06.02.2013 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

KWH Automobiltechnik strebt Sanierung in Eigenverwaltung an

KWH Automobiltechnik insolvent

Der Gaggenauer Automobilzulieferer KWH hat gestern, 5. Februar, beim Amtsgericht Baden-Baden Insolvenzantrag gestellt und strebt eine Sanierung in Eigenverwaltung an.


Die Eigenverwaltung ist ein neues Instrument der Insolvenzordnung, bei welchem die Unternehmensführung uneingeschränkt agieren kann. Damit wird das Verfahren für alle Beteiligten berechenbarer. Die kommenden Wochen nutzt das Unternehmen, um einen Sanierungsplan zu erarbeiten und mit den Gläubigern abzustimmen. KWH wird dabei von einem Team von Sanierungsexperten von der Kanzlei Schultze & Braun unterstützt. Detlef Specovius, der verantwortliche Partner von Schultze & Braun, ist Spezialist für Eigenverwaltungen. Er verantwortete in operativer Funktion unter anderem die Sanierung des Automobilzulieferers SaarGummi, der Textilhandelskette SinnLeffers und des Internationalen Clubs e.V. Baden-Baden.

 

Zum vorläufigen Sachwalter bestellte das Gericht Rechtsanwalt Tobias Hoefer von der bundesweit tätigen Kanzlei Hoefer | Schmidt-Thieme. Der vorläufige Gläubigerausschuss hatte sich einstimmig für den Fachanwalt für Insolvenzrecht ausgesprochen. Mit ihrer Entscheidung für Hoefer – der bereits die Automobilzulieferer AKsys und Robert Sihn erfolgreich saniert hat – zeigen die Gläubiger, dass sie an das Geschäftsmodell und die Zukunft von KWH glauben und an der Sanierung des Unternehmens in Eigenverwaltung mitarbeiten wollen.

 

Die schwere Wirtschaftskrise des Jahres 2009 traf KWH besonders hart. Der Umsatz ging um die Hälfte zurück. „Diesen Einbruch konnte KWH bis heute nicht ausgleichen“, erklärt Geschäftsführer Rolf-Peter Baule. Er verweist auf die schwierige Marktsituation in der Nutzfahrzeug-Branche, die zu hohem Wettbewerbsdruck und einen Rückgang der Margen geführt hat. „Deshalb konnten wir bei unseren Produkten keine ausreichende Kostendeckung mehr erreichen“, sagt Baule.

 

„Die Insolvenz ist nicht das Ende von KWH“, versichert Baule. „Ganz im Gegenteil: Unser Ziel ist es, das Unternehmen und so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten. Mit dem geordneten Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung haben wir gute Chancen, KWH zu sanieren und wieder auf eine dauerhaft tragfähige finanzielle Basis zu stellen.“

 

Auch nach dem Insolvenzantrag wird der Geschäftsbetrieb bei KWH uneingeschränkt fortgeführt. Die rund 350 Mitarbeiter des Werkes in Gaggenau wurden am Dienstag in einer Betriebsversammlung über den Insolvenzantrag informiert. Ihre Gehälter sollen für die kommenden drei Monate über das Insolvenzgeld abgesichert werden.

 

In die Vorbereitung des Insolvenzantrags waren auch die Arbeitnehmervertreter und die Gewerkschaft IG Metall eng eingebunden. „Durch die konstruktive Zusammenarbeit im Vorfeld sehen wir eine gute Zukunftschance für den Standort, auch unter den gegebenen Rahmenbedingungen“, erklärte Roman Zitzelsberger, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Gaggenau.

 

Weitere Informationen über KWH:

Die KWH Automobiltechnik GmbH stellt Präzisionsteile für die Automobilindustrie her und ist in vier Geschäftsfeldern aktiv: Entwicklung & Werkzeugbau, Prototypenbau, PKW-Komponenten und Komponenten für Nutzfahrzeuge. Zu den Kunden von KWH zählen Automobilhersteller und -zulieferer. Neben dem Stammsitz im baden-württembergischen Gaggenau betreibt KWH eine Metallwarenfabrik im thüringischen Sömmerda. Insgesamt sind für KWH rund 450 Mitarbeiter tätig (Gaggenau: rund 350 Mitarbeiter, Sömmerda: rund 100 Mitarbeiter). 2011 betrug der Umsatz von KWH 65 Millionen Euro.

Weitere Informationen über Schultze & Braun:

Die Schultze & Braun GmbH Rechtsanwaltsgesellschaft – Wirtschaftsprüfungsgesellschaft berät Unternehmen in der Krise in Sanierungs- und Restrukturierungsfragen und zeigt gesunden Unternehmen vorbeugende, insolvenzvermeidende Maßnahmen auf, außerdem wird die allgemeine Rechts- und Steuerberatung von Privatpersonen und Unternehmen übernommen.




 


Bild: © cinez

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