Meilenstein im Insolvenzverfahren der Stadtwerke Gera AG
Meilenstein im Insolvenzverfahren der Stadtwerke Gera AG: Beteiligung an der GWB Elstertal verkauft
Im Insolvenzverfahren über das Vermögen der Stadtwerke Gera Aktiengesellschaft ist ein weiterer Meilenstein erreicht: Nach einem EU-weit ausgeschriebenen Transaktionsprozess konnte jetzt ein Investor für die 74,9 prozentige Beteiligung an der GWB „Elstertal” Geraer Wohnungsbaugesellschaft mbH (GWB) gefunden werden. Die international renommierte und in Deutschland bereits mit einigen Referenzprojekten vertretene Immobiliengesellschaft Benson Elliot hat die Anteile übernommen. Ein entsprechender Kaufvertrag zwischen dem Unternehmen und dem Insolvenzverwalter der Stadtwerke Gera AG, Dr. Michael Jaffé, ist vollzogen worden. Über den Kaufpreis wurde – wie üblich bei solchen Transaktionen – Stillschweigen vereinbart.
Die Stadt Gera, die unverändert die übrigen 25,1 Prozent an der GWB hält, hatte nach einem Sachvortrag von Dr. Jaffé mit einem Stadtratsbeschluss zu Satzungsänderungen bei der GWB im Dezember 2015 den Weg für den erfolgreichen Abschluss des Veräußerungsprozesses bereitet. Der satzungsgemäße Auftrag der GWB „…die sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung der Bevölkerung…“ sicherzustellen, bleibt bestehen und die Stadt Gera konnte sich marktübliche Mitbestimmungsrechte sichern.
„Wir haben uns während des gesamten, über ein Jahr dauernden Verkaufsprozesses sehr eng mit der Stadt abgestimmt. Nur so konnten wir das gemeinsame Ziel erreichen, einen geeigneten Partner für die Beteiligung an der GWB zu finden, der investieren will und auch neue Potenziale für den Wohnungsbau in der Stadt Gera erschließt. Der jetzt erzielte Abschluss ist auch für die Gläubiger im Insolvenzverfahren das beste Ergebnis“, betonte Insolvenzverwalter Dr. Michael Jaffé.
Philipp Braschel, Partner bei Benson Elliot fügte hinzu: “Deutsche Wohnimmobilien bieten weiterhin eine attraktive Investmentchance in einem Umfeld anhaltend niedriger Zinsen. Als strategischer Partner freuen wir uns darauf nachhaltig in den Wohnungsbestand zu investieren und nach den Unsicherheiten der vergangenen Jahre die GWB kooperativ in die Zukunft zu begleiten.“
Für die Mitarbeiter ändert sich mit dem Einstieg des neuen Investors nichts, ihre Arbeitsverträge bleiben unverändert bestehen. Auch die Mietverträge mit der GWB behalten unverändert ihre Gültigkeit.
Im Rahmen des Veräußerungsprozesses wurden insgesamt rund 100 potenzielle Investoren angesprochen, darunter kommunale und private Wohnungsbaugesellschaften, Immobilienmanager, Versicherungen sowie Versorgungswerke in ganz Deutschland. Nur fünf davon gaben ein unverbindliches, indikatives Angebot ab. Nach Abschluss intensiver inhaltlicher, finanzieller und rechtlicher Prüfungen und Verhandlungen wurde das Angebot von Benson Elliot als bestes ausgewählt.
Benson Elliot erweitert mit dem Kauf seinen in Deutschland gehaltenen Immobilienbestand und plant, in Abstimmung mit der Stadt, in die Verbesserung der Wohnsituation in Gera und die Senkung der Leerstandsquote zu investieren.
