Krise in der Pflegebranche setzt sich fort:
Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens für wesentliche Teile der Villa Vitalia Gruppe gestellt
Die Villa Vitalia Gruppe hat beim zuständigen Amtsgericht in Schwerin Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens für die wesentlichen operativen Gesellschaften der Gruppe gestellt. Das Gericht hat daraufhin den Sanierungsexperten Dr. Malte Köster, Partner der Kanzlei WILLMERKÖSTER, zum vorläufigen Insolvenzverwalter der jeweiligen Gesellschaften bestellt. WILLMERKÖSTER zählt zu den leistungsstärksten Insolvenzkanzleien in Deutschland und verfügt über weitreichende Sanierungserfahrung im Pflegesektor. Zuletzt war Dr. Köster u.a. in den Insolvenz- und Sanierungsverfahren bei der Hansa Gruppe und bei Convivo tätig.
Zusammen mit seinem Team um Kanzleipartner Marc Kampfenkel hat der vorläufige Verwalter die Arbeit im Unternehmen bereits aufgenommen und ist dabei, sich vor Ort ein Bild der wirtschaftlichen Situation der Gruppe und der einzelnen Tochterunternehmen zu verschaffen.
Parallel liegt der Fokus in der ersten Phase des vorläufigen Verfahrens darauf, die Pflege und Versorgung in den fünf stationären Einrichtungen der Gruppe sowie im zugehörigen ambulanten Pflegedienst „Cairful“ mit neun Standorten in Deutschland sicherzustellen. Aktuelllaufen Pflege und Versorgung weiter. Die Gehälter der Beschäftigten sind bis einschließlich Februar 2024 über das Insolvenzgeld abgesichert.
Die inhabergeführte Unternehmensgruppe Villa Vitalia ist seit über 20 Jahren im Pflegemarkt mit Seniorenimmobilien und Projektentwicklung für Pflegeimmobilien sowie in der stationären und ambulanten Pflege tätig. Zur Gruppe zählen u.a. insgesamt fünf stationäre Pflegeeinrichtungen in Kirchgellersen bei Lüneburg, Seevetal/Maschen, Boizenburg, Brunsbüttel und Weißenstadt mit insgesamt rund 250 Beschäftigten sowie mehrere in der Cairful Groupzusammengefasste Gesellschaften im Bereich der ambulanten Pflege in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit rund 200 Beschäftigten. Insgesamt wurden für 18 Gesellschaften der Unternehmensgruppe Insolvenzanträge gestellt.
Neben dem stationären und ambulanten Pflegebereich betreffen diese Insolvenzanträge auch die FIDUS Hausverwaltung, die Villa Vitalia Consulting sowie dieAKM Planungs-, Bau- und Projektentwicklungsgesellschaft. Die weiteren Aktivitäten derGruppe im Bereich Pflegeimmobilien sind von den Insolvenzanträgen aktuell nicht betroffen.
Dr. Wolfgang Röhr, Gründer und Vorstand der Villa Vitalia AG: „Wir haben uns langegegen die Branchenkrise gestemmt. Letztlich mussten wir erkennen, dass es nicht reicht. Der Schritt, die Restrukturierung der Gruppe unter dem Schutz des Insolvenzrechts fortzu[1]setzen, ist uns schwergefallen. Aber die Zahlen sprechen nun einmal eine eindeutigeSprache. Gemeinsam mit den Sanierungsexperten an unserer Seite werden wir jetzt alles dafür tun, neue Zukunftsperspektiven zu erarbeiten.“
Dr. Malte Köster, als vorläufiger Insolvenzverwalter: „Die Branchenkrise in der Pflege setzt sich fort. Gemeinsam mit der Geschäftsleitung arbeiten wir mit Hochdruck daran, die pflegerische Versorgung der Seniorinnen und Senioren in den stationären Einrichtungen und im ambulanten Pflegebereich dauerhaft sicherzustellen. Das ist jetzt das Wichtigste. Gleichzeitig sind wir dabei, uns ein Bild der wirtschaftlichen Situation der Gruppe zu verschaffen.
Wir wissen aus der Erfahrung, dass es gerade in den ersten Tagen eines Insolvenzverfahrens viele Fragen und auch Sorgen gibt. Wir nehmen dies sehr ernst und bitten gleichzeitig um etwas Geduld. Sorgfalt geht vor Schnelligkeit. Wenn wir Transparenz geschaffen habenund offene Fragen beantworten können, werden wir zeitnah und laufend informieren. Wir werden nichts überstürzen und suchen das Gespräch mit allen Beteiligten und der zuständigen Heimaufsicht, um so schnell wie möglich klare Perspektiven für die Seniorinnen und Senioren in den Einrichtungen und ihre Angehörigen sowie für die Menschen, die auf die Pflegedienste der Gruppe angewiesen sind, zu schaffen.“
Eine wesentliche Ursache der finanziellen Schieflage bei der Villa Vitalia Gruppe ist die aktuelle Strukturkrise im Pflegesektor. Diese ist gekennzeichnet durch Fachkräftemangel und zu niedrige Belegungszahlen und hat in der Branche in den zurückliegenden Monaten bundesweit zu einer zunehmenden Zahl von Insolvenzen geführt. Dabei wirkten sich weitere Belastungen, wie stark zuletzt gestiegene Energie- und Sachkosten oder allgemeine Preissteigerungen, verschärfend aus. Viele Unternehmen und Einrichtungen im Pflegebereich konnten dies nicht länger kompensieren.
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