12.10.2023 - Kategorie "Insolvenzverfahren"
Biebelhausener Mühle strebt Restrukturierung an
Hohe Energiekosten und verändertes Einkaufsverhalten erfordern Neuaufstellung
Die Geschäftsführung der Biebelhausener Mühle GmbH &
Co. KG, mit rund 550 Mitarbeitern eines der größten und ältesten Unternehmen in der
Region Trier, nutzt die Möglichkeiten eines formellen Restrukturierungsverfahrens, um auf
erhebliche Herausforderungen zu reagieren, mit denen die Hersteller handwerklich erzeugter
Backwaren seit Jahren konfrontiert sind.
Eine dieser Herausforderungen liegt in einem sich stetig verändernden Kundenverhalten. So
verlagert sich der Verkauf von Backwaren bereits seit Jahren von der klassischen
Bäckereifiliale über die so genannte Vorkassenzone großer Einzelhändler hin zu SBBackstationen, die unmittelbar vom Einzelhändler betrieben werden. Die aktuell hohe
Inflation verstärkt bzw. beschleunigt diesen Trend, da sich viele Verbraucher zu einem
günstigeren Einkaufsverhalten gezwungen sehen.
Die Einkaufsmacht des filialisierenden Lebensmitteleinzelhandels und der damit
einhergehenden Druck auf die Verkaufspreise werden durch erhebliche Kostensteigerungen
weiter verstärkt. So sehen sich nicht nur Handwerksbäcker beim Rohstoffeinkauf sondern
insbesondere auch bei Energie- und Personalkosten von teils erheblich steigenden Preisen
konfrontiert. Hinzu kommt, dass es immer schwerer fällt, qualifiziertes Personal für die
Besetzung der eigenen Verkaufsfilialen zu gewinnen, wobei die Filialbetreiber in der Regel
nicht mit der Einschränkung von Öffnungszeiten reagieren können.
Wie auch viele andere Bäckereien konnte auch die Biebelhausener Mühle diesem Druck
nicht mehr standhalten, so dass nun mit Hilfe des Insolvenzrechts eine Aufspaltung des
operativen Geschäfts in die beiden Leistungsbereiche Filialgeschäft und Tiefkühlproduktion
für gewerbliche Kunden angestrebt wird. Dabei bieten sowohl das regionale Filialnetz mit
rd. 60 Standorten in Rheinland-Pfalz und dem Saarland als auch die leistungsfähige
Tiefkühlproduktion am Standort Ayl-Biebelhausen attraktive Potenziale für qualifizierte
Investoren.
„Die Entscheidung, die wir zu treffen hatten, ist uns sehr schwergefallen“, erläutert Michael
Wacht, geschäftsführender Gesellschafter der Biebelhausener Mühle. Allerdings sei die
wirtschaftliche Situation unternehmerisch nicht mehr zu vertreten gewesen. „Wir arbeiten
hart daran, dass wir die Arbeitsplätze möglichst vieler unserer qualifizierten Mitarbeiter
erhalten können“, führt Michael Wacht weiter aus. „Dafür haben wir bereits in den letzten
Monaten viele Gespräche mit Marktbegleitern und potenziellen Investoren geführt.“ Diese
Gespräche sollen nun in den nächsten Wochen und Monaten mit Hilfe des gerichtlich
bestellten Insolvenzverwalters fortgesetzt werden.
Handwerklich geprägte Bäckereien seit Jahren unter hohem Druck
Nicht nur deutlich gestiegene Energie- und Rohstoffpreise stellen handwerklich geprägte,
filialisierende Bäckereien vor existenzielle Herausforderungen. So wirkt auch die seit Jahren
anhaltende Verlagerung des Verkaufs von Backwaren von der selbständigen Bäckereifiliale
über die so genannte ‚Vorkassenzone‘ großer (Lebensmittel-) Einzelhändler hin zu
Selbstbedienungsstationen in Regie des Einzelhandels negativ auf Umsätze und Erträge,
wobei die aktuelle Inflation viele Verbraucher zu preisgünstigem Einkaufsverhalten bewegt.
Hinzu kommt der allgemeine Personalmangel mit einhergehend steigenden Personalkosten,
der den Betrieb von eigenständigen Filialen zunehmend unrentabel macht.
Dies führt dazu, dass in den letzten Jahren eine Vielzahl Bäckereien Insolvenz anmelden
mussten, darunter HOFMEISTER (2019, 123 Filialen), HEIMATBÄCKER (2019, 400
Filialen), DAT BACKHUS (2020, 115 Filialen), GOLDJUNGE (2022, 26 Filialen), ACHIMER
STADTBÄCKEREI (2019 und 2023, 60 Filialen), MOLL (2023, 19 Filialen) sowie in der
Region u. a. THILMANN (2022, 20 Filialen) und zuletzt auch die Traditionsbäckerei HEIL in
Saarbrücken.
Wollen Sie umgehend informiert werden, wenn es Neuigkeiten zu diesem Verfahren gibt?
Testen Sie kostenfrei und unverbindlich 3 Tage lang diese Funktionalität - zum Beispiel über unser "Risk-Paket" - und wir benachrichtigen Sie, sobald zum Verfahren neue Nachrichten oder neue Beschlüsse vorliegen.
Jetzt zur Paketauswahl