Der Verkauf der GWB Anteile markiert einen weiteren großen Fortschritt im Insolvenzverfahren über das Vermögen der Stadtwerke Gera AG (SWG). Nachdem es der Insolvenzverwaltung zunächst gelungen war, die Betriebe nach dem Insolvenzantrag schnell zu stabilisieren und in der Folge mit Unterstützung des Gläubigerausschusses sowie der Stadt Gera und des Landes Thüringen ohne Einschränkungen fortzuführen, konnte bereits 2015 für zwei Beteiligungen eine nahtlose Fortführungslösung realisiert werden. So übernahm der bisherige Minderheitsgesellschafter Veolia weitere Anteile an der Geraer Umweltdienste GmbH & Co. KG (GUD). Mit dieser Lösung wurde sichergestellt, dass die GUD als Entsorgungsunternehmen ihre für die Bevölkerung der Stadt Gera wie für den umliegenden Landkreis Greiz wichtigen Aufgaben weiterhin in der gewohnten Konstellation wahrnehmen kann. Dasselbe galt auch für die Übernahme der SWG Anteile an der SITA Abfallverwertung GmbH durch die SITA Deutschland. Ende 2015 konnte zudem das Grundstück, auf dem der Flugplatz Gera-Leumnitz betrieben wird, mit einem guten Ergebnis an die Stadt Gera verkauft und so auch der Betrieb des Flugplatzes gesichert werden.
Auch für die übrigen Beteiligungsunternehmen der SWG zeichnen sich Fortführungslösungen ab.
Weitere Informationen:
Die GWB „Elstertal“ Geraer Wohnungsbaugesellschaft mbH ist ein kommunales Wohnungsbauunternehmen und verfügt aktuell über mehr als 6.700 Wohn- und Gewerbeeinheiten sowie eine Vielzahl an unbebauten Flächen in Gera. Damit ist die GWB einer der Marktführer in Gera. Sie beschäftigt derzeit 47 Mitarbeiter und generierte in 2015 einen Umsatz von rd. 24,6 Mio. Euro, der größtenteils aus der Hausbewirtschaftung stammt, überwiegend von Wohneinheiten. Seit Januar 2003 hielt die Stadtwerke Gera Aktiengesellschaft (SWG) 74,9 Prozent der Geschäftsanteile. Nach dem Ende Juni 2014 gestellten Insolvenzantrag eröffnete das Amtsgericht Gera am 1. Oktober 2014 das Insolvenzverfahren über das Vermögen der SWG. Die GWB ist nicht direkt von der Insolvenz der SWG betroffen, der operative Geschäftsbetrieb konnte davon unabhängig uneingeschränkt fortgeführt werden und erbrachte in den vergangenen Jahren – unter der Insolvenzverwaltung der SWG – ein positives Ergebnis.
Zu den national und international bekanntesten Insolvenzverfahren von Dr. Michael Jaffé zählen der Medienkonzern KirchMedia, Qimonda sowie die deutschen Tochtergesellschaften der Petroplus-Gruppe, des größten unabhängigen Raffineriebetreibers in Europa. Darüber hinaus gelang es ihm in den letzten Jahren unter anderen die Sanierung des Wohnwagen-Produzenten Knaus Tabbert, der Grob Aerospace sowie der Cinterion Wireless Modules Holding GmbH abzuschließen. 2014 konnte er den Geschäftsbetrieb der Kaiser GmbH, eines wichtigen Zulieferers für die internationale Automobilindustrie mit 640 Arbeitnehmern, vor dem Aus retten und einen Investor dafür finden. Das Amtsgericht Gera bestellte Dr. Michael Jaffé als Insolvenzverwalter der Stadtwerke Gera Aktiengesellschaft, einer Holdinggesellschaft mit einem Konzernumsatz von rund 190 Mio. Euro. Es handelt sich dabei um die erste Insolvenz eines Stadtwerke-Konzerns in Deutschland.
Die Kanzlei JAFFÉ Rechtsanwälte Insolvenzverwalter zählt seit mehr als zwei Jahrzehnten zu den führenden Kanzleien in den Bereichen Insolvenzverwaltung, Insolvenzrecht und Prozessrecht, insbesondere in komplexen und grenzüberschreitenden Verfahren. Die Anwälte der Kanzlei verstehen Unternehmenskrise und Insolvenz nicht als Ausdruck unternehmerischen Scheiterns, sondern setzen sich mit großem Nachdruck und Erfolg dafür ein, dass das Unternehmen in der Insolvenz saniert wird, Arbeitsplätze erhalten und zugleich die Gläubiger bestmöglich befriedigt werden, und zwar sowohl innerhalb eines klassischen Insolvenzverfahrens als auch im Rahmen von Eigenverwaltungen und Schutzschirmverfahren. Dr. Jaffé und die Anwälte der Kanzlei werden regelmäßig als Insolvenzverwalter und Sachwalter bestellt; ihre Erfahrungen und ihre Unabhängigkeit sind ein Garant für ein faires und erfolgreiches Verfahren.
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