieren und dazu eine vollkommen neue IT Plattform aufbauen. "Wir haben jetzt eine gute Basis, um neu durchzustarten," kommentiert Geschäftsführer Michael Specht.


Komplexe internationale Rechtsfragen
Angesichts der komplexen Struktur des Beate Uhse Konzerns mit einer wichtigen Holding-Gesellschaft und entsprechenden Vermögenswerten in den Niederlanden bedurfte es eines komplizierten Verfahrens, um das Unternehmen zu retten. Ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt war dabei die Frage nach dem eigentlichen "Center of Main Interest" des Unternehmens und damit der örtlichen Zuständigkeit nach europäischem Insolvenzrecht.


"Diese Frage ist aktuell rechtlich umstritten, aber hier ist es erstmalig gelungen, ein Eigenverwaltungsverfahren nach deutschem Insolvenzrecht über das Vermögen einer ausländischen Gesellschaft durchzuführen. Tatsächlich bietet das deutsche Insolvenzrecht mehr Raum für die Unternehmensrettung als das Recht in anderen europäischen Ländern." erläutert Dr. Georg Bernsau, Generalbevollmächtigter von Beate Uhse und Partner der Insolvenzrechtskanzlei BBL Bernsau Brockdorff. "Die Sanierung eines international agierenden Konzerns im Rahmen eines deutschen Eigenverwaltungs- und Insolvenzplanverfahrens hat das Potenzial, europäische Rechtsgeschichte zu schreiben", betont der zweite Beate Uhse Generalbevollmächtigte von BBL Bernsau Brockdorff, Justus von Buchwaldt.


"Das Verfahren war ein Kraftakt für alle Beteiligten", kommentiert White & Case Partner Dr. Sven-Holger Undritz, der den Prozess als Sachwalter beaufsichtigte. "Vermögenswerte, die für die Fortführung des Unternehmens zwingend erforderlich sind, befanden sich in unterschiedlichsten Gruppengesellschaften in verschiedenen Jurisdiktionen. Durch eine Kombination von Insolvenzplanverfahren, asset und share deals ist es gelungen, den fortführungswürdigen Kern der Unternehmensgruppe zu erhalten. Der erfolgreiche Abschluss dieses Prozesses zeigt, dass auch komplexe Sanierungen im Rahmen eines deutschen Insolvenzverfahrens möglich sind".



Über die Beate Uhse AG: Das Unternehmen Beate Uhse wurde 1946 gegründet und ist als europaweit tätiger Erotikkonzern in sieben Ländern aktiv. Beate Uhse steht für über 70 Jahre Branchenerfahrung und Expertise in der Erotikbranche und verfügt über eine sehr hohe Markenbekanntheit. Der Fokus liegt auf dem B2C, der durch zwei zentrale Vertriebskanäle E-Commerce und stationärer Einzelhandel - abgedeckt wird und die im Rahmen der Cross-Channel-Strategie eng miteinander verzahnt sind. Seit Mai 1999 ist die Aktie der Beate Uhse (XETRA:USE.DE) an der Frankfurter Börse gelistet.


Bild: © jd

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