27.11.2014 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Wellemöbel setzt Sanierungsweg durch Eigenverwaltung fort

Insolvenz bei Wellemöbel betrifft 930 Mitarbeiter

Wellemöbel will seine bisherigen Sanierungsaktivitäten beschleunigen und hat dazu beim Amtsgericht Paderborn für die Gesellschaften Wellemöbel GmbH, Howelpa Logistik GmbH und MF Bad Lippspringe GmbH einen Antrag auf Einleitung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens gestellt.


Das Amtsgericht hat den Anträgen stattgegeben und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Der Fachanwalt für Insolvenzrecht Stefan Meyer aus Lübbecke wurde zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Wellemöbel wird in dem Verfahren von der Wirtschaftskanzlei Buchalik Brömmekamp aus Düsseldorf beraten, die in der Region unter anderem die Eisengießerei Karlshütte (Bünde), Blanke Textech (Bielefeld) und F. &. K. Trailer Service (Rheda-Wiedenbrück) erfolgreich durch ein Eigenverwaltungsverfahren begleitet haben.

Mit der Eigenverwaltung nutzt Wellemöbel die seit dem 1. März 2012 geltenden Möglichkeiten einer Sanierung unter Insolvenzschutz. Es handelt sich dabei nicht um eine Insolvenz im klassischen Sinn sondern um ein Sanierungsverfahren mit dem obersten Ziel der Unternehmensfortführung, deshalb wird Wellemöbel weiterhin von der bisherigen Geschäftsleitung um Volker Meurer, Waldemar Bauer und Anna Sommermeyer-Rickert geleitet. Zusätzlich führt der Restrukturierungsexperte Dr. Jasper Stahlschmidt von der Kanzlei Buchalik Brömmekamp als Mitgeschäftsführer die Wellemöbel durch das Verfahren.

Derzeit leidet die gesamte Möbelbranche unter einem deutlichen Umsatzrückgang, da neue Möbel beim Verbraucher nicht mehr im Fokus stehen. Weiterhin muss die deutsche Möbelindustrie immer mehr Wettbewerbsanteile an polnische Lieferanten abgeben. Diese greifen aufgrund niedriger Herstellungspreise den deutschen Markt an, da sie von Lohnkostenvorteilen und Steuerentlastungen in Polen profitieren. Darüber hinaus subventioniert die EU im Nachbarland Investitionen in Immobilien und Maschinen mit über 70 Prozent.

„Deshalb werden wir den eingeschlagenen Weg der Restrukturierung forcieren. Wir sind gezwungen, die Kosten an die gesunkenen Umsätze anzupassen, um wieder wettbewerbsfähig am Markt agieren zu können“, erklärt Geschäftsführer Volker Meurer. Mit der Anpassung will sich das Unternehmen zudem stärker an den individuellen Kundenwünschen ausrichten. „Der Trend in der Produktion geht weg von der reinen Massenfertigung hin zur individuellen Einzelfertigung nach Kundenbestellung. Zur effizienten Fertigung benötigen wir eine sehr flexible Produktion und eine höhere Automatisierung in den Unternehmensprozessen“, beschreibt Meurer die Neuausrichtung.

In den nächsten Wochen wird das Unternehmen zusammen mit dem Beratungsunternehmen Buchalik Brömmekamp einen Sanierungsplan erarbeiten, in dem die Entschuldung und nachhaltige Fortführung des Unternehmens aufgezeigt wird. Dem Plan müssen die Gläubiger zustimmen. Der Geschäftsbetrieb des Unternehmens wird während des Eigenverwaltungsverfahrens vollumfänglich fortgeführt. Die Produktion und Lieferfähigkeit sind umfassend gesichert. „Die Eigenverwaltung ist der richtige Weg für das Unternehmen, um die Sanierung im Interesse aller Beteiligten schnell und erfolgreich umzusetzen. Wir gehen davon aus, dass das Verfahren bis Mitte nächsten Jahres abgeschlossen ist“, erklärt Sanierungsexperte Dr. Jasper Stahlschmidt. Die Gesellschafter, die bisher die Restrukturierungsmaßnahmen engagiert und mit erheblichen finanziellen Mitteln begleitet haben, haben zugesichert, dass sie den Weg der Restrukturierung fortsetzen werden, um so die nachhaltige Sanierung der Gruppe sicher zu stellen.

Wellemöbel stellt Schlaf-, Büro-, Jugend- und Babyzimmermöbel her und zählt zu den Marktführern in Deutschland. Die Unternehmensgruppe produziert an den drei Standorten Bad Lippspringe, Detmold und Alsfeld und beschäftigt rund 930 Mitarbeiter. Das Logistikunternehmen Howelpa, das den Möbelfachhandel beliefert, hat seinen Sitz in Paderborn. Die Mitarbeiter sind in einer Betriebsversammlung über den Antrag informiert worden. Die Löhne und Gehälter sind für die nächsten drei Monate über das Insolvenzgeld abgesichert. „Sowohl die Lieferanten als auch die Kunden haben ihre Bereitschaft zu einer weiteren Zusammenarbeit signalisiert. Aus den Betriebsversammlungen wurde mir von einer hohen Mitarbeitermotivation berichtet“, zeigt sich auch Sachwalter Stefan Meyer zuversichtlich für eine Unternehmensfortführung. Der Rechtsanwalt hatte sich nach der Antragsstellung des Unternehmens vor Ort einen ersten Überblick verschafft.


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