Danko Insolvenzverwaltung: Automobilzulieferer Finoba gerettet
Der insolvente Automobilzulieferer „Finoba Automotive GmbH“ mit Sitz in Baunatal und Kassel hat wieder eine Zukunft
Nach knapp einem Jahr Fortführung unter schwierigen Rahmenbedingungen hat Insolvenzverwalter Franz-Ludwig Danko den Geschäftsbetrieb an einen Investor verkauft. Alle rund 380 Arbeitsplätze bleiben erhalten.
„Die Übernahme sichert Finoba wieder eine langfristige Perspektive unter dem Dach eines Investors, der hervorragend zum Unternehmen passt“, betonte Danko. „Inmitten der Corona-Pandemie ist das ein außerordentlicher Erfolg. Besonders freut mich, dass sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Investor übernommen werden.“ Die Verträge wurden heute in Baunatal unterzeichnet. Der Übergang des Geschäftsbetriebs soll bereits Anfang Mai erfolgen.
Bei dem Investor handelt es sich um die neu gegründete „Hanomag Aluminium Solutions GmbH“, hinter der die Hanomag Lohnhärterei Gruppe mit Hauptsitz in Hannover steht. Das inhabergeführte Unternehmen gehört seit über 30 Jahren zu den führenden Lohnhärtereien in Deutschland. Hanomag ist spezialisiert auf die Wärmebehandlung von Stahl- und Aluminium-Bauteilen für die Automobilindustrie, Maschinen- und Anlagenbau sowie die Windenergiebranche. Mit der Übernahme des Aluminium-Spezialisten Finoba kann die Gruppe künftig sämtliche Produktionsschritte von Aluminium-Bauteilen aus einer Hand anbieten – vom Rohteil bis zum einbaufähigen Fertigteil.
Der heutigen Vertragsunterzeichnung war eine fast einjährige Fortführung vorausgegangen. Danko hatte gemeinsam mit seinem Team den Geschäftsbetrieb stabilisiert und mit den Kunden Fortführungsvereinbarungen ausgehandelt. Alle wichtigen Kunden konnten während des Verfahrens gehalten werden und hatten weiter Aufträge an Finoba vergeben. Parallel dazu hatte der Insolvenzverwalter operative Verbesserungsmaßnahmen umgesetzt und eine offensive Investorensuche vorangetrieben.
Erschwert wurde die Fortführung durch die angespannte Marktsituation in der Automobilzulieferer-Branche sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Im Zulieferermarkt findet gerade – beschleunigt durch Corona – ein knallharter Verdrängungswettbewerb statt, den nur die Leistungsfähigsten überleben werden“, betonte Danko. „Deshalb war es entscheidend, dass wir unter allen Umständen lieferfähig bleiben und unsere Verpflichtungen gegenüber den Kunden zu 100 Prozent erfüllen.“
Nachdem dies zunächst knapp neun Monate lang gelungen war, stand die Sanierung im Februar auf der Kippe: Wegen hoher Schneelasten war das Dach der Produktionshalle am Standort Kassel einsturzgefährdet. Die Halle musste geräumt und die Fertigung dort unterbrochen werden. Finoba verlagerte daraufhin kurzfristig Fertigungsprozesse nach Baunatal und fuhr dort die Kapazitäten hoch. In Sonderschichten und mit großem Einsatz der Beschäftigten konnten die negativen Folgen für die Kunden minimiert und ein drohender Bandabriss dort verhindert werden.
Der Insolvenzverwalter dankte allen Beteiligten für die Unterstützung bei der Fortführung und Sanierung: „Hier haben wirklich alle Beteiligten an einem Strang gezogen, angefangen bei den Kunden und Partnern, die uns weiter die Stange gehalten haben, über die Gläubiger, die unseren Kurs mitgetragen haben, bis zum Bauamt der Stadt Kassel, das uns während der Betriebsunterbrechung im Februar sehr schnell und effektiv unterstützt hat.“
Besonders hob Danko auch den Beitrag der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hervor. „Die Belegschaft hat sich nicht nur mit großem Engagement eingebracht, sondern vor allem auch unser Corona-Hygienekonzept sehr diszipliniert umgesetzt“, so der Insolvenzverwalter. So konnte ein Corona-Ausbruch im Betrieb wirksam verhindert werden. „Wichtig war auch, dass der Betriebsrat und die IG Metall mit großer Flexibilität auf die Herausforderungen durch Corona und diverse unvorhergesehene Ereignisse reagiert haben. Umso mehr freut mich, dass wir auf betriebsbedingte Kündigungen fast vollständig verzichten konnten.“
Die Finoba Automotive GmbH hatte Mitte Mai 2020 Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das Unternehmen hatte zuvor erhebliche Umsatzrückgänge hinnehmen müssen, die sich durch die Corona-Krise weiter verschärft hatten. Die Finoba Automotive GmbH ist auf die Bearbeitung von Aluminium-Leichtbauteilen für die Fahrzeugindustrie spezialisiert. Das Unternehmen fertigt an zwei Standorten in Baunatal und Kassel Struktur- und Motorbauteile aus Aluminium. Daneben ist das Unternehmen auch als Lohnbearbeiter von Guss- und Pressteilen für andere Hersteller tätig. Der Jahresumsatz betrug zuletzt rund 60 Mio. Euro.
Beteiligte Personen:
Insolvenzverwalter: Dr. Franz-Ludwig Danko (Danko Insolvenzverwaltung)
M&A: Jan-Gerrit Kehbel, Matthias Grau (KPMG Law)
Über Danko Insolvenzverwaltung
Die Kanzlei „Danko Insolvenzverwaltung“ steht für über zwanzigjährige Erfahrung auf den Gebieten Unternehmenssanierung, Insolvenz und im Arbeitsrecht. Mit ihrem interdisziplinären Team aus Insolvenz-, Arbeits- und Steuerrechtlern sowie Betriebswirten und Sachbearbeitern hat sich die Kanzlei auf größere Insolvenzverfahren und umfangreichere Mandate spezialisiert. Zu den namhaften Referenz-Verfahren von Kanzlei-Gründer Dr. Franz-Ludwig Danko zählen u.a. der Seifenhersteller Kappus Gruppe, die Automobilzulieferer Druckguss Heidenau, Spezialguss Wetzlar und ttb Gruppe, der Flugzeugausstatter Anolis Interiors, das Klinik und Rehabilitationszentrum Lippoldsberg und die Prof. Dr. Keck Akut- und Reha-Klinik. Die Kanzlei verfügt über Standorte in Frankfurt am Main, Dresden und Kassel.
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