Sanitär- und Heizungsgroßhandel: Ludwig Theodor Meyer soll saniert werden
Die Ludwig Theodor Meyer & Co. Gesellschaft mit beschränkter Haftung, sei 1878 Großhändler für Sanitär- und Heizungsartikel mit Standorten in München, Weilheim, Landsberg am Lech und Erding steckt in finanziellen Schwierigkeiten.
Wie nunmehr bekannt wurde, stellten die beiden Geschäftsführer Peter und Carina Coy Ende letzten Jahres wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenzantrag beim Amtsgericht München. „Diese Entscheidung erfolgte nach reiflicher Überlegung und sie ist uns nicht leicht gefallen“ betont Geschäftsführerin Carina Coy.
Das Insolvenzgericht hat den Münchner Rechtsanwalt Rolf G. Pohlmann zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt,der schon zahlreiche Insolvenzen im Handel betreut hat. Unter seiner Aufsicht wird der Betrieb nun fortgeführt. Das Unternehmen soll wieder auf Sanierungskurs gebracht werden. Hierfür sieht Pohlmann gute Chancen.
„Im Sanitär- und Heizungsgroßhandel herrscht seit Jahren ein harter Verdrängungswettbewerb“, sagt Pohlmann. Mittelständische Großhändler, die oft über eine mehr als 100-jährige erfolgreiche Firmengeschichte zurückblicken, würden zunehmend von den Großen der Branche verdrängt, die unter Ausnutzung von Synergien vielfach günstiger wirtschaften könnten. „Wer nicht rechtzeitig Marktnischen besetzt und es versäumt, seine Kundschaft durch spezielle Anreize zu binden, gerät leicht in eine Abwärtsspirale, die mit einem Investitionsstau beginnt und die dann schnell in die Insolvenz führt“, so der Insolvenzverwalter. Dass Ludwig Theodor Meyer heute trotzdem noch immer einen großen und treuen Kundenstamm hat und sich lange im umkämpften Markt in Oberbayern behaupten konnte, liegt nach der Einschätzung des Sanierungsprofis vor allem an der starken Vertriebsmannschaft, einem engagierten Team und der guten Lagerlogistik.
Sanierungsvorhaben
Um dieser Situation zu begegnen, hatten die Geschäftsführer früh reagiert und bereits vor geraumer Zeit Kosteneinsparungsmaßnahmen eingeleitet. Allerdings genügte das nicht, um eine hinreichende Entlastung zu erreichen. Denn die Kosteneinsparungen führten zu geringeren Investitionen und so schrumpften auch die Umsätze. Schließlich gingen die Kalkulationen nicht mehr auf. „Was in dieser Situation nötig ist“, so Insolvenzverwalter Pohlmann, sei „neben insolvenzrechtlichen Sanierungsinstrumenten frisches Kapital, um den Betrieb für seine Kunden wieder attraktiv zu machen“. Es müssten aber auch Einsparpotentiale gesucht werden und jeder Standort jeder innerbetriebliche Prozess müsse auf den Prüfstand. „Erfreulich“, so Pohlmann, sei es, dass Ludwig Theodor Meyer frühzeitig Insolvenzantrag gestellt habe, als noch keine Gehälter rückständig waren, Kredite gekündigt waren oder gar Vollstreckungen liefen. So bleibe nun hinreichend Zeit, um alle Sanierungsmöglichkeiten auszuloten.
In Betracht komme sowohl eine Eigensanierung mit, wie auch eine übertragende Sanierung an einen Investor. In diesem Zusammenhang erwägt Pohlmann auch die kurzfristige Gründung einer Auffanggesellschaft, um rasch wieder mit einem „insolvenzfreien“ Großhandel am Markt agieren zu können. Bei der Suche nach einem Investor wird Ludwig Theodor Meyer von einem Unternehmensvermittler unterstützt, für dessen Beauftragung sich auch der vorläufige Gläubigerausschuss aufgrund der als gut beurteilten Sanierungsaussichten explizit ausgesprochen hatte.
Geschäftsbetrieb geht weiter
Der Betrieb von Ludwig Theodor Meyer geht nach einem gemeinsamen Entschluss der Geschäftsführung, vorläufigem Insolvenzverwalter und Gläubigerausschuss bis auf weiteres vollumfänglich und mit der vorhandenen Mannschaft weiter. „Unsere Kunden können weiterhin auf uns und unsere gewohnt ausgezeichnete Leistungsfähigkeit zählen“, bekräftigt die Geschäftsführerin Coy. Nach der üblichen Weihnachtspause, die u.a. zur Inventur, zur Einleitung des Investorenprozesses und zur Absprache mit Lieferanten genutzt worden sei, eröffnen die Betriebe wieder zum 07.01.2014.
Die Bundesagentur für Arbeit habe zudem die Vorfinanzierung des Insolvenzgelds bereits bis Ende Februar zugestimmt, so dass die Löhne und Gehälter der rund 60 Beschäftigten gesichert seien.
„Anlässlich der Betriebsversammlungen im Dezember konnte ich mich davon überzeugen, dass die gesamte Belegschaft geschlossen hinter der Geschäftsführung und dem Betrieb steht“, sagt Pohlmann. „Die Mitarbeiter haben die Nachricht von der Insolvenz natürlich mit großer Betroffenheit aufgenommen. Es hat mich zugleich sehr gefreut, dass uns alle die Treue halten wollen“, ergänzt Coy.
Erfreulich sei zudem, dass auch mit den Lieferanten und dem Einkaufsverband, dem Ludwig Theodor Meyer angehört und der dahinter stehenden zentralregulierenden VR-Diskontbank GmbH schon sehr konstruktive Gespräche geführt werden konnten. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir weiter in vollem Umfang von allen unseren Lieferanten beliefert werden“, sagt Pohlmann. „Mit den meisten Lieferanten arbeiten wir schon seit Jahrzehnten zusammen“, so Coy, „die wollen uns weiter unterstützen, ebenso wie unsere Kunden“.
Pohlmann Hofmann Insolvenzverwalter sind mit aktuell zwölf Berufsträgern eine der führenden Insolvenzverwalterkanzleien in Bayern. Ihre Partner Rolf G. Pohlmann, Dr. Matthias Hofmann und Dr. Björn Hellfeld sind ausschließlich als Insolvenzverwalter und Insolvenzgutachter sowie bei angeordneter Eigenverwaltung nach dem ESUG als Sachwalter tätig. Schwerpunkte bilden Restrukturierungs- und Sanierungsmaßnahmen in Insolvenzverfahren bei Unternehmen mit laufendem Geschäftsbetrieb, die Abwicklung von Insolvenzverfahren mit komplexen Rechtsproblemen sowie Kriminal- und Konfliktinsolvenzen.
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