29.04.2013 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Nach Insolvenzantrag: VISEON will Betrieb fortführen – Investorengespräche beginnen

Plisting: VISEON Bus ist insolvent

Die VISEON Bus GmbH hat am Freitag, 26. April 2013, Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Grund ist das Ausbleiben zugesagter Finanzierungsmittel.


Der Betrieb soll jedoch fortgeführt werden. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht Landshut auf einstimmigen Vorschlag des Gläubigerausschusses den Sanierungsexperten Dr. Michael Jaffé von der Kanzlei JAFFÉ Rechtsanwälte Insolvenzverwalter.


Erst im März hatte VISEON eine Kapitalzufuhr in Form von Gesellschafterdarlehen angekündigt. Diese war notwendig geworden, um das starke Wachstum des Unternehmens und die damit verbundene Vorfinanzierung der für die Produktion notwendigen Personal- und Materialkosten sicherzustellen. Die Auszahlung verzögerte sich jedoch unerwartet aufgrund eines langwierigen Genehmigungsprozesses seitens der Mehrheitsgesellschafterin.


„Wir mussten bereits in den vergangenen Wochen die Produktion drosseln, weil uns die Mittel für Materialeinkäufe fehlten. Weil nun die Lohn- und Gehaltszahlungen anstehen, haben wir im Interesse der Mitarbeiter wie des Unternehmens und seiner Gläubiger Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Unser Ziel ist, dieSanierungschancen, die uns ein Insolvenzverfahren bietet, optimal zu nutzen und den Betrieb fortzuführen“, erklärte Joachim Reinmuth, Mitgesellschafter und Vorsitzender der VISEONGeschäftsführung.


„Wir sind mit Hochdruck dabei, die Ursachen für die Insolvenz zu analysieren und wieder ausreichend Liquidität zu schaffen, um die weitere Bearbeitung von Aufträgen sicherstellen zu können. Dazu sind wir im Gespräch mit Banken und Kunden. Auch Gespräche mit potenziellen Investoren stehen in den nächsten Tagen schon im Fokus unserer Arbeit“, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Michael Jaffé in einer ersten Einschätzung. Er ist bereits seit Freitag mit einem Sanierungsteam vor Ort, um die Weichen für die weitere Betriebsfortführung zu stellen.


Für die rund 300 Arbeitnehmer (inklusive Auszubildende und Geringfügig Beschäftigte) am Standort Pilsting ändert sich mit dem Insolvenzantrag vorerst nichts, sie werden wie bisher weiter beschäftigt. Der vorläufige Insolvenzverwalter hat bereits die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die Mitarbeiter in die Wege geleitet, damit sie so schnell wie möglich die ihnen zustehenden Zahlungen erhalten. „Das ist für uns ein wichtiges Signal, ebenso wie die Bestellung des vorläufigen Insolvenzverwalters, der ja bei Knaus-Tabbert sehr gute Arbeit geleistet hat. Trotz der auch für die Kollegen und mich neuen Situation sind wir daher ganz zuversichtlich. Wir machen gute Arbeit und haben VISEON dadurch in den letzten Jahren erfolgreich gemacht. Das wollen wir auch in Zukunft tun“, erklärte der Betriebsratsvorsitzende August Hain.


Die VISEON Bus GmbH entwickelt und produziert am Standort Pilsting Reisebusse, Doppeldecker, Linienbusse mit elektrischem Antrieb sowie Flughafenbusse. Dank dieser Mischung aus sehr unterschiedlichen Nischenfahrzeugen konnte VISEON die aktuell schwache Marktentwicklung im Segment der Reisebusse mit einer guten Auftragslage im Bereich Niederflurdoppeldecker sowie bei Flughafenbussen für den internationalen Bedarf ausgleichen.


Die durch den ehemaligen NEOPLAN-Chef Joachim Reinmuth neugegründete VISEON hatte im Frühjahr 2009 das Werk in Pilsting mit mehr als 200 Mitarbeitern übernommen. Wenig später war Ernö Bartha als Mitgesellschafter und Geschäftsführer zu VISEON gestoßen. Seither hat der Bushersteller ein rasantes Wachstum erlebt: In den Jahren 2010 und 2011 war der Umsatz jeweils um rund 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr, im Jahr 2012 noch um 20 Prozent auf rund 34 Millionen Euro gestiegen. Im Sommer 2012 war die chinesische Youngman-Gruppe als Mehrheitsgesellschafterin bei VISEON eingestiegen.


Seit 2009 hat VISEON mehrere Millionen Euro in neue Produktionsanlagen sowie in die Entwicklung neuer Fahrzeuge investiert. So stellte das Unternehmen innerhalb von drei Jahren nicht nur eine komplette, neue Reisbusbaureihe mit vier verschiedenen Modellen vor, sondern auch einen Niederflurdoppeldecker, der wegen seiner gelungenen Konstruktion, seiner Qualität und seiner Alleinstellung am Markt sehr gute Verkaufserfolge erzielt. Auch die Flughafenbusse, die VISEON unter der Marke NEOPLAN fertigt und weltweit vertreibt, wurden technisch weiterentwickelt. Auf der IAA Nutzfahrzeuge 2012 hatte VISEON eine Studie eines vollelektrisch angetriebenen Linienbusses mit innovativer Ladetechnik vorgestellt. 


Gestützt auf den Erfolg der neuen Produkte ist Geschäftsführer Ernö Bartha trotz des Insolvenzantrags zuversichtlich: „Dank unserer hervorragenden Entwicklungskompetenz, der sehr aktuellen Modellpalette und des guten Auftragsbestands sehen wir gute Chancen für eine Sanierung und damit für einen Fortbestand von VISEON am Standort Pilsting.“



Weitere Informationen:

Die Kanzlei JAFFÉ Rechtsanwälte Insolvenzverwalter ist auf komplexe Insolvenzverfahren mit Konzernstrukturen von überregionaler Bedeutung und insbesondere Hochtechnologieunternehmen spezialisiert. Sie zählt heute mit über 30 Anwälten an sieben Standorten zu den führenden Kanzleien auf dem Gebiet der Insolvenzverwaltung, des Insolvenzrechts, des Prozessrechts sowie den damit im Zusammenhang stehenden Rechtsgebieten in Deutschland. Zu den national und international bekanntesten Insolvenzverfahren von Dr. Michael Jaffé zählen neben Knaus-Tabbert, der ehemalige Speicherchip-Hersteller Qimonda, der europäische Medienkonzern KirchMedia sowie die deutschen Tochtergesellschaften der Petroplus-Gruppe, des größten unabhängigen Raffineriebetreibers in Europa. 



Bild: © gradient

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